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„Start-up“ seit 1914
Es gibt durchaus Kundinnen und Kunden, die schon seit Generationen beim mittlerweile 110 Jahre alten Geflügelhof Schönecke einkaufen. Erst bei Heinrich, dann bei Heiner und nun bei Henner und seiner Familie. „Wir leben selbst den Generationsgedanken“, sagt Ruth Staudenmayer, die die Geschicke des Elstorfer Unternehmens zusammen mit Henner Schönecke leitet. „Und wir sind stolz darauf, uns über all die Jahrzehnte hinweg immer an die Bedürfnisse der Zeit angepasst zu haben – als Tierhalter, als Dienstleister und auch als Arbeitgeber.“
Während der „Gründer“ des Hofes 1914 noch mit Pferd und Wagen zum Harburger Sand fuhr, um an einem der ältesten Handelsstandorte Hamburgs das zu verkaufen, was die kleine Hofstelle so hergab, ist Schönecke heute an rund einem Dutzend Standorten in der Metropolregion präsent. Weiterhin in Hamburg-Harburg, der Wiege des Betriebes, genauso wie im Mercado in Altona-Ottensen und auf diversen Wochenmärkten zwischen Uetersen in Schleswig-Holstein bis nach Winsen in der Elbmarsch. Ein Team aus bis zu 140 Mitarbeitenden sorgt für Frische auf vier Marktwagen und im Großhandel, wo die eigenen Geflügel- und Wildspezialitäten, Freiland-Eier und Feinkost ebenfalls vertrieben werden.
„Ein studentischer Mitarbeiter verglich uns einmal mit einem Start-up“, sagt die 50-Jährige, die großen Anteil an diesem innerbetrieblichen „Mindset“ hat. Häufig schon sei man Pionier gewesen – egal ob es um Kartenzahlung und Verpackungen oder um Freilandhaltung und die eigene Biogasanlage gehe. Letztere übrigens Herzensprojekt des umtriebigen Seniors Heiner Schönecke. Seine Frau Ilse zeichnet mit ihren über 80 Jahren noch immer für das Bargeld-Management verantwortlich.
Verantwortung – ein wichtiger Begriff in einem Betrieb, der keinen Feierabend kennt. „Unser Beruf ist sehr arbeitsintensiv“, sagt die Geschäftsführerin, die wie ihre Söhne, beide noch Schüler, regelmäßig zu nachtschlafender Zeit aufsteht, um selbst auf einem der Märkte präsent zu sein. „Es macht Freude, die Welt an bestimmten Stellen entsprechend der eigenen Werte zu verändern.“
Flexibilität gehörte schon immer zum Familienalltag. Hof Schönecke hat zwei Weltkriege überstanden, ist in der Zeit des Wirtschaftswunders gewachsen und hat sich früh den Themen Tierwohl und Nachhaltigkeit zugewandt. „Wir haben heute ein tolles und vergleichsweise junges Team, allerdings auch mit dem Fach- und Arbeitskräfte-Mangel zu tun.“ Dabei mache man „alles mit“, sei auf Messen präsent, bilde aus und sei Partner beim Dualen Studium. Die Unternehmerin ist zudem noch Vizepräsidentin unserer IHKLW. „Ich bin noch nie frustriert, sondern immer inspiriert aus den IHK-Treffen gegangen.“
Was das Schönste am familiären Wirken sei? „Manchmal haben wir das Gefühl, durch unsere guten Lebensmittel ein Stück weit die Gesellschaft zusammenzuhalten. In gewisser Weise sitzen wir bei unseren Kund*innen mit am Tisch“, sagt Ruth Staudenmayer. „Geschenk an sich selbst“ sei das eigene Kundenmagazin „tierisch.menschlich“: „Wir haben so viele Geschichten zu erzählen“, sagt die zertifizierte Wildsommelière. Lieber noch als in die Vergangenheit blicke man dabei jedoch nach vorn.
Alexandra Maschewski
Alexandra Maschewski
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Sandra Bengsch