Die eigenen Werte leben

Jobangebote hat Max Johann Schulze im Laufe seiner Karriere schon einige bekommen. Dass er spätestens mit 30 zurück im elterlichen „Landhotel Pferdeschulze“ in Hitzacker sein und den Weg ins Unternehmertum einschlagen würde, habe er trotzdem immer gewusst. Nach dem Abitur habe er sich also vor allem Gedanken über die Stationen machen müssen, die auf diesem Weg liegen sollten. „Eine Kochausbildung schien mir damals die richtige Entscheidung, und tatsächlich hat sie in mir das Feuer für die Branche entfacht“, sagt er rückblickend.
Für diese Erkenntnis macht der heute 32-Jährige nicht nur seine Lehrjahre in Hamburg, seine Auszeichnung als dritter Sieger beim „Hamburger Top Talent“ und die Zeit in der Sternegastronomie in Göttingen verantwortlich. Sondern auch die Wochen und Monate, in denen er gereist ist: nach Indien und Südostasien zum Beispiel. Das Visum für Australien hatte er bereits „in der Tasche“, als sich 2016 bei einem kurzen Stopp im heimatlichen Wietzetze die Möglichkeit ergab, einen gastronomischen Betrieb an der Elbe zu übernehmen.
Den „komplett zugewachsenen Imbiss“ in Neu Darchau nannte der Koch „Elbdorado“ und eröffnete das Restaurant nur sieben Tage nach Vertragsunterzeich­nung. „Es war damals nicht mein Plan, mich selbstständig zu machen, aber die Lage war so traumhaft – ich hab’s einfach gefühlt.“ Schon zwei Wochen später habe er sich und seine Herangehensweise belächeln müssen, sagt Max Schulze. Da hatte er diverse Nachtschichten hinter sich, um Burger-Buns zu backen – der Andrang war viel größer als erwartet. „Mit der Zeit konnte ich mein betriebswirtschaftliches Know-how einbringen, das ich mir beim Studium an der ältesten Hotelfachschule Deutschlands in Heidelberg angeeignet hatte, und mich darauf besinnen, was mir wichtig ist.“ Damit meint der 32-Jährige etwa die Auswahl an regionalen Produkten, die in der Küche verarbeitet werden. Er meint aber auch die gärtnerische Pflege „seines Abschnitts“ des Biosphärenreservats Elbtal­aue. Schon früh hat sich der Unternehmer mit Tourismusverbänden kurzgeschlossen, um die Erschließung der Gegend voranzutreiben.
„Die gastronomische Infrastruktur ist hier nicht so weit fortgeschritten, wie an der Mosel.“ Umso mehr freut sich Schulze, dass sein „Elbdorado“ sich – trotz Corona – zu einem festen Anlaufpunkt für Radfahrer und Ausflügler entwickelt hat. Dies führt er auch auf sein Team zurück, das eine Besonderheit hat: „Ich habe mich in den vergangenen Jahren bemüht, Flüchtlinge etwa aus Syrien und der Ukraine einzubinden, und das hat wunderbar funktioniert.“ Seine Werte kann Max Schulze, der zum Vorstand der Wirtschaftsjunioren gehört, sehr klar umreißen: „Respekt, Ehrlichkeit, Loyalität und Heimatverbundenheit.“ Das gilt nicht nur für sein Restaurant, das jetzt in der kalten Jahreszeit geschlossen ist, sondern auch für den Hotelbetrieb, den er in diesem Jahr mit einer seiner Schwestern offiziell übernommen hat. Der 32-Jährige will nicht unerwähnt lassen, dass er unmittelbar zuvor mit der Umsetzung eines zweiten Gastro-Konzepts gescheitert ist. „Die Aufgabe dieses Projekts war schwer, aber im Nachhinein die beste Entscheidung.“ Es habe ihm gezeigt, dass er sich mehr fokussieren müsse. „Und dass ich definitiv mehr Unternehmer als Koch bin.“ Auch wenn die eigenen Kinder noch sehr klein seien, denke er schon jetzt generationsübergreifend: „Meine Eltern haben mir ihr Unternehmertum immer positiv vorgelebt, ohne Druck auszuüben. Und ich denke, nur so kann auch beim Nachwuchs eine Motivation entstehen.“ Alexandra Maschewski