DIHK-Report 2025: Unternehmensnachfolge wird zur Herausforderung

Die Zahl der Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen wollen oder müssen, erreicht einen Höchststand. 2024 führten die Industrie- und Handelskammern rund 9.600 Nachfolgeberatungen durch –16 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie seit Beginn der Erhebung 2007. Dem stehen nur etwa 4.000 potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger gegenüber. Damit droht mehr als der Hälfte der übergabewilligen Unternehmen keine Lösung – im schlimmsten Fall die Schließung. Das zeigt der aktuelle DIHK-Report Unternehmensnachfolge, der auf über 50.000 Beratungsgesprächen basiert.
Bis zu 250.000 Betriebe könnten in den nächsten zehn Jahren wegfallen. „Dabei geht es auch um Tausende gesunde, erfolgreiche Unternehmen. Das macht mich besonders betroffen”, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian anlässlich der Vorstellung des DIHK-Reports. „In Deutschland bricht uns damit immer mehr von unserer wirtschaftlichen Basis weg. Das können wir uns nicht leisten. Wir verlieren Innovationsimpulse und Wachstumskraft.“
Im Gastgewerbe und im Handel ist die Lage besonders angespannt. Hier übersteigt das Angebot die Nachfrage um mehr als das Dreifache, in der Verkehrsbranche sogar um das Vierfache. Aber auch bei den Dienstleistern und in der IT-Branche sind gut doppelt so viele Unternehmen im Angebot, wie sich Interessenten in der IHK-Beratung melden.
Die demografische Entwicklung spielt eine zentrale Rolle bei den Nachfolgeproblemen in Deutschland – erklärt die wachsende Übernahmelücke jedoch nicht allein. Über zwei Jahre Rezession hinterlassen zunehmend Spuren im Mittelstand. Die schwache Konjunktur und ein schwieriges Geschäftsumfeld erschweren es vielen Betrieben, geeignete Nachfolger zu finden. Steigende Kosten für Energie, Personal und Rohstoffe sowie zunehmende Bürokratie und wirtschaftliche Unsicherheit belasten zusätzlich. Der Fachkräftemangel wirkt doppelt: Er behindert die Neuausrichtung übergabewilliger Unternehmen und macht es potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern leichter, sichere Alternativen im Angestelltenverhältnis zu wählen.
Trotz der angespannten Lage gibt es positive Signale: Das Engagement der IHKs zeigt Wirkung – zuletzt kamen wieder mehr Interessenten in die Nachfolgeberatung. Besonders aus der Industrie suchen derzeit vermehrt Kandidatinnen und Kandidaten nach Alternativen zum Angestelltenverhältnis in krisengeplagten Branchen. DIHK-Präsident Peter Adrian betont jedoch: „Das allein reicht nicht. Wir brauchen bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, um Unternehmertum attraktiver zu machen.“ Er fordert, die Prozesse rund um die Unternehmensnachfolge deutlich zu vereinfachen: Eine zentrale Anlaufstelle für Betriebsübergaben, praxisnahe Regelungen für bauliche Veränderungen und Datennutzung sowie ein befristeter Bestandsschutz für übernommene Betriebe könnten Nachfolgerinnen und Nachfolger spürbar entlasten – und ihnen den nötigen Freiraum für die Neuausrichtung geben.
Die kompletten Ergebnisse der Analyse der DIHK zum Download:
Angebote der IHK:
Die IHK Hannover bietet umfassende Unterstützung bei der Unternehmensnachfolge. Das Angebot umfasst neben grundlegenden Informationen, die Unternehmensbörse „nexxt change“, spezielle Seminare und Workshops sowie Beratungsgespräche.
Die nächste Gelegenheit, sich mit dem Thema Unternehmensnachfolge intensiver auseinanderzusetzen, bietet der RFolg.com-Aktionstag am 18. August 2025 in der IHK Hannover. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: www.hannover.ihk.de/rfolg.

Stand: 21.07.2025