Auf Wachstum angelgt

Manchmal sind es ja Kleinigkeiten, die sich als Herausforderung entpuppen. Zum Beispiel Klebestreifen. Als Jens und Thomas Sandau 2021 auf dem Gelände ihrer „Bunten Gartenwelten“ einen Concept-Store für Gartenaccessoires und Geschenkartikel eröffneten, hatten sie sich zuvor gründlich Gedanken gemacht: „Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit“, sagt Thomas Sandau. „Also achten wir darauf, wo Produkte hergestellt werden. Und unser Einpackpapier ist kompostierbar. Allerdings ist der biologisch abbaubare Tesafilm bei der Wärme im Sommer einfach geschmolzen.“
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Thomas und Jens Sandau (v.l.) leiten die Sandau und Heindorff Gartengestaltung GmbH aus Nienhagen bei Celle in zweiter Generation. © Ingo Misiak
Auf Details achten – das gehört unter anderem zu den Aufgaben, die sich die beiden Brüder als Geschäftsführer bei Sandau und Heindorff seit zehn Jahren teilen: Jens Sandau (47) verantwortet als Landschaftsarchitekt den Bereich Gartenplanung im Unternehmen, pendelt zwischen dem Stammsitz Nienhagen und einem Büro in Berlin. Gartenbauingenieur Thomas Sandau (50) ist vor allem für die „Bunten Gartenwelten“, also Pflanzenverkauf und Baumschule, zuständig. „Eigentlich machen wir die meisten Bereiche aber zusammen“, stellt das Duo klar. „Wir tauschen uns immer aus, ergänzen unsere Ideen.“
Der Garten ist ein verlängertes Wohnzimmer und ein Erlebnisraum.
Die Brüder bauen so weiter, womit ihr Vater Georg Sandau und Bernd Heindorff 1972 begonnen hatten: „Anfangs hatten sie eine kleine Garage in Celle“, sagt Thomas Sandau und lacht: „Dann eine große Garage, dann eine Scheune und schließlich ein Fabrikgelände mit Wald.“ Im Laufe von drei Jahrzehnten sind daraus die „Bunten Gartenwelten“ entstanden. Gartenliebhaber finden in dem idyllischen Pflanzenpark eine Fülle von Inspirationen, das Fachpersonal steht bei der Auswahl von Stauden und Sträuchern beratend zur Seite.

Soll der Garten neu angelegt oder umgestaltet werden, braucht es ein Konzept: „Früher gab es Rasen und am Rand ein paar Beete“, sagt Jens Sandau. „Heute ist der Garten ein verlängertes Wohnzimmer und ein Erlebnisraum.“
Viele Leute wissen gar nicht, dass es insektenfreundliche Pflanzen-Alternativen gibt.
Den Trend habe die Pandemie noch verstärkt: „Im Homeoffice haben die Leute den Garten wiederentdeckt. Und viele haben gedacht: Es könnte noch schöner sein.“ Ein Teich oder ein Spielparadies? Eine Terrasse mit Outdoor-Küche? Vieles ist möglich, aber nicht alles geht überall. Ein Erstgespräch klärt, in welche Richtung es gehen soll. Bei Pflanzenauswahl und Detailplanung sorgt die Doppelkompetenz der Brüder dafür, dass ein harmonisches Ergebnis entsteht, das ganz zu seinen Benutzern passt. „Die Wünsche der Kunden mit den Bedürfnissen des Gartens zusammenzubringen, das ist jedes Mal aufs Neue eine spannende Aufgabe“, sagt Thomas Sandau. Bodenbeschaffenheit und Lage waren dabei schon immer wichtige Kriterien, Nachhaltigkeit und Klimawandel sind als wichtige Themen hinzugekommen. Der Informationsbedarf sei hoch: “Viele Leute wissen gar nicht, dass es insektenfreundliche Pflanzen-Alternativen gibt.“

Sein Bruder und nennt ein Beispiel: „Gelbe Forsythien kennt jeder, aber für die interessiert sich keine Biene, weil sie Scheinblüten haben. Eine Zaubernuss dagegen blüht zur selben Zeit und ist eine Insektenweide.“ Eine Antwort auf trockene Sommer sind angepasste Bepflanzungen: „Wir schaffen Themenfelder aus Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen. Gekoppelt mit intelligenten Bewässerungssystemen kann man so eine Menge Wasser sparen.“ In Städten werden zunehmend Fassaden begrünt, Jens Sandau hat gerade in Berlin eine große Hauswand mit Stauden bepflanzt. „Die Grünfassade schluckt Schall, isoliert die Wand, verbessert das Klima im Innenhof und bietet Lebensraum für Insekten.“
Das Schönste ist, zu sehen, wenn ein Projekt fertig ist.
Kräftig gewachsen ist auch das Team: 30 Fachkräfte sorgen bei Sandau und Heindorff dafür, dass der Garten von der Idee über den ersten Spatenstich bis zum letzten Pflasterstein aus einem Guss entsteht. Gleich fünf junge Menschen haben im Sommer ihre Ausbildung begonnen, ein neues Firmenleitbild wurde gemeinsam entwickelt. Das Chef-Duo ist dabei immer noch so gartenbegeistert wie am ersten Tag: „Das Schönste ist, zu sehen, wenn ein Projekt fertig ist“, sagt Thomas Sandau. „Und die Leute extrem begeistert sind“, fügt sein Bruder lachend an. Auch die Ideen für die „Bunten Gartenwelten“ sprießen munter: Geplant sind Mustergärten zu verschiedenen Themen, damit sich Kunden vor Ort ein Bild machen können, wie nachhaltiges Gärtnern aussehen kann. Die Sache mit dem Klebefilm wird nebenbei auch noch gelöst: „Da finden wir bestimmt eine gute Alternative.“ Ute Klingberg