Nachfolge mit Partner
Auch, weil es viel zu wenig Interessierte für übergabebereite Unternehmen gibt, werden machbare Finanzierungen immer wichtiger. Beteiligungen im Rahmen von Nachfolgeregelungen können eine gute Lösung sein, wie das Beispiel Forellenhof bei Walsrode zeigt.
Die Geschichte des Hofs reicht mehr als 300 Jahre zurück: Aus reiner Landwirtschaft entstand nach und nach ein Hotel; mittlerweile ist der Forellenhof in Hünzingen bei Walsrode im Heidekreis 55 Jahre alt – und Nils Fuhrhop führt den Familienbetrieb in dritter Generation. 40 Welsh-Black-Rinder grasen zwar noch immer auf den dazugehörigen 30 Hektar Land. Ansonsten konzentriert sich der gelernte Koch und Hotelbetriebswirt aber voll auf das Wohl seiner Hotelgäste.
Sechs Gebäude mit rund 170 Betten in Zimmern, Suiten und Ferienwohnungen zählt der Forellenhof. Im laufenden Jahr rechnet Fuhrhop mit rund 6,8 Millionen Euro Jahresumsatz, auch dank des 2024 errichteten weiteren Hoteltrakts und eines neu geschaffenen Wellnessbereichs. Möglich machte dies eine stille Beteiligung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (MBG) mbH in Hannover, die mit der Übergabe des Seniorchefs Udo Fuhrhop an seinen Sohn Nils einstieg.
Die Nachfolge regelten die Fuhrhops Schritt für Schritt. Zunächst pachtete Nils Fuhrhop den Forellenhof über eine Betreibergesellschaft. Doch sein Vater habe schnell gemerkt, dass es für den Betrieb besser ist, „wenn es nur einen Kapitän gibt und mir die gesamte Geschäftsführung übertragen“, so Nils Fuhrhop. Sein Vater stehe ihm weiter mit all seiner Erfahrung beratend zur Seite. „Mir war schnell klar, dass ich den Betrieb anders ausrichten muss, um zukunftsfähig zu bleiben und ihn auch für die nächste Generation zu erhalten.“ Bis dato hatte der Schwerpunkt auf der Gastronomie, vor allem Banketts und Hochzeiten gelegen. Doch damit lässt sich kaum noch Geld verdienen. „Für mehr Übernachtungen fehlten uns jedoch Zimmer.“ Also schrieb er ein Konzept für einen Neubau mit dem Schwerpunkt Wellness.
Nach einigem Hin und Her aufgrund der Corona-Pandemie, in der kurzzeitig alles auf Eis lag, warb Fuhrhop Fördermittel über die NBank ein und besprach sich mit Hausbank und Steuerberater, denn eine Unsicherheit gab es noch: Woher sollte er bei dem Zehn-Millionen-Euro-Projekt den nötigen Eigenkapitalanteil von rund 600.000 Euro nehmen? „An diesem Punkt kam die MBG ins Spiel“, so Fuhrhop.
„Beim Erweiterungsprojekt Forellenhof in Walsrode haben wir uns gleich zu Beginn mit allen Beteiligten an einen Tisch gesetzt – das Unternehmen, die Hausbank, die Steuerberatung und weitere Partner“, sagt Karen Sondermann, MBG-Firmenkundenbetreuerin für Bürgschaften und Beteiligungen. Gemeinsam sei ein „solides Finanzierungskonzept, das auf mehreren Säulen ruht“ entstanden: „Starkes Engagement der Hausbank, eine stille Beteiligung der MBG und eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank Niedersachsen. So wurden Risiken fair verteilt und das Projekt erfolgreich umgesetzt“.
Nils Fuhrhop führt den Forellenhof in dritter Generation. Bei der Erweiterung des Hotels unterstützte ihn die Mittelständische BeteiligungsgesellschaftNiedersachsen.
Rund 60 Prozent des Beteiligungsgeschäfts und der Bürgschaften, die die MBG vergibt, seien Nachfolgeprojekte. Um dafür in Frage zu kommen, muss das Unternehmen „mittelständisch geprägt sein und das Finanzierungsvorhaben muss in Niedersachsen stattfinden“, so Lars Luther, Regionalleiter für die Region Süd-Ost. Die MBG begleite Investitionen wie Errichtung oder Erweiterung von Betrieben, grundlegende Rationalisierung oder Umstellung und Betriebsübernahmen. Grundsätzlich komme jede Branche in Frage. „Jede Investition wird individuell geprüft. Entscheidend ist das Projekt, nicht die Branche.“ Die aktuell angespannte wirtschaftliche Lage mache sich bemerkbar: „Wir spüren eine deutliche Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen“, berichtet Luther. Gründe seien wirtschaftliche Unsicherheiten, politische Rahmenbedingungen und technologische Veränderungen. „Diese Faktoren sorgen für Vorsicht, auch bei Banken. Aber gerade in solchen Zeiten kann Beteiligungskapital ein entscheidender Hebel sein.“ Beteiligungskapital, etwa in Form von stillen Beteiligungen, stärkt die Eigenkapitalquote eines Unternehmens. Das verbessert die Bonität und schafft Finanzierungsspielräume. „Mehr Eigenkapital bedeutet Stabilität und eröffnet Chancen für Investitionen“, sagt Luther.
Mehr als 99 Prozent der niedersächsischen Unternehmen sind laut Schätzung des Statistischen Bundesamts kleine und mittlere Betriebe. Laut letztem Mittelstandsbericht des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums von 2021 erwirtschafteten kleine und mittlere Unternehmen hier 37 Prozent des Gesamtumsatzes aller Unternehmen im Land und beschäftigten die meisten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. „Angesichts von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel ist eine solide Finanzierung wichtiger denn je“, so Luther. Beteiligungskapital als Instrument der Unternehmensfinanzierung gewinne an Bedeutung, um in diesen herausfordernden Zeiten besser für die Zukunft gewappnet zu sein.
Gerade im Rahmen von Nachfolgeregelungen erscheint das immer wichtiger. Laut DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2025 stehen bundesweit rund 9.600 übergabebereiten Unternehmen nur etwa 4.000 potenzielle Interessenten gegenüber. Besonders angespannt ist die Lage demnach im Gastgewerbe, im Einzelhandel und im Verkehrsgewerbe. Seit 2019 habe sich die Lücke zwischen übergabebereiten Unternehmen und Nachfolgeinteressierten in den IHK-Beratungen nahezu verdoppelt.
Im Fall des Forellenhofs war die Nachfolgeregelung Voraussetzung für die Beteiligung und Kreditzusagen.
Nils Fuhrhop übernahm in zwei Schritten – 2016 und 2021 – die Geschäfte seines Vaters, im zweiten Schritt folgte mit Hilfe der MBG die Erweiterung. „Es hatte sich vieles verändert, das war auch meinem Vater bewusst. Für ihn war sofort klar: Wir machen das“, erinnert sich Nils Fuhrhop. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit, das wusste er und hat mich bei allem sehr unterstützt.“ Es sei eine „Innovation aus bewährtem und neuem Wissen“ mit den beiden. Das Beteiligungsmodell habe für den Forellenhof nur Vorteile gehabt: „Anders wäre der Erweiterungsbau nicht realisierbar gewesen“, ist er sicher. Und so konnte er den neuen 750 Quadratmeter großen Spa-Bereich mit Innen- und Außensauna, Indoorpool und Außenwhirlpool sowie einem Saunagarten direkt an einer wunderschönen Teichlandschaft im Dezember 2024 eröffnen. Eine gute Entscheidung, wie seine Umsatzerwartung und das durchweg positive Feedback der Gäste zeigen.
Anne Klesse
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