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Von Datenschutz bis Flüssiggas
Jede Menge coole Geschäftsideen und spannende Produktentwicklungen: Die UW-Redaktion präsentiert die bunte Wirtschaftswelt im IHKLW-Bezirk.
Mit Enthusiasmus und langem Atem
Es ist eine spannende Historie, die der Gifhorner Glockenpalast vorzuweisen hat. Ein wenig skurril – so wie der Bau selbst mit seinen 50 goldenen Kuppeln, der holzgeschnitzten Galerie und der überlebensgroßen Statue des heiligen Josef, Schutzpatron der Handwerker, in 20 Meter Höhe. Das Projekt begann 1996, um europäischem Kunsthandwerk eine Plattform zu bieten, und endete 2022 mit dem Verkauf des Areals an die Stadt – vorerst. 2023 beschloss der Gifhorner Horst Edler, den Komplex neu zu beleben: Heute warten im 3.500 Quadratmeter großen Gebäude eine Ausstellung über dessen Geschichte, eine Glockengießerei – und 100 auf Hochglanz polierte Motorräder.
Seit 1989 ist der 65-Jährige in der Motorradbranche erfolgreich, verkauft mit seinem Team Metisse GmbH Ersatzteile in die ganze Welt. In der Corona-Zeit ergab sich die Gelegenheit, in Braunschweig einen Teil der Sammlerstücke auszustellen, die er selbst zusammengetragen hat. „Das kam sehr gut an, weil die Menschen Spaß daran hatten, Motorräder anzuschauen, die zwischen 1970 und 2000 gebaut wurden.“ Die Resonanz war so positiv, dass Horst Edler Ende 2022 beschloss, den Glockenpalast zu pachten und das „Classic Superbikes Motorrad Museum“ zu eröffnen. Der Erfolg gibt ihm Recht: Mit Jahresende werden etwa 30.000 Menschen das Gelände besucht haben. „Nicht alle kommen ins Museum. Aber wir haben Motorradfans aus der ganzen Welt zu Gast. In 2024 waren Menschen aus 65 Ländern und von fünf Kontinenten zu Besuch.“ Wohl wissend, dass seine eigene Leidenschaft zwar von vielen geteilt wird, aber eben auch eine Nische bedient, hat Horst Edler einiges vor: „Wir planen für 2025 Events mit Prominenten aus der Motorsport-Branche sowie eine große Lego-Ausstellung für Familien.“ Längst ist der Glockenpalast auch Ziel für Betriebsausflüge. „Ich hatte nie die Illusion, dass wir sofort überrannt werden. Aber ich habe den Glockenpalast für zehn Jahre gepachtet und bin überzeugt, dass wir mit unserem Enthusiasmus viel erreichen können.“ Übrigens auch mit dem Ziel, die eigene Heimatregion zu stärken.
Datenschutz als Selbstverständlichkeit
Handwerker, Ärzte, Online-Agenturen, mittelständische Betriebe. „Wir betreuen bundesweit einen bunten Blumenstrauß an Kund*innen“, sagt Lennart Maack. Dass dies so sein würde, war dem Sicherheitsmanager schon im März 2022 bei der Gründung seines Unternehmens Insecco – Industry Security Consulting klar. „Das Thema Datenschutz betrifft jeden“, sagt der 37-Jährige.
Lennart Maack ist kein klassischer IT-ler. Nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechaniker ging er nach Berlin, um dort „Security Management“ zu studieren. „Ein Studiengang, bei dem es nicht nur um Datenschutz, sondern auch um Risikomanagement und Sicherheitskonzepte geht.“ Kompetenzen, die den Lüneburger zum DB-Konzern und schließlich zur S-Bahn-Wache Hamburg führten, wo er als Führungskraft die Unternehmensseite kennenlernen konnte. Nach der Fortbildung zum TÜV-zertifizierten Datenschutzbeauftragten und -auditor reifte der Entschluss, sich selbstständig zu machen.
Als externer Datenschutzbeauftragter freut sich Lennart Maack über jedes Unternehmen, das den Mehrwert des Datenschutzes erkennt. Dabei ist ihm wichtig, dass Datenschutz nicht als reine IT-Aufgabe gesehen wird. „Im Gegensatz zur Cybersicherheit, die sich auf technische Maßnahmen konzentriert, steht beim Datenschutz der verantwortungsvolle Umgang mit persönlichen Daten im Vordergrund.“ Am Anfang stehe die Erkenntnis, dass die IT-Sicherheit eines Unternehmens nur so gut ist wie das Verhalten der Mitarbeitenden. Deshalb müssten saubere Prozesse geschaffen werden. Wie sieht es mit Passwörtern aus? Wie gut ist die Firewall? Werden Daten regelmäßig gesichert? Und wie verfährt man mit Downloads oder der Nutzung von Gäste-WLANs? Insecco bietet seinen Kund*innen eine „Faire Flatrate“ an, die auch Schulungen beinhaltet.
„Natürlich spielen wir auch Feuerwehr nach einem Hackerangriff“, sagt Lennart Maack. Nicht allen Unternehmen sei klar, dass es sich hierbei um meldepflichtige Datenpannen handle, die Bußgelder nach sich ziehen können. Nicht ohne Grund würden inzwischen auch Wirtschaftsprüfende nach Datenschutz und IT-Security fragen. „Die Frage ist nicht, ob, sondern wann eine Datenpanne passieren wird“, so Maack.
Von der Nordheide in die ganze Welt
Sein Schreibtisch steht zu Hause, in einem ruhigen Wohngebiet in Jesteburg. Allerdings findet man Martin Mischke dort höchstens an ein oder zwei Tagen pro Woche. Meist ist der Geschäftsführer von BowWave Consulting unterwegs – in Norddeutschland, in Europa und in der ganzen Welt. Als maritimer Berater und Experte in den Bereichen Flüssiggas, gasförmige Brennstoffe, Wasserstoffherstellung und wirtschaftliches Risikomanagement gehört Flexibilität schlicht zu seinem Beruf. „Die Internationalität macht für mich den besonderen Reiz aus“, sagt der 41-Jährige. „Außerdem ist die maritime Flüssiggaswelt klein, und wir Akteure sind eine eingeschworene Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig unterstützen.“
Dass Martin Mischke ein fester Teil dieser „maritimen Flüssiggaswelt“ geworden ist, war nicht vorhersehbar. Nach dem Abitur studierte der gebürtige Rügener „Nautik und Seeverkehr“ in Rostock. Später durchlief der Diplom-Ingenieur die Offizierslaufbahn und fuhr als Kapitän über die Weltmeere. 2012 stieg er aus – auch, weil er neugierig auf Neues gewesen sei. Nachdem er für zwei alteingesessene deutsche Tankschiffreedereien gearbeitet hat, ist er schließlich zu einem finnischen Gasunternehmen gekommen, das sich mit dem Thema Flüssiggas beschäftigt hat. Der Einstieg in eine Themenwelt, der 2022 in die Selbstständigkeit mündete. Seither dreht sich im Berufsleben von Martin Mischke einiges um „Liquefied Natural Gas“ (LNG) und „Floating Storage and Regasification Units“ (FSRU). „Als Berater kümmere ich mich zum Beispiel um alle deutschen LNG-Terminals.“ Zudem betreut er ein Projekt, bei dem auf einem schwimmenden Ponton Wasserstoff durch die Aufspaltung von Ammoniak gewonnen wird. Zur Unterstützung hat der 41-Jährige noch zwei weitere Experten in seinem Team. Die Aufgaben reichen von maritimer Projektplanung bis zur genauen Kenntnis chemischer Prozesse. „Zu unserem Arbeitsfeld gibt es wenige Bücher im Regal“, sagt Mischke, der nebenbei seine Masterarbeit zum Thema „Ammoniak und Methanol als Schiffskraftstoff“ finalisiert. „Pionierarbeit“ sei normal in seiner Branche. Demnächst soll es für einen Workshop nach Manchester gehen. Und vor Jahresende wohl noch nach Asien. Gut, dass der Flughafen nicht allzu weit entfernt liegt vom Schreibtisch in der Nordheide.
Alexandra Maschewski
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Sandra Bengsch