Wertschätzung zur Fachkräfte-Bindung

Laut Cécile Meyer-Bartsch sind „Kultur und Werte nicht nur ,nice to have’, sondern der Kleber, der Mitarbeitende an ein Unternehmen bindet“.
In einer Zeit, in der sich Weltkonzerne sang- und klanglos von bislang stark nach außen getragenen Werten verabschieden, veröffentlichte Cécile Meyer-Bartsch, Personalleiterin bei der Mölders Holding GmbH in Bad Bevensen, auf dem Jobnetzwerk LinkedIn einen Text, der sich liest wie ein Appell an die Vernunft: „Kultur und Werte sind nicht nur ,nice to have’, sondern tatsächlich der Kleber, der Mitarbeitende an ein Unternehmen bindet“, schrieb die Wirtschaftswissenschaftlerin und Systemische Business Coach. Eine starke Unternehmenskultur sei „der wahre Treiber für Sinnstiftung und Produktivität“. Im Gespräch legt sie nach: Sie erlebe bei vielen Menschen eine Art Ohnmachts-Gefühl, weil alles schneller werde und sich vieles verändere – „nicht unbedingt zum Gu­ten.“ Umso wichtiger sei eine starke Un­ter­neh­menskultur, die den Beschäftigten Orientierung und Sicherheit biete.
Seit 20 Jahren beschäftige sie der Fachkräftemangel im Baustoff- und Einzelhandel, berichtet Meyer-Bartsch. „Wir haben uns im Kreis gedreht – bis ich auf einer Veranstaltung den entscheidenden Impuls bekommen habe: Für eine erfolgreiche Transformation unseres Unternehmens in die Zukunft brauchen wir die Kreativität und den Mut zur Veränderung aller Mitarbeitenden.“
Das Problem: „Der Mensch neigt nicht zu großer Begeisterung, wenn es um Veränderungen geht, viele mögen Gewohnheiten“, so Meyer-Bartsch. Notwendige Veränderungen im Unternehmen nicht als Risiko, sondern als Chance zu begreifen, erfordere viel Überzeugungsarbeit. Dafür setzt die Mölders-Gruppe auf Persönlichkeitsentwicklung. Meyer-Bartsch ist überzeugt: „Wer erkennt, dass er Veränderungen aktiv gestalten kann, kommt ins Handeln und übernimmt Verantwortung. Diese Kraft brauchen wir.“
In Seminaren lernen Mitarbeitende, die eigenen Stärken zu erkennen. Alle Erkenntnisse sollen ins Team weitergegeben werden. „Wir legen Wert auf ein gutes Miteinander und darauf, dass sich jeder einbringt“, so Meyer-Bartsch. Herausfor­derungen seien unter anderem die Vielfältigkeit der Standorte und die Unterschiede zwischen den Generationen. „Gerade unsere älteren Führungskräfte wussten oft nichts anzufangen mit situativer oder partizipativer Führung.“
In dem 75 Jahre alten Familienunternehmen habe das Thema Familie seit jeher eine große Rolle gespielt. So wird unter anderem auf flexible Arbeitsmodelle und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse gesetzt. Gemeinsam sei ein Leitbild entwickelt worden: „Anstatt ein Zukunftsszenario der Geschäftsführung von oben nach unten zu kommunizieren, haben wir es mitten in der Corona-Zeit andersherum gehandhabt und in Online-Workshops mit allen – von der Azubine über den Lkw-Fahrer bis hin zur Kassiererin – das neue Leitbild entwickelt.“ Dieses ist in Form einer Art Moodboard auch auf der Homepage zu sehen und beinhaltet unter anderem einen „Werte-Maßstab“, auf dem Schlagworte wie Vertrauen, Verlässlichkeit, Kompetenz und Familie stehen
Die Folge: Die Fluktuation unter den Mitarbeitenden ging laut Meyer-Bartsch deutlich zurück. Das Unternehmen wurde unter anderem für sein Azubi-Patenschaftsmodell, die Schulungen und standortübergreifende Projektgruppen mehrmals als bester Ausbilder Deutschlands ausgezeichnet.
Seit etwa fünf Jahren geht die Mölders-Gruppe den Weg der Wertschätzung, rund 80 Mitarbeitende seien in dieser Zeit geschult worden – oder, wie sie es selbst nennen, „haben in der Mölders-Akademie einen Stärken-Abschluss gemacht“. So soll der Kulturwandel mit Leben gefüllt werden. Meyer-Bartsch: „Natürlich ist es manchmal mühsam, jeden mitnehmen zu wollen. Das ist eine spannende Reise, auf der wir alle viel dazulernen und gemeinsam wachsen.“
Anne Klesse
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