Uruguay – ein kleiner, aber cleverer Markt für das Lateinamerika-Geschäft
Südlich von Brasilien und östlich von Argentinien liegt das zweitkleinste Land Südamerikas: Uruguay. Auf einer Fläche, die etwa halb so groß ist wie die von Deutschland, leben nur etwa 3,45 Millionen Menschen. Dafür aber knapp sieben Millionen Schafe und fast zwölf Millionen Rinder.
Was zieht Unternehmen wie Bader, BASF, Beiersdorf, die Deutsche Bahn, Enercon, Ricoh, VW oder Würth sowie viele weitere namhafte als auch Newcomer in ein Land, das – regional gesehen – mit einem der kleinsten Absatzmärkte aufwartet und zu drei Viertel von Gras bedeckt ist? Verglichen zu anderen Ländern in der Region bietet Uruguay noch nicht einmal nennenswerte Bodenschätze.
Nun, Enercon hat den Windausbau in Uruguay mitgestaltet. Die Deutsche Bahn hat sich am Bau einer Güterverkehrsstrecke eines finnischen Forst- und Papierunternehmen beteiligt. Für Bader ist Uruguay vermutlich seiner Rinder wegen ein wichtiger Bezugsmarkt. Beiersdorf hingegen hat die Costa Oriental als regionalen Hub nicht nur für Uruguay, sondern auch für Paraguay, Bolivien, und andere Länder mit der klaren Strategie ausgewählt, durch Verkürzung der Lieferzeiten näher an diesen Märkten zu sein. Einen ähnlichen Ansatz hat BASF. Der Konzern betreibt in Montevideo einen großen regionalen Shared-Services-Hub mit über 1000 Mitarbeitern, der eine breite Palette professioneller Dienstleistungen – darunter Finanzen, Logistik und Technologie – für die Aktivitäten von BASF in ganz Amerika erbringt. Und Volkswagen? Nutzte Uruguay als Testmarkt für sein Elektrofahrzeug-Portfolio.
Testmarkt, Absatzmarkt oder strategischer Standort – oben gennannte Beispiele zeigen, dass für deutsche Unternehmen in Uruguay einiges möglich ist. Gesetzt haben diese Unternehmen aber sicherlich alle auch auf Faktoren, die Uruguay deutschen Unternehmen Newcomern nach wie vor anbietet:
Anders als im benachbarten Argentinien oder Brasilien, wo politische Unruhen, Finanzkrisen oder Korruptionsskandale immer wieder auf der Tagesordnung stehen, ist Uruguay für seine politische, soziale und makroökonomischer Stabilität bekannt. Mit einer stabilen und konsolidierten Demokratie, einem unabhängigen und soliden Rechtssystem, einer vergleichsweise geringen Kriminalitäts- sowie Korruptionsrate sowie mit gepflegten Investitionsschutz- und Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland bietet Uruguay deutschen Unternehmen ein verlässliches und transparentes Klima für das wirtschaftliche Handeln.
Als regionaler Knotenpunkt für Nord- und Südamerika liegt Uruguay natürlich strategisch günstig, bietet deutschen Unternehmen mit seinen elf spezialisierten Freihandelszonen aber auch ein attraktives Umfeld für Investitionen und Handel.
Der Güterverkehr wird gerne oder oft über die Straße transportiert – die Autobahnen sind, obwohl modernisierungsbedürftig, verhältnismäßig gut ausgebaut. Mehr als gut ausgebaut ist hingegen Uruguays digitale Infrastruktur. Die gehört nämlich mit einer nahezu flächendeckenden Hochgeschwindigkeits-Internetversorgung und laufenden Investitionen in die 5G-Technologie zu den fortschrittlichsten in Lateinamerika.
Last but not least: die Bevölkerung. Einerseits hat Uruguay mit 98 Prozent eine der höchsten Alphabetisierungsraten Südamerikas. Die Menschen sind hochqualifiziert, meistens mehrsprachig, digital versiert und technikaffin. Und sie sind freundlich. Die Gastfreundschaft, Offenheit und Nähe zur europäischen Kultur macht es deutschen Unternehmen ins Gespräch mit neuen Kunden zu kommen. Die Fortführung steht auf einem anderen Blatt – da ist definitiv ein anderes Beziehungsmanagement gefragt, als dies in Europa der Fall ist. Fordert vielleicht ein bisschen mehr Input auf der persönlichen Ebene. Ohne den kommt es selten zu erfolgreichen Vertragsabschlüssen, sondern bleibt beim „Vamos Viendo“.
Stand: 13.10.2025