„Die A 39 ist ein Entwicklungsimpuls für die ganze Region“

Die A 39 polarisiert. Ein klarer Fürsprecher ist Michael Zeinert, IHKLW-Hauptgeschäftsführer und Vorsitzender des Nordland-Autobahnvereins (NAV). Welche Chancen er für die Region sieht, erklärt er im Interview.
Herr Zeinert, Kritiker der A 39 werfen dem Projekt vor, es sei ein veraltetes Infrastrukturvorhaben und widerspreche den Zielen einer modernen Verkehrswende. Warum hält die IHKLW dennoch an der Notwendigkeit des Baus fest?
Veraltet ist die Pauschalkritik am Autobahn- und Straßenbau. Denn die Dekarbonisierung des Verkehrs bedeutet nicht das Ende des Straßenbaus – auch klimaneutral betriebene Pkw und Lkw brauchen gut ausgebaute Straßen, also eine leistungsfähige Straßeninfrastruktur. In­frastruktur ist eine der zentralen Grundlagen für wirtschaftliche Entwicklung. Doch seit Jahrzehnten fehlt in unserer Region eine leistungsfähige Anbindung an das Autobahnnetz – wir sprechen über den größten autobahnfreien Raum Deutschlands. Dieser Wettbewerbsnachteil muss im Interesse der regionalen Wirtschaft ausgeglichen werden. Das gilt für die A 20, die A 21 und die A 26 genauso wie für die A 39.
Wie kann die Wirtschaft vom Lückenschluss der A 39 profitieren?
Die A 39 schließt eine große Lücke im europäischen Verkehrsnetz zwischen Skandinavien und Mitteldeutschland. Diese Verkehrsanbindung ist Voraussetzung für Unternehmensansiedlungen, Fachkräftemobilität und stabile Lieferketten. Wenn wir über zukunftsfähige Infrastruktur sprechen, dann reden wir nicht nur über Asphalt, sondern über Anschlussfähigkeit. Der Lückenschluss der A 39 ist dabei ein zentraler Baustein für eine trimodale Anbindung unserer Region: Straße, Schiene, Wasserwege – alles greift ineinander. In einer Welt, in der Lieferketten immer globaler und zugleich krisenanfälliger werden, brauchen Unternehmen genau das: Verlässliche Alternativen, kurze Wege und schnelle Reaktionen. Ohne den Lückenschluss der A 39 bleiben Chancen auf der Strecke – für die Wirtschaft, für Fachkräfte und für die gesamte Region.
Insbesondere Umweltverbände kritisieren die A 39 als klimaschädlich und zu teuer. Wie begegnen Sie diesen Argumenten?
Der größte CO₂-Ausstoß wird nicht primär durch neue Straßen verursacht, sondern durch Staus und Umwege auf überlasteten Routen. Die A 39 schafft Entlastung, etwa auf der Bundesstraße 4, und sorgt für flüssigeren Verkehr. Zudem wird beim Bau großer Wert auf Umwelt- und Ausgleichsmaßnahmen gelegt, die Planungen dazu sind in den letzten Jahren deutlich aufwendiger, die Anforderungen immer höher geworden. Die Baukosten spiegeln auch die aufwändigen Genehmigungsverfahren wider – ein Ausdruck von Sorgfalt, nicht von Verschwendung. Wer Klimaschutz ernst meint, braucht effiziente Transportwege – auch für CO₂-neutrale Fahrzeuge.
Laut Verkehrsexperten stagniert das Verkehrsaufkommen in einigen Regionen oder geht sogar zurück. Ist eine neue Autobahn überhaupt noch zeitgemäß?
Dass das Verkehrsaufkommen zurück geht, ist so pauschal nicht korrekt. Laut aktueller Prognosen wird zwischen Wolfsburg und Lüneburg ein spürbar wachsendes Verkehrsaufkommen im Güterverkehr erwartet. Die Region entwickelt sich wirtschaftlich dynamisch, auch durch die Nähe zum VW-Konzern und die Rolle als Zulieferstandort. Ohne die A 39 drohen Engpässe, die auch mit Digitalisierung nicht kompensierbar sind. Wir müssen heute die Infrastruktur von morgen schaffen.
Gegner der A 39 sprechen von einem „Projekt für die Akten“, das in der Bevölkerung kaum noch Rückhalt habe. Wie nehmen Sie die Stimmung in der Region wahr?
In mehreren repräsentativen Umfragen haben sich zwei Drittel bis vier Fünftel der Menschen für die A 39 ausgesprochen. Kommunen, Betriebe und viele Bürger*innen sehen die Autobahn als Schlüssel zur besseren Erreichbarkeit und mehr Lebensqualität – gerade im ländlichen Raum.
Welche Chancen sehen Sie konkret für den Wirtschaftsstandort Nordostniedersachsen, wenn die A 39 realisiert wird?
Die Autobahn bringt nicht nur eine schnellere Verbindung in den Norden und Süden, sondern auch neue Perspektiven für Logistik, Industrieansiedlungen und die Fachkräftegewinnung. Sie verbessert die Anbindung an die Metropolregion Hamburg, stärkt den Zugang zu internationalen Märkten und bietet auch für den Tourismus in der Heide oder der Elbtal­aue klare Vorteile. Die A 39 ist nicht nur eine Straße – sie ist ein Entwicklungsimpuls mit europäischer Dimension für eine ganze Region.
Sandra Bengsch
Kampagne „Von hier. Für alle. A 39.“

Die A 39 ist mehr als ein Bauprojekt – sie ist ein Schlüssel zur Zukunft des Wirtschaftsraums zwischen Lüneburg und Wolfsburg. Mit der gemeinsamen Kampagne „Von hier. Für alle. A 39.“ setzen die IHKs Braunschweig und Lüneburg-Wolfsburg sowie der Nordland Autobahnverein ein starkes Zeichen für den zügigen Lückenschluss. Zeigen auch Sie Ihre Unterstützung – mit einem persönlichen Statement und Foto. Füllen Sie einfach unser A-39-Online-Formular aus. Weitere Informationen zur Kampagne: Von hier. Für alle. A 39.
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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