Handel meets Handwerk
Unsere IHKLW hat den Unternehmerverband Südheide für die Aktion „Hermannsburg geht fremd“ mit dem „Heimat shoppen“-Preis ausgezeichnet.
Manchmal darf es ruhig ein wenig keck sein, wenn man Menschen neugierig machen möchte. Dies dachte sich jedenfalls der Unternehmerverband Südheide, als er schon im Frühjahr über seine Teilnahme an der Initiative „Heimat shoppen“ nachdachte. Auf den in auffälligem Lila gestalteten Plakaten, welche die Aktion am 13. September bewarben, hieß es also unter einer Frau im 50er-Jahre-Look: „Hermannsburg geht fremd“.
„Wir wollten einen Titel, bei dem nicht sofort ersichtlich ist, worum es sich dreht, bei dem man erst stutzt und dann nachfragen muss, weil wir denken, dass sich das am besten einprägt“, sagt Johanna Ottermann, die den Impuls für den Aktionsnamen gab. Seit Jahrzehnten betreibt sie einen Handarbeitsladen im Dorf – eine Ortschaft im Landkreis Celle, die zwar nur rund 8.500 Einwohner zählt, dafür aber sechs Kirchen. „Hermannsburg ist eine alte Missionsstadt und auch die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie hat hier ihren Standort – vielleicht noch ein Grund mehr, warum dieser etwas provokante Titel auffällt“, sagt Vanessa Gaede. Seit drei Jahren ist sie Sprecherin des Forums Handel des Unternehmerverbands Südheide, der sich über den mit 3.000 Euro dotierten Preis „Heimat shoppen“ 2025 unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) freuen kann.
Zum zweiten Mal hat unsere IHKLW den „Heimat shoppen“-Preis vergeben, im vergangenen Jahr an die Initiative Celle. „Prämiert werden Konzepte mit Breitenwirkung, die die Aufenthaltsqualität in den Zentren stärken, Kund*innen begeistern und auf andere Standorte übertragbar sind – alle Kriterien hat der Unternehmerverband Südheide mit der Aktion ,Hermannsburg geht fremd‘ beispielhaft erfüllt. Mit dem Preis möchten wir als IHKLW das Engagement würdigen“, fasst Jan Weckenbrock, IHKLW-Berater Stadtentwicklung, die Jury-Bewertung zusammen.
Foto © Philipp Schulze / phs-foto.de
Das Gewinner-Konzept, bringt die 44-Jährige Gaede gern auf den Punkt: „Am 13. September war im ganzen Ort bei jedem inhabergeführten Einzelhändler ein Handwerksbetrieb zu Gast, denn die rund ein Dutzend teilnehmenden Geschäfte tauschten mit den lokalen Handwerkern ihre Produkte, um auf charmante Weise den Zusammenhalt im Ort zu zeigen.“ So fand eine Badewanne ihren Weg in ein Modegeschäft und ein Hofladen präsentierte Arbeiten eines befreundeten Tischlers. Raumausstatterin Vanessa Gaede, die selbst das Geschäft „Wohnfühlen am Markt“ betreibt, bot einem Heizungsbauunternehmen eine Plattform. „Die Paare bildeten sich ganz automatisch, und ich freue mich, dass alle Spaß daran hatten, ihre Waren und Dienstleistungen auf besonders kreative Weise zu präsentieren.“ Man habe die Kund*innen „mit einem Augenzwinkern“ neugierig machen wollen – warum also nicht mit Dachziegeln, Autoreifen oder Rohren auf Wanderschaft? Zum Programm gehörten an jenem Wochenende auch familienfreundliche Angebote, wie das des ortsansässigen Zimmermanns, bei dem große und kleine Besucher*innen Nägel in Balken schlagen konnten. Um die Aufenthaltsdauer zu verlängern und neue Kontakte zu fördern, fand zudem ein Gewinnspiel statt: Die Kund*innen stöberten in den Geschäften, fanden „Fremdgänger“ und sammelten Stempel. „Gewinne, wie zum Beispiel ein Feuerkorb, wurden dann im Rahmen eines gemeinsamen Abschlussfestes verteilt“, sagt Vanessa Gaede, die sich freut, dass man auf diese Weise nicht nur das Gelände des Heimatmuseums, sondern dazu noch die heimische Gastronomie einbinden konnte.
Die Verbandsmitglieder hatten die Ziele ihrer „Handel meets Handwerk“-Aktion im Vorfeld ganz klar definiert: Steigerung der Aufenthaltsqualität, Erhöhung der Besucherfrequenz und Erweiterung der Zielgruppen. „Die Handwerksbetriebe besitzen ja einen ganz anderen Kundenkreis und bekamen durch die Aktion eine komplett neue Bühne“, sagt Vanessa Gaede. Dass ein Mehr an Sichtbarkeit sogar bei einem sehr aktuellen Problem helfen könnte, weiß sie aus ihrer Verbandsarbeit: „Auch in Hermannsburg ist es für kleinere Betriebe nicht leicht, Nachwuchs zu finden bzw. zu behalten – schließlich hat Rheinmetall einen Standort in der Nähe.“
Vanessa Gaede, die selbst aus Hermannsburg stammt, ist sich sicher, dass so ein „Crossover-Event“ dazu beitragen kann, durch Begegnung die lokale Verbundenheit nachhaltig zu steigern. Zuvor sei beim „Heimat shoppen“ nur der Einzelhandel beteiligt gewesen. Das habe man ändern wollen, indem man den Blickwickel vergrößert habe. „Denn wir sind mehr als nur Handel.“
Nicht nur im Landkreis Celle, sondern an 17 Standorten unseres IHKLW-Bezirks haben sich an den Aktionstagen am 12. und 13. September Gewerbevereine, Standortgemeinschaften und lokale Händler*innen an der Aktion „Heimat shoppen“ beteiligt. So hat beispielsweise der Verein ALMA Elbtalaue die Innenstadt von Dannenberg zur Bühne gemacht, indem „Heimat shoppen“ in die Lange Nacht der schönen Künste eingebunden wurde. Kulinarische Genüsse trafen an unterschiedlichsten Orten mit musikalischen Einlagen und künstlerischen Aktivitäten zusammen – in Einzelhandels- und Gastronomiebetrieben, in Büros und Praxen, aber auch in Objekten, die gerade saniert werden. Unsere IHKLW stellt kostenfreie Werbematerialien wie Plakate, Taschen und Postkarten bereit, finanzielle Unterstützung für mehr Sichtbarkeit bringen die Kreissparkasse Walsrode und die Sparkassen Uelzen Lüchow-Dannenberg und Celle-Gifhorn-Wolfsburg als Sponsorinnen ein.
Alexandra Maschewski
Kontakt
Jan Weckenbrock
