Leuchten mit interkultureller Kompetenz

Ein Schlüssel zur Fachkräftesicherung kann in einer Zeit, in der Betriebe händeringend Nachwuchs suchen, internationale Erfahrung sein. Wer jungen Menschen die Möglichkeit gibt, während der Ausbildung ins Ausland zu gehen, schafft mehr als nur Reisemomente – er vermittelt Selbstbewusstsein, Offenheit, Sprachkompetenz und unternehmerisches Denken.
Das weiß auch die WE-EF Leuchten GmbH aus Bispingen, die seit Jahrzehnten international tätig ist – und diesen Geist jetzt aktiv in ihre Ausbildung bringt. Ab September schickt das Unternehmen erstmals eine Auszubildende mit dem EU-Programm Erasmus+ an einen Standort in Frankreich.
„Wir wollen frühzeitig Neugier und interkulturelle Kompetenzen wecken“, sagt Zeynep Cakil aus dem Personalbereich von WE-EF. „Wer sich im Ausland bewährt, kehrt gestärkt zurück – und bringt wichtige Impulse ins Unternehmen.“ Gleichzeitig, so die Hoffnung, binde man junge Menschen emotional und nachhaltig an den Betrieb.
Was nach einem mutigen Schritt klingt, ist bei WE-EF logische Konsequenz einer Unternehmensstrategie, die weltweit gedacht ist.
1950 hatte Elektromeister Wolfgang Fritzsche in Bispingen das Unternehmen als Elektroinstallationsbetrieb gegründet. Drei Jahrzehnte später folgte 1982 die erste Auslandsniederlassung in Thailand, um Produkte für den asiatisch-pazifischen Raum sowie Australien und Neuseeland herzustellen. Seit 1994 hat WE-EF Dependancen in Frankreich und Australien, 2000 folgten die USA, 2010 die Schweiz. Kunden aus allen Regionen der Welt sollen Ansprechpartner*innen finden, die nicht nur ihre Sprache sprechen, lokale Vorschriften und klimatische Verhältnisse kennen, sondern auch mit den spezifischen regionalen Bedingungen vertraut sind.
Damit das gelingt, braucht es Menschen, die neugierig und bereit sind, ihren Horizont zu erweitern. „Wir möchten als globales Unternehmen enger zusammenwachsen, den Austausch zwischen unseren internationalen Teams stärken und voneinander lernen“, erklärt Personalerin Zeynep Cakil den Sinn des Programms. „Unser Ziel ist es, den Wissenstransfer zu fördern, neue Arbeitsmethoden kennenzulernen und unseren Mitarbeitenden attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.“ Dabei sollen die Expats ausdrücklich auch das Leben außerhalb der Arbeit kennenlernen – und bestenfalls später zurück in die deutsche Unternehmenszentrale tragen, damit alle von den interkulturellen Kompetenzen und dem Verständnis für andere Denkweisen und Kulturen profitieren.
Man verspreche sich „Offenheit für Vielfalt“ von solchen Erfahrungen, so Cakil, genauso wie positive Auswirkungen auf die individuelle Problemlösungskompetenz „durch neue Perspektiven und flexible und kreative Herangehensweisen“. Vom erweiterten Netzwerk innerhalb der Unternehmensgruppe und den verbesserten Sprachkenntnissen profitiere am Ende ebenfalls die Firma. „Für uns ist der Blick über den Tellerrand essenziell für eine moderne, international ausgerichtete Unternehmenskultur“, so Cakil.
Weil WE-EF durchweg positive Erfahrungen mit dem Programm gemacht habe, sollen nun auch Auszubildende die Möglichkeit bekommen, an einem der Standorte im Ausland ein Praktikum zu machen. Die Vorteile der interkulturellen Erfahrung sollen frühzeitig wirken. Außerdem stärke der Einsatz im fremden Land – so die Hoffnung – Selbständigkeit, Teamfähigkeit und Flexibilität der jungen Menschen. Im September startet die erste Auszubildende über das EU-Programm Erasmus+ am Standort Frankreich. Auslandspraktika von Auszubildenden und jungen Fachkräften werden bei Erasmus+ unter dem Motto „Europe for you“ während und bis zu ein Jahr nach Beendigung der Ausbildung unterstützt – von der Beantragung der Fördermittel über die Suche nach einem passenden Zielland bis hin zur Kommunikation mit dem Partner vor Ort. Das sei für potenzielle Bewerber*innen attraktiv, weiß Cakil: „Natürlich erhoffen wir uns auch einen Imagegewinn als international ausgerichtetes Ausbildungsunternehmen und wollen unsere Mitarbeitenden durch solche frühzeitigen positiven Erfahrungen langfristig an uns binden.“ Rückmeldungen bestätigen laut Cakil diesen Eindruck.
Unterstützung bei der Planung gibt es beispielsweise vom Projekt „Berufsbildung ohne Grenzen“, das vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks initiiert wurde. Im Zentrum stehe die kostenlose und unabhängige Beratung von kleinen und mittleren Unternehmen, Auszubildenden, jungen Fachkräften sowie Berufsbildungspersonal. In Lüneburg helfen beispielsweise Berater*innen der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Eines der Ziele des Projekts ist es, in Zeiten des Fachkräftemangels die Attraktivität und Qualität der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu erhöhen und gleichzeitig die Qualität der Auslandspraktika sicherzustellen.
Die WE-EF-Gruppe sieht in Vielfalt längst keine Herausforderung mehr, sondern eine ihrer größten Stärken – im Lichtdesign wie in der Personalentwicklung.
Anne Klesse
IHK Lüneburg-Wolfsburg
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