Voller Begeisterung für gute Bücher

Wer die Buchhandlung Slawski betritt, dem fällt das blaue Sofa sofort ins Auge. Das liegt erstens daran, dass die Ladenfläche eher klein bemessen ist. Zweitens daran, dass es sich als Hingucker vor den Bücherwänden einfach gut macht. Und drittens daran, dass das betagte Möbelstück rege genutzt wird: „Es ist ein wunderbarer Platz, um in Ruhe zu schmökern“, sagt Inhaberin Uta Neb. „Anders als im Internet kann man bei uns Bücher anfassen, reingucken und anlesen. Das schätzen unsere Kunden sehr. Und sie möchten auch keine Vorschläge von einem Algorithmus vorgesetzt bekommen, sondern sie fragen nach unseren persönlichen Empfehlungen.“
Seit 50 Jahren befindet sich die Buchhandlung Slawski am selben Standort in der Bremer Straße in Buchholz. Dass sie nach wie vor quicklebendig ist, ist zuerst dem großen Engagement der jeweiligen Inhaber zu verdanken. Als „Buch und Schallplatte“ hatte Hans Martin Slawski das Geschäft Ende 1974 eröffnet. Buchhändlerin Monika Külper startete hier als Auszubildende und wurde 1991 Inhaberin. Drei Jahrzehnte steckte sie mit profundem Wissen und großer Begeisterung für Literatur zahllose Menschen in Buchholz und Umgebung an. Das fiel auch andernorts auf – und wurde honoriert: 2018 mit dem Niedersächsischen Buchhandelspreis, im Jahr darauf mit dem Deutschen Buchhandlungspreis.
Kein Wunder, dass eine Vielleserin wie Uta Neb diesen Laden schon immer mochte: „Erst auf den Wochenmarkt und dann zu Slawski, um zu gucken, was es Neues gibt. Das war für mich jeden Sonnabend die Krönung.“ Der Weg von der Kundin zur Inhaberin begann damit, dass die Bankkauffrau sich nach beruflicher Veränderung sehnte: „Ich habe mich um einen Aushilfsjob beworben und drei Monate später hatte ich die Festanstellung“, sagt sie und lacht. Mit ihrem kleinen Team entwickelten die beiden Frauen das Profil weiter, dabei waren und sind die hohe Beratungsqualität und das ausgewählte Sortiment die Grundpfeiler. „Kinderbücher und Belletristik sind unsere Schwerpunkte“, sagt Uta Neb, „wobei es bei uns weniger Mainstream und mehr Titel von kleinen, ausgesuchten Verlagen gibt. Wir treffen sorgfältig eine Vorauswahl. Das ist das, was wir richtig gut können.“ Auch auf der Website werden die Buchtipps der Expertinnen präsentiert, dazu können online oder telefonisch alle verfügbaren Titel geordert werden und liegen meist am nächsten Tag bereit. Das sei für viele Menschen praktisch, ersetze aber nicht das Stöbern im Laden, hat die Inhaberin beobachtet: „Bei uns ist es nämlich sehr kommunikativ. Wir haben nicht nur schöne Bücher, sondern auch offene Ohren für das, was unsere Kunden interessiert. Wir tauschen uns aus, nehmen gern Wünsche entgegen.“ Während der Pandemie kam dieser Austausch zwar zum Erliegen, trotzdem sagt Uta Neb: „Wir waren die Corona-Gewinner.“ Blitzschnell hatte das Team nämlich die Auslieferung bestellter Bücher organisiert. „Dadurch haben wir neue Kunden dazugewonnen, die uns immer noch treu sind.“
Ein trauriger Einschnitt war der Tod von Monika Külper 2021. Uta Neb erbte deren Lebenswerk - die Buchhandlung. „Das sind wirklich große Fußstapfen“, sagt die 67-Jährige, die in deren Sinne weitermacht und dabei betont: „Alles hier ist Teamwork.“ So haben zwei junge Mitarbeiter ein Konzept für eine Abteilung mit Mangas, also japanischen Comics, erstellt und umgesetzt. Regelmäßig veranstaltet die Buchhandlung Slawski zudem Lesungen, kooperiert dabei mit dem benachbarten Kino, weil der Platz um das blaue Sofa herum doch arg knapp ist. Die Zeit zum Lesen wird Uta Neb zwar auch manchmal knapp, aber „ein bis zwei Bücher pro Woche“ peilt sie dennoch an. Anders will sie es auch nicht. Die einstige Bankkauffrau hat längst ihren Traumjob gefunden: „Es ist ein Arbeitsplatz, auf den ich mich jeden Tag freue. Denn es gibt immer so viel Neues: Gespräche mit den Kunden, Bücher entdecken. Das wird einfach nie langweilig.“