Schienenverkehr

Ausbau der Bahnstrecke Hamburg - Hannover

Bereits seit Jahrzehnten wird über die Ertüchtigung der Schieneninfrastruktur im Hinterland des Hamburger Hafens und weiterer norddeutscher Häfen - unter anderem Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven - diskutiert. Diese Diskussion wurde zunächst um die Y-Trasse (Neubaustrecke Hamburg/ Bremen – Hannover) und anschließend um die Alpha-E Variante (Ausbau der Bestandslinie) geführt. Ein Projektbeirat entschied 2015 im sogenannten “Dialogforum Schiene Nord” mehrheitlich, die Planungen für die Alpha-E-Variante fortzuführen und die Planungen für eine Neubaustrecke (Y-Trasse) aufzugeben. Im Zuge der Planungen für den Deutschlandtakt sind die Diskussionen um eine Neubautrasse zuletzt neu entflammt.
Viele Akteure aus Hamburg und Niedersachsen sehen auf der Schienenstrecke Hamburg/ Bremen – Hannover bereits seit Jahren Handlungsbedarf, um zusätzliche Kapazitäten für Regional-, Fern- und Güterverkehr zu schaffen. Allerdings sind die Auffassungen darüber, wie diese Kapazitätssteigerungen erreicht werden sollen, sehr unterschiedlich.
So wurden im Kontext der Diskussionen zusätzlich zur der seit 2009 in Planung befindlichen klassischen Y-Trasse von der Deutschen Bahn AG zwischen 2011 und 2013 sechs weitere alternative Neu- und Ausbaumaßnahmen untersucht und letztlich 2014 auch in den betroffenen Landkreisen vorgestellt. Die Y-Trasse, die ursprünglich als ICE-Neubautrasse von Hannover nach Hamburg und Bremen gedacht war, sollte als schnelle Verbindung der Häfen mit dem Hinterland fungieren. Da verschiedene Bürgerinitiativen jedoch gegen eine Neubaustrecke durch die Lüneburger Heide protestierten, wurde eine reine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover verworfen und verschiedene Ausbauvarianten der bestehenden Gleise weiterverfolgt. 
Diese sogenannte Alpha-E-Variante soll nun, anstelle des Baus der neuen Y-Strecke, realisiert werden. Hierauf einigte sich das “Dialogforum Schiene Nord” im Herbst 2015 mehrheitlich. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat im Zuge des Dialogforums stehts eine Realisierung der Y-Trasse gefordert und sich – gemeinsam mit diversen weiteren Akteuren – gegen den Ausbau von Alpha-E positioniert. 

Verlauf der Alpha-E-Variante

Die “Alpha-E-Variante” beinhaltet
  • einen zweigleisigen Ausbau der Strecke Rotenburg – Verden 
  • eine eingleisige Ertüchtigung und Elektrifizierung auf dem Abschnitt Langwedel - Uelzen (Amerikalinie) unter Beibehaltung von 80 km/h 
  • Blockverdichtungen auf den Relationen Nienburg – Wunstorf (neue Überholgleise, Wendegleis Nienburg), Verden – Nienburg und Celle – Lehrte 
  • einen geringfügigen Ausbau Nienburg – Minden 
  • einen dreigleisigen Ausbau Lüneburg – Uelzen
  • Uelzen – Halle (teilweise bereits im Bau)
Da die Alpha E Variante auf ihr Kosten-Nutzen Verhältnis untersucht wurde und der ermittelte Wert unter 1,0 lag (Werte unter 1,0 besagen, dass eine Realisierung nicht wirtschaftlich wäre), wurden die Ausbauplanungen um Ausbaustrecken optimiert, sodass sich der Wert auf über 1,0 verbesserte. Diese Ausbaustrecken sind 
  • Ashausen – Celle auf 230 – 250 km/h (inklusive Umfahrungen von Lüneburg, Deutsch Evern, Bad Bevensen und Uelzen)
  • Celle – Hannover-Vinnhorst auf 230 km/h 
Diese zwei Strecken konnten in den Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 aufgenommen werden. Damit wird heutzutage über die sogenannte Optimierte Alpha-E-Variante gesprochen. 

Ausbau Uelzen – Halle 

Als Teilprojekt von Alpha E wird auch der Ausbau der Bahnstrecke Uelzen – Halle verfolgt. 
Der Korridor zwischen Uelzen und Halle verläuft durch die Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und hat eine große Bedeutung für den Schienengüterverkehr. Der sogenannte “Ostkorridor” ist die kürzeste Relation zwischen dem Hamburger Hafen und den Wirtschaftszentren in Mittel- und Ostdeutschland und entsprechend stark frequentiert. Da der Streckenabschnitt Uelzen – Stendal regelmäßig auch als Ausweichstrecke für den Güter- und Fernverkehr zwischen Hamburg und Berlin genutzt wird, ist ein durchgehender zweigleisiger Ausbau vonnöten, um der hohen Belastung der Strecke gerecht werden zu können und Fahrtzeiten zu reduzieren. Damit kann der hohen Belastung der Strecke gerecht und Fahrtzeiten reduzieren werden.
Daher soll die eingleisige Strecke zwischen Uelzen und Salzwedel durchgehend zweigleisig ausgebaut werden. Die DB Netz AG hat mit den Planungen im niedersächsischen Abschnitt bereits begonnen. Während im weiteren Verlauf zwischen Salzwedel bis Hohenwulsch ein zweites Gleis bereits genutzt werden kann, ist der Abschnitt Hohenwulsch bis Stendal nur eingleisig befahrbar. Auch für den sachsen-anhaltinischen Teil des Ostkorridors hat die DB Netz AG mit den Planungen für den Ausbau begonnen.  

Aktueller Planungsstand/ Diskussion seit 2021

Aufgrund der regelmäßigen Aktualisierungen der Linienbestimmungen, stehen die Planungen für das Gesamtprojekt Alpha E noch ganz am Anfang. Die Deutsche Bahn leitet auf ersten Planungsabschnitten die Grundlagenermittlung für die sogenannte Amerikastrecke zwischen Langwedel und Uelzen ein. 
Am weitesten ist der zweigleisige Ausbau der 25 Kilometer zwischen Verden und Rotenburg vorangeschritten. Hier steht in Kürze die parlamentarische Befassung im Bundestag an. Der Streckenausbau des sogenannten Ostkorridors soll bis zum Jahr 2028 erfolgt sein.
Vor dem Hintergrund des geplanten Deutschland-Taktes wird aktuell erneut über eine Neubaustrecke von Maschen nach Hannover parallel zur Autobahn A7 diskutiert. Damit könnte die Bestandsstrecke via Lüneburg und Uelzen entlastet und die Fahrtzeit zwischen Hannover und Hamburg auf unter eine Stunde reduziert werden. Die Deutsche Bahn hat in einem Variantenvergleich unterschiedliche Optionen für einen Ausbau zwischen Hamburg und Hannover untersucht und vier mögliche Trassen an den Bund übergeben (davon 2 Neubaustrecken parallel zur A7 und zwei Ausbauoptionen der Bestandstrasse). Die Deutsche Bahn hat aus betrieblichen Gründen grundsätzliche Sympathien für eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover.
Im Zuge einer Parlamentarischen Befassung muss der Deutsche Bundestag nun entscheiden, welche Ausbauvariante weiterverfolgt wird. Das Bauvorhaben wird damit durch den Bundestag bestätigt werden.
Während der Bund, die Freie und Hansestadt Hamburg und die norddeutsche Hafenwirtschaft die Realisierung einer Neubaustrecke favorisieren, stehen viele Verbände und Regionalpolitiker in Niedersachsen einer Neubautrasse ablehnend gegenüber. Sie befürworten alternativ die Umsetzung des optimierten Alpha-E in Form des 2015 geschlossenen Kompromisses und einen Bestandsausbau zwischen Hamburg und Hannover. Hierbei sind bei einigen Politikern Zielkonflikte zwischen den bundespolitischen Interessen (Deutschlandtakt) und lokalen Stimmungen aus Ihrem Wahlkreis zu beobachten. 
Aufgrund der schwierigen Interessenlage in der Region südlich von Hamburg und des frühen Planungsstadiums, dürfte eine Neubaustrecke frühestens mittelfristig realisiert werden.

Position der Handelskammer Hamburg

Die Handelskammer Hamburg begrüßt sämtliche Maßnahmen, die einen schnellen Ausbau der Schienenstrecken in Richtung Halle, Hannover und Bremen bedeuten. Hierbei hat eine optimale Hinterlandanbindung des Hamburger Hafens für den Schienengüterverkehr, sowie eine Verbesserung des Regional- und Fernverkehrs Priorität.
Damit der Deutschlandtakt nachhaltig gelingen kann, benötigt die Hamburger Wirtschaft dringend zusätzliche Kapazitäten auf der Schiene zwischen Hamburg und Hannover. Nach aktuellen Einschätzungen der Deutschen Bahn scheint diese Kapazitätserweiterung mit einer Neubautrasse zwischen Hamburg und Hannover am sinnvollsten. Die Handelskammer Hamburg teilt diese Einschätzung grundsätzlich.
Aus Sicht der Handelskammer Hamburg ist es zudem wichtig, dass Ausbaumaßnahmen südlich von Hamburg möglichst schnell erfolgen und alsbald zusätzliche Gleiskapazitäten geschaffen werden – nur so kann der Status Quo für Güter- und Personenverkehr gleichermaßen verbessert werden. Die Handelskammer Hamburg unterstützt weiterhin den Ausbau der weiteren in der “Alpha-E-Variante” genannten Teilstrecken.