Ankommen. Wachsen. Bleiben.

Nina Cziommer ist stellvertretende Direktorin und Personalverantwortliche im Hotelcamp Reinsehlen. Von insgesamt 88 Mitarbeitenden des Unternehmens kommen inzwischen 20 aus dem Ausland.
Der Fachkräftemangel ist gerade im Hotel- und Gastgewerbe allgegenwärtig. Da liegt es nahe, im Ausland nach geeignetem Personal zu suchen. Im Hotelcamp Reinsehlen bei Schneverdingen sind mittlerweile 20 von insgesamt 88 Mitarbeitenden aus dem Ausland. Zuerst war es Zufall, dass Personen aus sogenannten Drittstaaten – also Nicht-EU-Ländern – in dem Hotel eine berufliche Heimat fanden. Frauen aus Brasilien und von den Philippinen, aus familiären Gründen nach Deutschland gekommen, arbeiteten im Housekeeping, eine Studentin aus Thailand absolvierte ein Pflichtpraktikum. Gleichzeitig seien wenig Bewerbungen von Deutschen gekommen, berichtet die stellvertretende Direktorin und Personalverantwortliche Nina Cziommer. Dafür brachten Mitarbeitende ihre Geschwister, Cousinen oder Freunde ins Gespräch, die sich ebenfalls vorstellen konnten, in Deutschland eine Ausbildung zu machen. „Mittlerweile hat sich das verselbstständigt und uns erreichen immer mehr Bewerbungen aus dem Ausland“, so Cziommer.
Weil unseriöse Agenturen dort allerdings zum Teil fünfstellige Beträge für die Vermittlung einer Bewerbung aufrufen und das Camp Reinsehlen nicht möchte, dass sich die Auszubildenden noch vor dem Start verschulden, verzichten sie auf solche Vermittlungsangebote. Wichtig sei ihr stattdessen, schnell ein Bewerbungsgespräch per Videocall zu führen, um das Sprachniveau einschätzen zu können. „Verständnis und Qualität sind trotz B1-Zertifikat sehr unterschiedlich“, weiß Cziommer. Sei das Niveau zu niedrig, führe das auf beiden Seiten zu Unzufriedenheit und mache den Ausbildungsunterricht sowie die Integration schwer.
Hürden seien vor allem die deutsche Bürokratie, fehlende Mobilität auf dem Land und knapper, teurer Wohnraum. Zwei Personen in der Personalent­wick­lung des Hotels helfen mittlerweile bei Behördengängen, Krankenkassenfragen, Kontoeröffnung und ähnlichem. „Weil das extrem zeitintensiv ist, scheuen kleine Betriebe diesen Schritt oft, weil einfach die Manpower fehlt“, so Cziommer. Deshalb gebe sie ihre Erfahrungen regelmäßig weiter.
Weil es in der Vergangenheit – vor allem für junge Männer aus Drittstaaten – oft schwierig gewesen sei, eine Wohnung zu finden, kommen alle ausländischen Kräfte anfangs bei Bedarf im Hotel unter. Im nächsten Schritt hilft das Hotel bei der Wohnungssuche. Und mietet seit mehreren Jahren selbst Wohnungen in Schneverdingen an, um dort Auszubildende in WGs unterzubringen. „Das funktioniert sehr gut, unser Haustechnikteam hilft. In Schneverdingen fühlen sich die jungen Leute wohl und es gibt eine direkte Bahnanbindung zur Schule“, so Cziommer.
Sie ist überzeugt, dass sich der ganze Aufwand lohnt. „Wir gewinnen die Fachkräfte von morgen. Das sind tolle Auszubildende, die hier mit zwei Koffern ankommen und ein komplett neues Leben anfangen. So viel Mut zollt mir Respekt ab. Wir werden definitiv so weitermachen, weil wir viele junge engagierte Menschen gewonnen haben.“
Anne Klesse
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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