Plan B-Studie

Die Energiewende zählt zu den größten Transformationsaufgaben unserer Zeit. Doch der bisher eingeschlagene Kurs droht in eine Sackgasse zu führen: hohe Kosten, komplexe Regulierung und ein immer größerer Wettbewerbsnachteil für den Standort Deutschland. Mit der Plan B-Studie stellt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) einen neuen Ansatz vor, wie Klimaschutz wirksam, wirtschaftlich tragfähig und international abgestimmt gestaltet werden kann.

Ausgangslage: Kosten und Risiken auf dem aktuellen Pfad

Laut der von Frontier Economics im Auftrag der DIHK erstellten Untersuchung belaufen sich die Energiesystemkosten in Deutschland bis 2049 auf bis zu 5,4 Billionen Euro. Allein für Netze und Energieimporte werden rund 3,2 Billionen Euro erwartet. Schon heute liegen die Energiepreise deutlich über denen wichtiger Wettbewerbsstandorte wie USA oder China.
Zudem verursachen Bürokratie und komplexe Regulierung hohe indirekte Kosten: Jährlich fallen allein auf Bundesebene bis zu 10 Milliarden Euro an zusätzlichen Belastungen an. Für viele Unternehmen sind die Energiekosten bereits nicht mehr tragbar – rund 60 Prozent der Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten erwägen laut IHK-Energiewende-Barometer 2025 eine Einschränkung ihrer Produktion in Deutschland.

Der Plan B: Ein atmender politischer Rahmen

Die Studie plädiert für einen klaren Kurswechsel – einen „Plan B“, der die Energiewende flexibler, effizienter und stärker europäisch eingebettet gestaltet. Kernelemente sind:
  • Technologieoffenheit statt kleinteiligem Mikromanagement: Alle Dekarbonisierungsoptionen – von Wasserstoff über CCS bis Biomethan – sollen genutzt werden können.
  • Cap-and-Trade-System für alle Treibhausgasemissionen als zentrales Steuerungsinstrument. Damit werden starre Technologieszenarien durch ein Emissionsbudget ersetzt, das international abgestimmt und flexibel anpassbar ist.
  • Internationale Koordinierung im Rahmen einer Peer Group („G20+X“), um nationale Alleingänge zu vermeiden und global zusätzliche Klimaschutzimpulse zu setzen.
  • Staatliche Verantwortung für Infrastruktur und Rahmenbedingungen: Sektorenübergreifende Netzplanung, Förderung von Forschung und Qualifizierung sowie gezielte Versicherungsinstrumente zur Risikobegrenzung.

Konkrete Vorschläge für kurzfristige Entlastungen

Ergänzend zum langfristigen Konzept macht die DIHK konkrete Vorschläge, um Kosten bereits heute zu senken:
  1. Infrastruktur sektorübergreifend planen – Strom-, Gas-, Wasserstoff- und CO₂-Netze verzahnen und europäisch koordinieren.
  2. Netzkosten begrenzen – Baukostenzuschüsse für Speicher, weniger Erdkabelzwang.
  3. Alle Dekarbonisierungsoptionen zulassen – Rechtsrahmen für CCS, Geothermie und neue Wasserstofftechnologien schaffen.
  4. Keine neuen Umlagen, Stromsteuer senken – Entlastung für Unternehmen und private Verbraucher.
  5. Förderlogik erneuerbarer Energien anpassen – weg von laufenden Betriebskostenzuschüssen hin zu Investitionsförderungen.
  6. Regulierung vereinfachen – Bürokratie abbauen, insbesondere bei GEG und EnEfG.

Fazit: Energiewende neu denken

Die Plan B-Studie zeigt: Klimaschutz und wirtschaftliche Stärke schließen sich nicht aus. Im Gegenteil – Technologieoffenheit, Marktmechanismen und internationale Zusammenarbeit sind die Voraussetzungen, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Exemplarische Modellierungen deuten auf Einsparpotenziale von über einer Billion Euro allein im Energiesystem hin.
Für die Wirtschaft bedeutet das: Planungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und neue Wachstumsimpulse. Für die Gesellschaft: eine Energiewende, die Klimaschutz und Wohlstand gleichermaßen sichert.

Mehr Informationen finden Sie auf der DIHK-Seite: Plan B-Studie.