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Coaching bis Gin
Mit Stefan Schwille ins Sparring gehen
Wo ein Schwille ist, ist auch ein Weg: Wenn Stefan Schwille merkt, dass Menschen über sein Motto schmunzeln, dann hat er schon eins seiner Ziele erreicht. Schließlich soll die Stimmung gut sein, wenn der Führungskräfte-Coach aus Buchholz i. d. N. mit seinem Gegenüber ins Sparring geht. So nämlich sieht der Diplom-Pädagoge und Kampfsportler seine Arbeit: als „Sparring, also eine Kombination aus Coaching, Beratung und Training“. Aufgewachsen in einer Offiziersfamilie wollte Stefan Schwille zunächst Berufssoldat werden. Doch während seines Bundeswehrstudiums merkte er, wie gern er die Luft in der Wirtschaft schnupperte. 2007 verließ er nach 14 Jahren die Bundeswehr und machte sich gemeinsam mit einem Partner im Bereich Headhunting und Coaching selbstständig. Es folgten Stationen als Angestellter unter anderem für die Unternehmensberatung Kienbaum Consultants International GmbH – doch die Idee der Selbstständigkeit ließ Schwille nicht los.
„Ich hatte so viele Ideen, wollte wieder meine selbst entwickelten Ansätze verfolgen und meine eigenen Qualitätsansprüche umsetzen“, erzählt der 50-Jährige. Seit 2021 tut er das unter dem Namen „Herr Schwille“. Das Sparring erfolge in erster Linie per MS Teams oder Zoom: „Das hat sich sehr bewährt und die Effektivität der Zusammenarbeit ist dadurch deutlich gestiegen.“ Schwille hat dadurch Kundschaft in ganz Deutschland sowie in Österreich und der Schweiz. Die Kundschaft, etwa zur Hälfte Frauen, komme zu 90 Prozent auf Empfehlung zu ihm. „Darauf bin ich stolz.“
Fehler aus der ersten Gründung, wie etwa der Ansatz, alles selbst machen zu müssen und sich zu wenig Erholungsphasen zu gönnen, hat er in der zweiten nicht wiederholt. Geholfen haben außerdem der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit sowie der Austausch mit anderen Selbstständigen, „vor allem auch aus völlig anderen Branchen“.
2024 schrieb Stefan Schwille sein erstes Buch mit dem Titel „zuFrieden: Mutmachende Kurzgeschichten über meinen Ausstieg aus der beruflichen Abhängigkeit“, dieses Jahr soll ein weiteres folgen. Das Thema: Netzwerken in Vertrieb und Selbstmarketing.
Coaching in Handwerk und Bau
Er ist vom Fach – daher weiß Christian von Hofe auch um die Stressfaktoren, die die Baubranche bietet. Nachdem er selbst erlebte, wie hilfreich ein Coaching für ihn gewesen ist, gründete er ein zweites Standbein neben seinem Hauptberuf: Der 41-Jährige aus Lemgow, Landkreis Lüchow-Dannenberg, hat sich als Coach speziell in der Handwerks- und Baubranche selbstständig gemacht. Außerdem arbeitet er angestellt als Führungskraft in der Produktion von Dämmstoffen.
Nach der Ausbildung zum Elektroinstallateur legte Christian von Hofe zunächst sein Fachabitur nach, um anschließend Angewandte Automatisierungstechnik an der Leuphana Universität Lüneburg zu studieren. Nach einigen Jahren als Projektleiter in Berlin kehrte der Wendländer in seine Heimat zurück – und hatte nicht nur viele Erfahrungen aus der Baubranche sowie ein berufsbegleitendes Wirtschaftsstudium im Gepäck, sondern auch etwas, das er nun an andere weitergeben will. „In einer besonders stressigen Phase als Projektleiter zog ich einen Coach zu Rate“, erzählt Christian von Hofe. Die Erkenntnisse aus dieser Zeit inspirierten ihn, schließlich selbst eine Coaching-Ausbildung zu absolvieren.
„Dabei geht es darum, dass der Klient oder die Klientin selbst auf praktische Lösungen kommt“, erklärt er. Wichtig ist von Hofe dabei vor allem, Perspektivwechsel anzuregen. In den Gesprächen gehe es oft um Generationenkonflikte, Fachkräftemangel oder auch unterschiedliche Wahrnehmungen und Bedürfnisse.
Im Sommer 2024 als Nebenerwerb gegründet, nimmt Christian von Hofe die Coachingtermine abends und samstags wahr – vor allem digital. „Das kommt vielen sehr gelegen“, sagt er. Seine größte Herausforderung ist nun, seine Klientel dazu zu ermutigen, überhaupt Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Viele in der Branche sind es gewohnt, alles selbst zu regeln. Doch manchmal braucht es einen Sparringspartner, um Klarheit zu gewinnen und effektive Lösungen zu finden.“
Wolfsburger brennt eigenen Gin
Seit mehr als 20 Jahren interessiert er sich für dieses Getränk – seit kurzem stellt er es selbst her: Yven Wischnewski hat sich im Nebenerwerb mit einer Destille selbstständig gemacht. Ihr Name verrät schnell, worum es sich hier dreht: Es ist die Giniti Destillerie.
Als Hobby fing es an: Vor gut sieben Jahren begann der gelernte Veranstaltungskaufmann, Gin zu sammeln und Destillen zu besuchen. „Ich informierte mich immer mehr über die Technik und besuchte Lehrgänge in Österreich“, erzählt der frisch gebackene Gründer.
Angestellt als Sales Manager bei einem Autozulieferer, entschied der 45-Jährige voriges Jahr: „Ich ziehe das jetzt durch. Ich kaufe eine Destille und brenne meinen eigenen Gin.“ Mit wie vielen Regelungen er nach dieser Entscheidung konfrontiert werden würde, damit hatte er allerdings nicht gerechnet.
So musste der zukünftige Destillateur nicht nur ein Fenster in das Gebäude einbauen, damit eine Person des Zolls jederzeit einen Blick auf die Destillieranlage werfen kann. Er darf auch nur zu Zeiten brennen, zu denen der Zoll ebenfalls arbeitet. „Das ist natürlich ärgerlich für mich, da ich im Nebenerwerb brenne und dies gern an Feiertagen oder Sonntag tun würde“, sagt Wischnewski. Er nutzt ausschließlich Wasser aus der Rotheburg-Quelle in 70 Metern Tiefe, weil es besonders weich ist. „Das schmeckt man.“ Die Zusätze von Wacholder über Koriander, Kardamom, Iriswurzel, Süßholzwurzel, Ingwer oder auch Zitrusfrüchte sind allesamt bio. Den versteuerten Agraralkohol bezieht er westlich von Hannover.
Bei „Giniti“ ist alles handgemacht: vom Schälen der Früchte bis zum Etikett auf der Flasche. Zu kaufen gibt es den Gin aus Nordsteimke bislang ausschließlich im Onlineshop und direkt in der Destillerie, der Vertrieb in lokalen Supermärkten ist geplant. Sein Ziel ist der Verkauf von 100 bis 150 Flaschen im Monat – bei 1.500 Flaschen pro Jahr deckt er seine Kosten. Natürlich will Wischnewski auch Tastings anbieten und einmal im Monat einen Tag der offenen Destille – für all diejenigen, die sich genauso brennend für diesen Brand interessieren wie er.
Carolin George
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