Ausbildung

Industriekaufleute 2024: Berufsausbildung wird neu geordnet

Die inhaltliche Modernisierung des Ausbildungsberufes „Industriekaufmann/-frau“ ist abgeschlossen: Der novellierte Beruf tritt zum 1. August 2024 in Kraft. Einer der vertragsstärksten und wichtigsten kaufmännischen Berufe der Industrie erfährt damit ein Update, um die künftigen Kompetenzanforderungen der Wirtschaft und die aktuellen Standards der beruflichen Erstausbildung abzubilden. Zugleich wird Bewährtes fortgeführt – nicht zuletzt die Berufsbezeichnung.
Die bewährte Grundausrichtung der Ausbildung wird mit der Neuordnung fortgeführt. Generalistisch formulierte Lernziele entlang der industriellen Wertschöpfungskette prägen daher auch künftig den Beruf. Die breit aufgestellten Kernkompetenzen werden u.a. in folgenden Berufsbildpositionen erworben:
  • Leistungserstellung planen und koordinieren
  • Logistik und Lagerprozesse planen und steuern
  • Beschaffung planen und steuern
  • Marketingmaßnahmen planen und umsetzen
  • Vertriebsprozesse umsetzen
  • Personalprozesse umsetzen
  • kaufmännische Steuerung und Kontrolle
Um unter dem breiten Dach des Berufes die verschiedensten Branchen- und Unternehmensrealitäten abbilden zu können, wurden die Lernziele technikoffen und generalistisch formuliert.   
Die ersten Ausbildungsjahre dienen der Orientierung und dem fundierten Kompetenzerwerb in den verschiedenen betrieblichen Teilbereichen und Abteilungen. Auf diese Kernkompetenzen (siehe oben) aufsetzend, erfolgt die bewährte Spezialisierung in einem Einsatzgebiet.

Einsatzgebiete: Spezialisierung in der abschließenden Ausbildungsphase
Für die Einsatzgebiete sind etwa 6 Monaten vorgesehen. Die Wahl des Einsatzgebietes kann ein erster Fingerzeig in Richtung der beruflichen Weiterbildung nach Ende der Erstausbildung sein.
Die Neuordnung strafft die zur Auswahl stehenden Einsatzgebiete wie folgt: 
  • Vertrieb
  • Marketing
  • Beschaffung
  • Logistik
  • Personalwirtschaft
  • Leistungserstellung
  • kaufmännische Steuerung und Kontrolle
Der Ausbildende legt fest, in welchem Einsatzgebiet die Vermittlung erfolgt.

Neue Standardberufsbildpositionen
Wie alle modernisierten Ausbildungsordnungen werden auch die Industriekaufleute um neue, verbindliche Mindestanforderungen ergänzt. Diese sind wie nachfolgend aufgeführt während der gesamten Ausbildungszeit integrativ zu vermitteln:
  • Organisation des Ausbildungsbetriebes Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht
  • Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
  • Umweltschutz und Nachhaltigkeit
  • Digitalisierte Arbeitswelt
Über die bereits gesetzten Standardberufsbildpositionen hinaus formuliert der Beruf spezifische Inhalte zu den Themen
  • digitale Geschäftsprozesse,
  • Kommunikation und Zusammenarbeit,
  • projektorientiertes Arbeiten sowie
  • internationale Handlungskompetenz.

Gestreckte Abschlussprüfung
Neu eingeführt wird die „gestreckte Abschlussprüfung“. Damit gibt es zwei Prüfzeitpunkte:
  • Der erste Teil der Prüfung findet etwa nach der Hälfte der Ausbildungszeit statt. Das Ergebnis zählt für die Abschlussnote; die bisherige Zwischenprüfung entfällt ersatzlos.
  • Der zweite Teil der Abschlussprüfung wird am Ende der Ausbildung durchgeführt. Das Endergebnis wird nach Absolvieren der letzten Prüfungsleistung aus Teil 1 und Teil 2 gebildet.
Wichtig: Da das in Teil 1 erzielte Ergebnis bereits für die Abschlussnote zählt, müssen die Auszubildenden bereits frühzeitig in der ersten Ausbildungshälfte (betrieblich und schulisch) fit gemacht werden. Teil 1 ist zudem nicht separat wiederholbar: Die erzielte Note bleibt stehen. Auf das Bestehen der Prüfung ist erst zu schauen, nachdem die letzte Prüfungsleistung aus Teil 2 abgelegt wurde.

Neues Prüfungsinstrument
Eine Neuerung gibt es auch bei den Prüfungsinstrumenten: Die Erstellung einer Dokumentation, die auch in die Bewertung mit einfließt. Die berufsschulischen Lernfelder im Rahmenlehrplan wurden entsprechend der neuen Ausbildungsinhalte aktualisiert. Sie unterstützen den Erwerb fundierten kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Fachwissens und fördern vernetztes, analytisches und problemlösendes Denken. Elemente des Projektmanagements werden ebenso aufgegriffen wie auch berufs-, fach- und fremdsprachliche Kompetenzen. Die ganzheitliche und lösungsorientierte Sichtweise auf komplexe Problemstellungen, auch im Kontext der digitalen Arbeits- und Geschäftswelt, ist integrativer Bestandteil aller Lernfelder.

Die neue Ausbildungsordnung können Sie hier (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 400 KB)herunterladen.
Stand: 22.04.2024