Ausbau der Verbindungsbahn

Die sogenannte Verbindungsbahn zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Hamburg-Altona ist massiv überlastet. Täglich verkehren bis zu 1.200 Züge die Strecke – auf je zwei S-Bahn und zwei Fernbahngleisen. Ein Großteil der deutschen ICEs muss die Verbindungsbahn passieren, um ihren Start- oder Zielbahnhof in Hamburg-Altona zu erreichen. Zudem befindet sich in Hamburg-Langenfelde ein großes Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn – viele Fernzüge werden dort gewartet und gereinigt. Aufgrund der hohen Auslastung der Verbindungsbahn, ist die Strecke sehr verspätungsanfällig. Bei kleinsten Verzögerungen gerät der Schienenverkehr regelmäßig in Schwierigkeiten – das hat nicht nur Konsequenzen für den Schienenverkehr in Hamburg, sondern auch für den überregionalen Regional- und Fernverkehr.
Eine weitere Herausforderung auf der Verbindungsbahn sind viele abgängige Brückenbauwerke. Hierzu gehören u.a. die Sternbrücke und die Brücken am Ferdinandstor. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Deutschland-Taktes soll die Verbindungsbahn umfassend ertüchtigt werden.

Verbindungsbahnentlastungstunnel

Zwischen dem Hauptbahnhof und Altona ist der Bau eines neuen sechs Kilometer langen S-Bahn-Tunnels vorgesehen. Der Vorschlag geht auf den ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, CDU, zurück. Der neue Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET; anfangs auch “Ferlemann-Tunnel” genannt) würde nach aktuellen Überlegungen relativ parallel zur Verbindungsbahn zwischen dem Hauptbahnhof und Hamburg-Altona verkehren. Damit würde die S-Bahn in den neuen Tunnel verlegt und auf der bestehenden Verbindungsbahn würden zwei zusätzliche Gleise für den Regional- und Fernverkehr frei werden. Die Überlastung und Störanfälligkeit des zentralen Streckenabschnitts im Schienenknoten Hamburg könnte damit verringert werden und es entstünden zusätzliche Kapazitäten für weitere Züge. Allerdings wäre der Bau und die Realisierung des Verbindungsbahnentlastungstunnels extrem aufwändig und teuer – die Haltestellen müssen in offener Bauweise errichtet werden und der Tunnel würde aufgrund der vielfältigen Tunnel im Umfeld in einer Tiefe von 35 Metern verlaufen.
Aktuell rechnen die Deutsche Bahn AG und die Stadt Hamburg von Kosten in Höhe von 2,6 Mrd. Euro. Im Jahr 2022 haben Vorplanungen für den sogenannten VET begonnen, eine Realisierung ist frühestens in den 2030er Jahren realistisch. Eine Machbarkeitsstudie, die am 20.03.2023 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, besagt, dass der VET technisch machbar ist. 5 mögliche Trassen werden nun in einem breiten Dialogprozess diskutiert – bis zum Jahresende 2023 soll eine Vorzugsvariante herausgearbeitet werden.

Erneuerung der Sternbrücke

Die 75 Meter lange Sternbrücke überführt die Straßenkreuzung B4 (Stresemannstraße)/ Max-Brauer Allee/ Wohlers Allee in Altona. Über die 1925 erbaute Brücke verlaufen vier Bahngleise der Verbindungsbahn, zwei S-Bahn-Gleise und zwei Gleise für den Regional- und Fernverkehr. Täglich passieren bis zu 1.200 Züge die abgängige Brücke. Die aktuelle Verkehrssituation an der unter der Brücke liegenden Kreuzung gilt als unübersichtlich und gefährlich: Aufgrund der eng angrenzenden Wohnbebauung und der Spannweite der Sternbrücke stehen Stützpfeiler teils mitten im Straßenraum, der Straßenverkehr wird eng daran vorbeigeführt. Die Arbeiten sollen unter fließendem Verkehr erfolgen, die DB rechnet bei Baubeginn im Jahr 2023 mit Kosten von 125 Millionen Euro. Eine Erneuerung der Sternbrücke ist für den Verkehrsfluss in Hamburg unabdingbar. Allerdings sind die notwendigen Einschränkungen während der Bauphase für Anlieger und Verkehrsteilnehmer auf ein Minimum zu reduzieren.
Weitere Informationen zum Ersatzbau der Sternbrücke auf der Homepage der Deutschen Bahn

Erneuerung der Brückenbauwerke “An der Alster” und “Ferdinandstor”

Auch die Brückenbauwerke unweit des Hamburger Hauptbahnhofs “An der Alster” und “Ferdinandshof” müssen in den kommenden Jahren erneuert werden. Damit kann der steigenden Verkehrsbelastung auf der Verbindungsbahn Rechnung getragen werden. Form und Aussehen der Brücken sollen weitgehend unverändert bleiben. Die Baumaßnahme soll zwischen 2021 und 2025 unter laufendem Verkehr erfolgen. Weitere Informationen zu den Baumaßnahmen auf der Projektseite der Deutschen Bahn.

Position der Handelskammer Hamburg

Die Handelskammer Hamburg befürwortet den Ausbau der Verbindungsbahn und die notwendigen Brückenbaumaßnahmen. Die gegenwärtige Verkehrssituation lässt sich nur schwierig mit dem geplanten Deutschland-Takt, sowie einer allgemeinen Stärkung des Verkehrsträgers Schiene vereinbaren. Für die notwendigen Baumaßnahmen an den Brückenbauwerken entlang der Strecke fordert die Handelskammer Hamburg eine gute Koordinierung von allen Vorhabenträgern und möglichst geringe Auswirkungen auf den Schienen- und Straßenverkehr während der Bauarbeiten.
„Der Hamburger Hauptbahnhof ist der meist frequentierteste Bahnhof Deutschlands und hat seine Kapazitätsgrenze längst überschritten. Wir begrüßen, dass der Handlungsbedarf nach Jahren des Stillstands nun endlich erkannt und ein städtebauliches Konzept für das Bahnhofsumfeld vorgelegt wurde. Entscheidend ist, dass auch ein ganzheitliches Verkehrskonzept entwickelt wird, das die anstehenden Zukunftsprojekte wie den Verbindungsbahnentlastungstunnel oder die U5 aufnimmt. Dringender Handlungsbedarf besteht weiterhin bei der Verknüpfung des Hauptbahnhofes mit der Kunstmeile und der Innenstadt.“

Dr. Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, in einem Pressestatement vom 7. Dezember 2021