Für Gesundheit und Wohlbefinden

Es tut sich was auf dem Gelände der Artesan in Lüchow. „Ich bin gerade aufs Dach geklettert“, sagt Geschäftsführer Christoph Klaus. Er hat sich angeschaut, wie die Solarmodule installiert werden, die das Werk künftig mit Sonnenstrom versorgen werden. 1,4 Millionen Euro investiert Artesan in eine 1,2-Megawatt-Fotovoltaikanlage, auch die Parkplätze werden überdacht und mit Solarpanels versehen. „In dem Zuge werden wir 20 Solartankstellen in Betrieb nehmen“, sagt Klaus. „Damit wollen wir auch einen Anreiz für die Mitarbeiter zum Umstieg auf E-Mobilität setzen.“
Dem Pharmahersteller aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg setzen die gestiegenen Energiepreise zu. „Der Energiepreisdeckel hilft uns da schon sehr“, sagt Klaus, „sonst sähe es nicht so gut aus.“ Seit Kriegsbeginn in der Ukraine seien etwa die Materialkosten deutlich gestiegen, bis zu fünfmal mehr kosten einige pharmazeutische Wirkstoffe, sagt der Geschäftsführer. Durch die Corona-Pandemie sei man dagegen glimpflich gekommen: „Wir hatten keinerlei Umsatzeinbußen. Besonders das sehr stabile Drittkundengeschäft ist uns dabei zugutegekommen.“
Gründung in Jesteburg
Als der Apotheker Dr. Johannes Hotzel 1948 in Jesteburg ein Unternehmen zur Herstellung einer von ihm entwickelten Hautsalbe gründete, waren die Kriegszeiten in Europa gerade erst überwunden. Der Umzug nach Lüchow folgte 1973, wo Gründersohn Knut Hotzel übernahm und mit der Lohnherstellung begann. Seit 1996 ist Artesan Teil der Schweizer Klosterfrau-Gruppe mit Stammsitz in Köln, die wiederum auf eine fast 200-jährige Geschichte zurückblickt.
Artesan produziert am Standort Lüchow, der 2009 um ein zweites Werk erweitert wurde, Arzneimittel sowie Nahrungsergänzungsmittel wieVitamin- und Mineralpräparate. Bekannte Klosterfrau-Marken wie „taxofit“ oder „Soledum“ zählen dazu, der Schwerpunkt liegt aber mit 80 Prozent auf der Lohnherstellung, so Klaus: „Wir arbeiten zwar auch für ,Big Pharma’, aber der Großteil unserer Kunden sind mittelständische Unternehmen. Wenn sie zusätzliche Kapazitäten brauchen, kommen wir ins Spiel.“
Hochspezialisierter Dienstleister
Spezialisiert ist die Produktion auf feste Arzneiformen wie Tabletten, Filmtabletten, Dragees und Kapseln. Die Herstellung ist dabei nur ein Part im Leistungsportfolio. Der Name Artesan steht in der Branche zudem für hochspezialisierte Dienstleistungen, die in den hauseigenen Laboren ihren Anfang nehmen. „Da steigen wir dann sehr viel früher ein“, sagt Klaus. „Wir begleiten unsere Kunden von der Entwicklung neuer Rezepturen über den Transfer in die Produktion bis zur Konfektionierung des fertigen Produkts.“ Der streng regulierte Prozess von der Auswahl der Wirkstoffe bis zur Marktzulassung kann mehrere Jahre dauern. „Wir arbeiten projektbezogen in festen Teams, die in engem Kontakt mit den Auftraggebern stehen“, sagt Klaus. Die starke Kundenorientierung sei Grundlage für den Erfolg: „Wer ein erstes Projekt mit uns gut fand, kommt mit weiteren. Wir wachsen sowohl im Bestands- als auch im Neukundenbereich.“
Bis zu 50.000  Tablettenschachteln am Tag
Der Anspruch, schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren zu können, lässt sich nur mit einem hochmodernen Maschinenpark erfüllen: Durchschnittlich drei bis vier Millionen Euro wurden seit 1996 jährlich in Infrastruktur und Maschinen investiert. Händisch in Schachteln verpackt wird im hochautomatisierten Prozess der Tablettenproduktion schon lange nicht mehr. „Der Trend geht zum stärkeren Einsatz von Kameras bei Steuerung und Überwachung und zu immer höherer Geschwindigkeit“, sagt Klaus. 50.000 Tablettenschachteln am Tag sind kein Problem für eine automatische Verpackungsmaschine.
Ausbildung sichert Fachkräfte
Nichts läuft jedoch ohne qualifiziertes Personal. 110 Angestellte hatte Artesan 1996, heute sind es mehr als 300 in Lüchow, weitere 300 am Berliner Standort der Klosterfrau-Gruppe. Angesiedelt in einem strukturschwachen ländlichen Raum, hat das Unternehmen schon vor vielen Jahren eigene Strategien gegen den Fachkräftemangel entwickelt.
„Der Schlüssel liegt in einer hohen Ausbildungsquote“, sagt der Geschäftsführer. Schwierig sei es zwar im Bereich IT oder Mechatronik, „aber insgesamt kommen wir gut klar, weil wir gut bezahlte Arbeitsplätze mit überdurchschnittlichen Sozialleistungen bieten.“ Auch die befristete Einstellungsgarantie nach der Ausbildung und das Mitarbeiterwerbungsprogramm zeigten Wirkung.
In den nächsten Jahren soll ein neues Werksgelände entwickelt werden, die Zahl der Beschäftigten soll sich mittelfristig verdoppeln. Mit einem Umsatzplus von 20 Prozent rechnet der Produktions-Chef für 2023. „Im Werk packen wir immer mehr Maschinen rein, haben auch noch Erweiterungsoptionen“, sagt Klaus. Da wäre dann sicher auch Platz für weitere Solarmodule.  
Ute Klingberg
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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