Komfortzone verlassen

Es gehört Mut dazu, einen komplett neuen Berufsweg einzuschlagen. Noch dazu, wenn man dafür die Sicherheit aufgibt, die ein Beamtenstatus mit sich bringt. Aber wer Claudia Daniels tanzen sieht – in ihrem Studio, auf der Bühne oder in einem Video –, der zweifelt nicht daran, dass die 44-Jährige genau das tut, was sie zutiefst erfüllt. Nachdem sie mehr als 16 Jahre lang als Polizeibeamtin gearbeitet hatte, quittierte sie 2014 ihren Dienst, um als Tanzlehrerin zu arbeiten. „Ich habe diesen Schritt seither nie bereut, denn mein Beruf hat nicht mit Leistungsdruck, sondern mit Glück zu tun.“
Wie diese beiden so unterschiedlichen Lebensentwürfe zusammenpassen? Claudia Daniels erklärt es so: „Nach dem Abitur bin ich zur Landespolizei Schleswig-Holstein gegangen, weil ich unbedingt Menschen helfen wollte.“ Heute sei sie froh, wenn ihre Schüler*innen das Studio mit einem Lächeln verließen. Sie selbst habe ihre Liebe zum Tanz erst mit Mitte 20 entdeckt. „Trotz Job und Schichtdienst in Lauenburg habe ich teilweise fünfmal pro Woche Unterricht genommen“, sagt Claudia Daniels. „Mit 25 habe ich sogar noch mit Ballett angefangen.“ Nach einer Tanzpädagogikausbildung fing sie an, selbst die ersten Kurse in Winsen zu geben. Der Zuspruch war groß. So groß, dass sie sich irgendwann habe fragen müssen, ob beides parallel wirklich zu schaffen sei.
„Ich habe zunächst meine Stundenzahl bei der Polizei reduziert. Doch als man meine Beurlaubung abgelehnt hat, die ich nutzen wollte, um auszutesten, ob ich vom Tanzen leben kann, habe ich mich entschieden, ganz zu kündigen.“ Es hat danach noch ein paar Monate gedauert, aber seit 2015 leitet Claudia Daniels ihr eigenes Tanzstudio „Studio 2 – my place to move“ in Lüneburg. Mit Begeisterung bieten sie und ihr Team dort die unterschiedlichsten Kurse an: Street, Jazz und TikTok-Dance genauso wie Junggesellenabschiede oder Kindergeburtstage. Und weil sich die 44-jährige schon immer besonders für das Thema Persönlichkeitsentwicklung und „Empowerment“ interessiert hat, gibt sie unter dem Titel „Anleitung zum Glück“ zusätzlich Coachings, die sie mit Meditation und Tanz kombiniert.
„Mein Tag müsste 48 Stunden haben“, sagt Claudia Daniels, und man glaubt es nach einem Blick auf ihre Vita sofort. In der Vergangenheit hat die Unternehmerin nämlich auch noch für den Kindermusikverlag Lugert als Autorin sowie Referentin beim „POPi.G. Kongress“ gearbeitet und nebenbei Schulklassen „betanzt“. In der Zukunft möchte sie unbedingt ein Buch schreiben. Seit sich die Lüneburgerin selbstständig gemacht hat, hat sie durchaus gelernt, achtsam mit sich selbst zu sein und Aufgaben abzugeben, wenn es sein muss. Trotzdem ist die ehemalige Polizistin überzeugt: „Man bereut nur, etwas nicht gemacht zu haben. Und wer sich traut, Ideen umzusetzen, der wird dafür auch belohnt.“ Vielleicht bietet sie deshalb die Ausbildung „Claudia Daniels‘ Dance“ an, die es ähnlich Tanzbegeisterten ermöglicht, im eigenen Rhythmus Kurse zu belegen und erste Erfahrungen im Unterrichten zu sammeln. Es könnte ja sein, dass sich dabei eine ganz neue Berufung findet. Alexandra Maschewski