Krisenmanagement

Jedes Unternehmen gerät in seiner Entwicklung in mehr oder weniger ernste Schwierigkeiten. Krisen wird es immer geben. Deshalb: Bereiten Sie sich so früh wie möglich auf diese Ernstfälle vor.
Krisen können externe oder interne Ursachen haben.
Mögliche externe Gründe: 
  • Konjunktur und Veränderungen des Marktes
  • Verändertes Kundenverhalten
  • Kaufkraftänderung am Standort
Mögliche interne Gründe:
  • Unternehmer-Person (ungenügende kaufmännische bzw. fachliche Qualifikation)
  • Unternehmensplanung (Standortwahl, Marktentwicklung)
  • Unternehmensführung (Fehlentscheidungen)
  • Unternehmenspartner (verspätete Zahlungen, Forderungsausfälle)
Viele Gründe – ein Weg in die Zahlungsunfähigkeit, dem Sie vorbeugen können!

Früherkennung und Krisenvorbeugung

Eine Krise deutet sich in der Regel bereits lange vor dem Entstehen einer finanziellen Notlage an. Bemühen Sie sich deshalb um eine systematische Früherkennung:
  1. Werten Sie Ihre aktuellen Markt- und Wettbewerbsbedingungen regelmäßig aus.
  2. Sorgen Sie für eine systematische Unternehmensplanung und deren Umsetzung (Controlling).
  3. Organisieren Sie eine zeitnahe und aussagekräftige Buchhaltung. Setzen Sie sich mit den Monatsauswertungen auch inhaltlich auseinander. Verschaffen Sie sich durch eine vernünftige Dokumentation einen Überblick über die zeitliche Entwicklung des Umsatzes und der Kosten. Bei verschiedenen Geschäftszweigen sollten Umsätze und Kosten möglichst zugerechnet werden können, damit Sie erkennen können, wie erfolgreich Sie mit welcher Aktivität sind.
  4. Prüfen Sie Ihr Unternehmen immer wieder auf Anzeichen für eine sich andeutende Krise ab, um vorbeugende Maßnahmen einleiten zu können.
Ein Instrument zur Früherkennung von Unternehmenskrisen ist die sogenannte „Früherkennungstreppe“, die Ihnen bei der Einschätzung Ihrer aktuellen Lage hilft – und Ihre Selbst-Analyse in folgende Phasen gliedert: Früherkennung, Späterkennung und „Sehrspäterkennung“.
Frage
Ihre Beurteilung:
ja/nein
Phase
Gibt Ihnen Ihre Bank noch Geld?
Sehrspäterkennung
Reicht Ihr flüssiges Geld noch aus?
Räumen die Lieferanten noch Kredit ein?
Ist Ihr Betriebsergebnis wirklich gut?
Späterkennung
Steigt Ihr Umsatz?
Haben Sie Ihre Kosten wirklich im Griff?
Haben Sie neue Geschäftsideen?
Früherkennung
Haben Sie neue Produkte/Dienstleistungen?
Haben Sie genug neue Kunden gewonnen?
Wenn Sie eine der Fragen mit „nein“ beantworten, ist das schon als Frühwarn-Zeichen zu werten.
Als weitere Frühwarn-Indikatoren bieten sich auch folgende Kennzahlen an:
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Eigenkapitalquote = Eigenkapital: Bilanzsumme
Die Eigenkapitalquote sollte mindestens zehn Prozent, besser mehr betragen. Der westdeutsche Durchschnitt liegt bei etwa 20 Prozent.
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Kapitalrückflussquote = Cash-Flow: Bilanzsumme
Die Kapitalrückflussquote sollte über vier Prozent liegen. Sie drückt die Ertragskraft des Unternehmens aus und zeigt, welcher Einnahmenüberschuss mit dem eingesetzten Kapital erwirtschaftet werden konnte.
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Umsatzrendite = Gewinn vor Steuern: Umsatz
Die Umsatzrendite drückt aus, wie viel Prozent des Umsatzes als Gewinn übrig bleiben und sollte über einem Prozent liegen.
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Cash-Flow-Marge = Cash-Flow: Umsatz
Der Cash-Flow definiert den Einnahmenüberschuss innerhalb eines bestimmten Zeitraums und beschreibt unter anderem die Finanzkraft eines Unternehmens. Der Cash-Flow = Jahresüberschuss + Abschreibungen +/- Erhöhungen oder Verringerungen der langfristigen Rückstellungen. Die Cash-Flow-Marge sollte über zwei Prozent liegen.
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Dynamischer Verschuldungsgrad =
(Verbindlichkeiten – liquide Mittel): Cash-Flow
Der dynamische Verschuldungsgrad gilt als Indikator für den Zeitraum, den ein Unternehmen zur Tilgung einer aktuellen Schuld allein aus dem Cash-Flow benötigen würde. Vorausgesetzt, der Cash-Flow wird nur zur Tilgung der Verbindlichkeiten genutzt.
Wenn mehrere dieser Kennzahlen kritische Werte zeigen, sollten Sie sich auf jeden Fall mit diesem Warnsignal beschäftigen. 

Handlungsbedarf in der Frühphase einer Unternehmenskrise

Im Frühstadium einer Unternehmenskrise können Sie die Probleme analysieren und Gegenmaßnahmen einleiten. Die Aufgaben im Überblick:
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Aufgabenstrategie
Werten Sie mit einer Kostenstellenrechnung aus, welche Produkt- oder Dienstleistungsbereiche den Erfolg des Unternehmens gefährden. Solche Bereiche müssen in der Regel abgestoßen werden. Überprüfen Sie alle Geschäftsfelder. Werfen Sie einen Blick auf materielle und personelle Ressourcen und nehmen Sie notwendige Änderungen vor.
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Konsolidierungsstrategie
Stellen Sie sicher, dass die erfolgreichen Produkte Ihres Unternehmens ihre Position auf den Märkten behaupten. Überprüfen Sie die Kosten – und bauen Sie die Wettbewerbsvorteile des Produktes aus.
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Verdrängungsstrategie
Rücken Sie mit einem durchdachten Marketing- und Vertriebskonzept Ihre Wettbewerbsvorteile in das richtige Licht – und erschließen Sie sich neue Kunden(gruppen).
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Tätigkeitsfelder-Erweiterungsstrategie
Erweitern Sie Ihre Produktpalette und erschließen Sie sich damit neue Märkte.

Sanierung

Bei einer Insolvenz ist eine Sanierung erforderlich. Gute Erfolgsaussichten für eine Sanierung bestehen, wenn
  • Sie Ihren Markt und Ihre Wettbewerber gut kennen,
  • Ihre Produkte oder Leistungen nach wie vor gefragt sind,
  • Sie sich auf kompetente, verantwortungsbewusste und motivierte Mitarbeiter stützen können und
  • die Flut Ihrer Probleme noch zu bewältigen ist.
Grundsätzlich ist eine Sanierung eine Aufgabe der Unternehmensführung. Bilden Sie ein Sanierungsteam mit Ihren fähigsten Mitarbeitern. Nehmen Sie Kontakt zu Ihrer IHK und danach zu einem Unternehmensberater und Sanierungs-Experten auf. Das erste Beratungsgespräch ist meistens kostenlos und hilft Ihnen, Ihre Probleme objektiv zu analysieren und ihnen professionell zu begegnen.

Sofortmaßnahmen

Sofortmaßnahmen können helfen, eine drohende Illiquidität zu vermeiden und Zeit zu gewinnen, um die Sanierung zu planen:
  • Bringen Sie eine Bareinlage in Ihr Unternehmen ein! Möglicherweise ist es Ihnen möglich einen stillen Gesellschafter einzuwerben oder bestehende Beteiligungen zu erhöhen.
  • Verkaufen Sie Betriebsvermögen, das nicht unbedingt benötigt wird. Dabei gibt es bei Immobilien zum Beispiel auch sogenannte Sale-and-lease-back-Lösungen.
  • Treiben Sie ausstehende Forderungen ein und nutzen Sie dafür ggf. auch Inkasso-Firmen! Verkürzen Sie die Zahlungsziele! Schaffen Sie ggf. Anreize für schnelle Zahlungen (Rabatte)!
  • Zögern Sie Ihre Zahlungen so lange wie möglich hinaus!
Kurzfristiges Ziel: Liquiditätsverbesserung
  • Bitten Sie Ihr Kreditinstitut und Ihre Lieferanten um etwas Geduld! Sprechen Sie offen mit Ihnen über Ihre Situation! Schaffen Sie dabei Vertrauen!
  • Handel Sie mit Ihrem Kreditinstitut einen günstigeren Kreditrahmen aus. Dafür brauchen Sie ein aussichtsreiches Sanierungskonzept.
  • Treten Sie Ihre Forderungen ggf. an ein Factoring-Unternehmen ab! Dies setzt allerdings eine bestimmte Forderungsstruktur und einen bestimmten recht hohen Forderungsumfang voraus.
  • Besprechen Sie die Situation ggf. mit den Mitarbeitern. Besteht die Bereitschaft, bei den Gehältern Zugeständnisse zu machen? Würde die Verzögerung von Gehaltszahlungen akzeptiert werden?
Mittelfristiges Ziel: Stabilisierung des Unternehmens
  • Überprüfen Sie Ihr Unternehmenskonzept und passen Sie es ggf. den Marktgegebenheiten an.
  • Passen Sie Ihre Kosten der Unternehmenssituation an.
  • Sorgen Sie für eine effektivere Organisation des Unternehmens.
  • Bauen Sie ein effizientes Mahnwesen auf.
  • Zahlen Sie Ihre Mitarbeiter leistungsbezogen.
Langfristiges Ziel: Möglichkeiten zur Stärkung des Unternehmens
  • Ändern Sie die Unternehmens-Rechtsform.
  • Suchen Sie neue Gesellschafter.
  • Gliedern Sie Unternehmensteile aus oder legen Sie bisher getrennte Unternehmensteile zusammen.
  • Suchen Sie einen günstigeren Standort.
  • Entwickeln Sie neue Produkte, Programme, Sortimente.
  • Erschließen Sie neue Märkte.
  • Führen Sie moderne Produktionstechnologien ein, die langfristig Kosten einsparen.
  • Treffen Sie „make or buy“-Entscheidungen (selbst produzieren oder dazu kaufen).