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Für Hilfe und Investitionen Exportkreditgarantien nutzen
Exportkreditgarantien sind ein zentrales Außenwirtschaftsförderinstrument der Bundesregierung. Durch die Übernahme einer Exportkreditgarantie geht das Risiko eines Zahlungsausfalls zu einem großen Teil auf den deutschen Staat über. Dafür zahlen die Deckungsnehmer – Exporteure oder die exportfinanzierenden Banken – eine risikoadäquate Prämie, die je nach Bonität und Empfängerland unterschiedlich ausfällt. Im Fall eines Schadens entschädigt der Bund den Deckungsnehmer. Igor Sufraga, Firmenberater bei der Euler Hermes AG und Experte für Exportgarantien, erklärt, was bei dem Thema zu beachten ist.
Igor Sufraga, Euler Hermes AG: „Eine Exportkreditgarantie sichert gegen wirtschaftlich und politisch bedingte Zahlungsausfälle ab.“
Herr Sufraga, für wen sind Exportkreditgarantien interessant?
Die Exportkreditgarantien – besser bekannt unter dem Namen Hermesdeckungen – sind für all jene Unternehmen interessant, die ihr Ausfuhrgeschäft finanzieren und absichern wollen. Mit einer Exportkreditgarantie kann sich ein Unternehmen sowohl gegen wirtschaftlich als auch politisch bedingte Zahlungsausfälle absichern. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen machen davon Gebrauch, schließlich kann ein Zahlungsausfall für sie schnell existenzbedrohend werden. Neben dem Schutz vor Zahlungsausfällen spielen die Exportkreditgarantien auch bei der Absatzfinanzierung eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen in vielen Fällen erst die Finanzierung eines Ausfuhrgeschäfts.
Kann sich theoretisch jedes Unternehmen, unabhängig von der Branche, absichern lassen?
Die Exportkreditgarantien des Bundes stehen grundsätzlich allen Exportunternehmen und exportfinanzierenden Banken mit Sitz in Deutschland zur Verfügung. In den vergangenen Jahren hat der Bund Geschäfte in nahezu allen Ländern der Welt und für alle Branchen mit Exportkreditgarantien abgesichert – die Palette reicht von Medikamenten und Einweghandschuhen für medizinische Zwecke über Baumaterialien, Baumaschinen bis hin zu Energieanlagen.
Welche Märkte sind für Exportgarantien relevant?
Vor allem in Ländern, in denen kein Angebot privater Versicherungsunternehmen besteht, kommen Exportgarantien zum Einsatz. Folglich liegt der Schwerpunkt auf den Schwellen- und Entwicklungsländern. Ich berate Exporteure in Berlin, Brandenburg und Niedersachsen – bei denen ist zurzeit Argentinien stark nachgefragt. Aber auch Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien. China, Indien, Vietnam und die Philippinen sind ebenfalls beliebte Märkte.
Ab welcher Investitionshöhe lohnt ein Antrag?
Exportkreditgarantien können unabhängig von der Größe des Unternehmens und der Auftragshöhe beantragt werden. Die Entscheidung, ob man einen Antrag stellt, ist eine Frage des Risikobewusstseins: Kann und will ein Unternehmen einen möglichen Zahlungsausfall verkraften? Auf der anderen Seite steht eine Kosten-Nutzen-Analyse: Stehen Prämie und Gebühren in einem vernünftigen Verhältnis zur Marge? Diese Fragen muss jedes Unternehmen für sich beantworten.
Maßgeblich für die Übernahme einer Exportkreditgarantie sind die Förderungswürdigkeit sowie die Aussicht auf einen schadenfreien Verlauf des Geschäfts – ist das in einem Kriegsgebiet überhaupt möglich?
Ja. Das zeigt das Beispiel der Ukraine. Auch nach dem Angriffskrieg Russlands hat Deutschland die Deckungsmöglichkeiten für große Teile des Landes aufrechterhalten. Das gilt vor allem für Kyjiw und die Westukraine. Oblasten, wie die russisch besetzten im Osten des Landes, sind dagegen von Bundesdeckungen aktuell ausgeschlossen.
Anne Klesse
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