Energiewendebarometer 2023

Zusammen mit den anderen IHKs in Deutschland hat die IHKLW in der Zeit vom 12. Juni bis zum 2. Juli 2023 Unternehmen aus allen Branchen befragt, wie sie die aktuelle Energiepolitik und die Energiewende hin zur Klimaneutralität einschätzen und auf welche Maßnahmen und Strategien die Betriebe dabei setzen. Die Antworten von 3.572 Betrieben zeigen: Besorgnis und Skepsis der Unternehmen haben zugenommen.

Fehlende Wettbewerbsfähigkeit drängt Unternehmen ins Ausland

In der Industrie verstärken sich die Abwanderungspläne. Fast ein Drittel der Industriebetriebe (31,7 Prozent) plant oder realisiert die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland bzw. die Einschränkung der Produktion im Inland als Reaktion auf die energiepolitischen Rahmenbedingungen. Dies ist eine Verdopplung gegenüber dem letzten Jahr –damals berichteten 16 Prozent der Industriebetriebe von geplanten oder realisierten Kapazitätsverlagerungen ins Ausland. Wie im letzten Jahr sind gut die Hälfte erst Planungen, der andere Teil dagegen bereits abgeschlossene oder laufende Maßnahmen.

Bürokratie und fehlende Verlässlichkeit der Energiepolitik hemmen Transformationsbemühungen

Bei den Transformationshemmnissen hin zur Klimaneutralität zeigt sich dieses Jahr ein deutliches Ergebnis: Fehlende Information bzw. Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik rücken an die erste Stelle der Transformationshemmnisse mit einer Nennung von fast zwei Dritteln der Unternehmen. Die Vielzahl neuer Vorschriften und Regulierungen und die Hektik der Gesetzgebung des letzten und dieses Jahres spiegeln sich in diesen Antworten wider.
Im Vergleich zum letzten Jahr weiter sehr kritisch eingeschätzt wird die hohe Bürokratie. Die Betroffenheit hat gegenüber dem letzten Jahr noch einmal zugenommen. 58 Prozent der Unternehmen sehen dies als Belastung – in allen Branchen gleichermaßen -, dicht gefolgt von langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren, die besonders dem Baugewerbe zusetzen.

Empfehlungen der Wirtschaft an die Bundesregierung

Angesichts der herausfordernden Transformation hin zur Klimaneutralität finden bei den Unternehmen insbesondere zwei Themen ungeteilte Zustimmung von über 80 Prozent: Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen sein und die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge sollten verbessert werden, um die Energiewende sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten. An dritter Stelle folgt eine große Zustimmung zum weiteren Absenken von Steuern und Abgaben auf den Strompreis.
Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen als zunehmendes Problem sehen die Unternehmen ebenfalls mit einer hohen Zustimmung. Der Netzausbau bleibt damit eine zentrale Aufgabe der Energiepolitik. Mehr als 63 Prozent der Unternehmen stimmen zu, dass der Zugang zu Wasserstoff als Energieträger für Unternehmen aller Branchen und in allen Regionen planungssicher gewährleistet werden sollte. Neben Wasserstoff, der aus erneuerbarem Strom erzeugt wird, sollte auch CO2-armer Wasserstoff aus weiteren Herstellungsverfahren am Markt vorhanden sein, fordern 58 Prozent.