Innovation
Tutorials erklären vernetzte Zusammenarbeit in der Automobilindustrie
Der Austausch von Auftrags-, Status-, Bestands- oder Stammdaten zwischen Partnern ist nichts Neues; auch nicht im Automobilnetzwerk. Allerdings fand der Datenaustausch bisher in der Regel zwischen zwei Partnern über zentral ausgelegte Schnittstellen statt.
Das sogenannte „Catena-X Automotive Network” ist komplett anders angelegt: Es stellt einen kollaborative, dezentral organisierte Ansatz dar, der auf die bessere datentechnische Verknüpfung aller Partner entlang von Wertschöpfungsketten abzielt. Die Grundlagen basieren auf Open Source Lösungen. Alle Partner sind bei der Nutzung gleichberechtigt, der Zugang zum Datenökosystem ist diskriminierungsfrei und alle Unternehmen können neue Wertschöpfungund Geschäftsmodelle erreichen, insbesondere durch die firmenübergreifende Nutzung und Verwertung von Daten. Die Governance wird durch eine neutrale Stelle, den Catena-X Automotive Network e.V. sichergestellt.
Eine Reihe multimedialer Lerntutorials erklärt, Grundlagen des Ansatzes, Anwendungsfälle und Voraussetzungen sowie Möglichkeiten. Um die Inhalte einzusehen und das neue Datenökosystem zu nutzen, muss man nicht zwingend Mitglied der Vereinigung sein.
„Catena-X ” wurde durch eine Kombination aus Industrieinitiativen und staatlicher Förderung ins Leben gerufen. Durch die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen erstellen die Mitglieder zum Beispiel technische Standards, Informations- und Qualifizierungsangebote. Zudem werden Kriterien für den Catena-X-Zertifizierungsprozess entwickelt. Diese stellen sicher, dass angebotene Lösungen mit den Catena-X-Grundsätzen wie Datenhoheit und Interoperabilität übereinstimmen. Alle Angebote – seien es Apps oder Servicedienstleistungen – müssen zertifiziert sein, um auf einem Catena-X Marktplatz angeboten werden zu können. Bei der Nutzung werden bestehende IT-Systeme nicht abgelöst, sondern über sogenannte Konnektoren an Catena-X angebunden. So erfolgt eine Kommunikation zwischen unterschiedlichen Systemen im Datenökosystem (Eclipse Dataspace Connector- kurz EDC). Catena-X basiert auf dem Konzept der selbstbestimmten Identitäten (engl. Self-Sovereign Identities). Dabei werden die BPNs (Business Partner Numbers) als eindeutige Schlüssel für die Identitäten der Unternehmen genutzt. Jeder Anwender bleibt alleiniger Eigentümer seiner Daten. Alle Firmen verfügen souverän über die eigenen Daten und entscheiden selbst, wann und mit wem sie die Daten teilen möchten. Mittlerweile gibt es bereits mehrere Use-Cases im Realbetrieb und seit dem offiziellen Start vor einem Jahr sind neue Funktionen, Standards und Lösungen zum Beispiel zur Förderung der Kreislaufwirtschaft eingeführt worden. Weitere Anwendungsfälle sind vielschichtig: Bedarfs- und Kapazitätsmanagement, Versorgungssicherheit durch Monitoring und Simulationen, Rückverfolgbarkeit und vereinfachte Einhaltung von Vorschriften oder Verfolgung von Qualitätsproblemen. Zudem ist die Plattform global erweitert worden; unter anderem durch Partnerschaften mit der Information Technology Promotion Agency Japan oder mit der amerikanische Supply-Chain-SaaS-Plattform E2open. Manche Beteiligte tauschen bereits als Teilnehmende ihre Daten miteinander aus oder bieten ihre Dienstleistungen auf dem Marktplatz an. Betreibergesellschaften stellen die Grundfunktionalitäten, wie die Bereitstellung von Identitäten oder Marktplätze für die Nutzer von Catena-X, kommerziell bereit. Damit sind sie der Partner für Unternehmen, die Daten anbieten oder konsumieren möchten, sowie für Anwendungsentwickler, die ihre Apps auf einem Marktplatz anbieten möchten. Dienste müssen sich entsprechend der Standards zertifizieren lassen. Dadurch können wichtige Grundpfeiler von Catena-X, wie die Interoperabilität zwischen verschiedenen Betreibergesellschaften und die Datensouveränität, sichergestellt werden.
Catena-X Lerntutorials und weitere Informationen
Stand: 30.09.2024