Der Wirtschaftsgestalter

Unsere IHKLW lebt vom Engagement Ehrenamtlicher. IHKLW-Präsident Andreas Kirschenmann ist einer dieser engagierten Unternehmer, die die Zukunft unserer Wirtschaftsregion mitgestalten.
Herr Kirschenmann, Sie sind seit 2019 ehrenamtlich Präsident unserer IHKLW und in diesem Jahr auch Präsident der IHK Niedersachsen. Wie geht es Ihnen mit diesem Engagement?
Meine Amtszeit ist geprägt von den beiden größten Krisen, die dieses Land seit 1945 erlebt hat. Deshalb ist unsere IHKLW gefordert wie niemals zuvor, einen Beitrag zu leisten. Das gilt auch für den Präsidenten. Ich sehe mich selbst vor allem als politischen Präsidenten, der die Aufgabe hat, die Interessen der Unternehmerinnen und Unternehmer zu vertreten und die wirtschaftliche Zukunft unserer Region zu fördern. Als absolut wertvoll empfinde ich den sehr guten Austausch mit Politikerinnen und Politikern, die Verantwortung für unser Land tragen, wie zum Beispiel Stephan Weil oder Olaf Lies. Dieser enge Draht zur Politik ist sehr wichtig und wir finden dort immer ein offenes Ohr. Ich habe in den vier Jahren meiner Amtszeit viele Gespräche in Hannover und Berlin zu den unterschiedlichsten Themen geführt. Auch der Austausch mit den anderen Mitgliedern in der IHKLW-Vollversammlung über Branchen- und Regionsgrenzen hinweg ist ungemein wichtig. In der Vollversammlung haben wir eine kon­struktive und wertschätzende Zusammenarbeit. Ziel ist es, bei den Themen eine möglichst breite gemeinsame Linie zu finden und alle mitzunehmen. Das gelingt uns sehr gut. 
Wenn Sie von den größten Krisen sprechen, meinen Sie die Corona- und die Energiekrise?
Genau. Schon während der Lockdowns haben wir die regionale Wirtschaft nicht nur mit Beratungen und Informationen zu Förderprogrammen unterstützt. Unsere IHKLW hat auch politisch Druck gemacht – regional, auf Landes- und Bundesebene und wir haben gegenüber dem Bund deutlich kommuniziert, dass es neben finanzieller kurzzeitiger Unterstützung auch da­rauf ankommt, die Wirtschaft langfristig deutlich zu entlasten. Wir brauchen einen neuen Aufschwung. Ein Klima aus Investition und Wachstum mit stabilen Märkten. Explodierende Energiepreise, Rohstoffknappheit und Lieferkettenprobleme lasten schwer auf den Schultern der Unternehmen. Hinzu kommen die ungebremst ausufernden Bürokratielasten. Das macht alles kompliziert und die Dinge dauern viel zu lange. Deutschland und auch Niedersachsen müssen schneller werden. Mit diesem Slogan bin ich angetreten und er ist nach wie vor aktuell. 
In Sachen „schneller werden” haben Sie Ihr Ziel also noch nicht erreicht?
Natürlich nicht, aber wir haben wichtige Impulse abgegeben und viele Leute dazu gebracht, anders auf das Problem zu schauen. Wir haben hier kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Warum glauben wir eigentlich, wir müssten alles regeln und die Freiheit von Verwaltung, Unternehmen und Bürgern immer mehr einschränken. Was dabei rauskommt ist immer mehr Bewegungsunfähigkeit. Das ist ein internationaler Wettbewerbsnachteil, der unseren Wohlstand gefährdet. Aber auch in der Gesellschaft brauchen wir ein Umdenken in Richtung des Gemeininteresses und weg vom Individualinteresse – zum Beispiel, wenn es um wichtige Projekte wie den Ausbau der Infrastruktur bei Verkehr und Energie geht. Gesetzgebungsprozesse, Planungs- und Gerichtsverfahren sind komplexe und über Jahre gelernte Vorgänge. Diese zu verändern, braucht Zeit. Aber ich freue mich schon ein bisschen, dass es uns gelungen ist, in Niedersachsen in einigen Bereichen aufs Tempo zu drücken. Das Thema „schneller werden” hat es ja sogar in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung geschafft. 
In welchen Bereichen drückt Niedersachsen aufs Tempo?
Ich beschränke mich mal auf zwei Punkte: Mit der Clearingstelle Niedersachsen haben wir mit der IHKN als Trägerin eine In­stanz eingerichtet, die dem Mittelstand bei Rechtsetzungsverfahren frühzeitig eine Stimme gibt, Bürokratiebelastungen und Alternativregelungen aufzeigt. Schneller werden – das verspricht auch eines der bedeutendsten Verkehrsprojekte in unserer Region: die A 39. Die neue niedersächsische Landesregierung signalisiert dem Bund klar Unterstützung für den Autobahn-Lückenschluss. Das ist ein wichtiges Zeichen und schafft Wachstum und Zukunft für die ganze Region.
Im kommenden Jahr wird eine neue Vollversammlung gewählt. Warum sollten Unternehmerinnen und Unternehmer kandidieren?
Weil sie ihre Kompetenzen in der IHKLW-Vollversammlung einsetzen können, um die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts und damit auch unserer Gesellschaft mitzugestalten. Energiesicherheit, Wettbewerbsfähigkeit, Fachkräftesicherung – das sind nur drei große Themen, die die regionale Wirtschaft auch in den nächsten Jahren bewegen werden. Eine stabile Wirtschaft sorgt auch für politische Stabilität. Klingt doch nach spannenden Aufgaben, oder? Unsere IHKLW ist eine Mitmach-IHK, die davon lebt, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer einbringen. Wir freuen uns über Mitmacherinnen und Mitmacher, die für ihre Region und ihre Branche einstehen. Das macht Spaß, bringt viele neue Impulse und Kontakte – und das gute Gefühl, etwas für unsere Wirtschaftsregion zu bewirken. Sandra Bengsch
Zur Person
Andreas Kirschenmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Gastroback GmbH aus Hollenstedt im Landkreis Harburg, engagiert sich seit 2013 in der Vollversammlung unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), seit 2019 ist er IHKLW-Präsident. Außerdem hat er für das Jahr 2022 die Präsidentschaft der IHK Niedersachsen übernommen. Darüber hinaus engagiert er sich im Board International des DIHK, ein Gremium, dessen Mitglieder bei internationalen Leuchtturmveranstaltungen und Delegationsreisen mitwirken.