Hamburg: Zukunftsstandort für wirtschaftliche Stärke, Resilienz und strategische Sicherheit Deutschlands
Hamburg nimmt als größter Industrie- und Außenwirtschaftsstandort mit Deutschlands bedeutendstem Seehafen eine besondere Stellung im Wirtschaftsgefüge der Bundesrepublik ein.
Mit einer starken Grundstoff- und Chemieindustrie ist Hamburg für den gesamtdeutschen Industriestandort von zentraler Bedeutung. Über die deutschen Seehäfen werden rund zwei Drittel des deutschen Außenhandels abgewickelt. Allein die Steuereinnahmen durch den Hamburger Hafen belaufen sich auf rund 2,5 Milliarden Euro jährlich.
Die Unternehmen in Hamburg leisten jedoch nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur nationalen Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit. Sondern Hamburg ist auch ein zentraler Pfeiler für die Resilienz und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Rohstoffe für Schlüsselindustrien wie Automobil- und Luftfahrtindustrie oder Maschinen-und Anlagenbau werden größtenteils über die deutschen Seehäfen abgewickelt. Die rund 19.000 im Außenhandel tätigen Unternehmen in Hamburg leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherung der deutschen Lieferketten in Zeiten zunehmender geoökonomischer Spannungen.
Bei einem Verteidigungs- oder Bündnisfall würde dem Hamburger Hafen als Logistik- und Versorgungsdrehscheibe eine herausragende Funktion zukommen. Er könnte im Krisenfall als strategischer Knotenpunkt für Versorgung und Logistik dienen und so zur Stabilität der gesamten Bundesrepublik beitragen.
Industrie und Handel als Rückgrat unseres Wohlstandes
Hamburg ist als Industrie- und Außenwirtschaftsstandort besonders von den aktuellen Herausforderungen betroffen. Die weiterhin hohen Energiepreise belasten Unternehmen und führen zu einer schleichenden Deindustrialisierung – Produktionen werden ins Ausland verlagert, Wertschöpfung geht dauerhaft verloren. Die dringendste Aufgabe der Politik ist es daher, kurzfristig eine sichere und bezahlbare Energieversorgung sicherzustellen. Vorschläge der Handelskammer Hamburg und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) liegen auf dem Tisch – nähere Informationen finden sich in den wirtschaftspolitischen Positionen der DIHK.
Zugleich sind umfangreiche Maßnahmen zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie ein Abbau von regulatorischen und bürokratischen Hemmnissen erforderlich.
Eine überbordende Bürokratie und übermäßige Regulierungen sind Ausdruck einer politischen Fehlentwicklung. Die Politik muss wieder mehr Vertrauen in die unternehmerische Leistungsfähigkeit setzen und die Potenziale des Marktes ausschöpfen. Es braucht nicht weniger als einen Kulturwandel in Politik und Verwaltung – ermöglichen statt verhindern. Innovationen und Investitionen fördern statt kleinteilige Regulierung und Bürokratie.
Weltweit befinden sich Wirtschaftsstandorte im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Der von der Handelskammer in Auftrag gegebene Fachkräftemonitor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zeigt, dass Anfang der 2040er-Jahre annährend 200.000 Fachkräfte in Hamburg fehlen könnten – viele davon in den Bereichen Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung –, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Bereits jetzt stellt der Mangel an qualifizierten Fachkräften für viele Unternehmen das größte Geschäftsrisiko dar.
Hamburgs Rolle bei der Energiewende
Die Energiewende ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit. In den Debatten der vergangenen Monate werden jedoch Stimmen laut, die eine Abkehr von den Klimazielen fordern, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Eine Abkehr würde allerdings die strukturellen Probleme des Wirtschaftsstandorts nicht lösen. Vielmehr bleiben Potenziale und Wettbewerbsvorteile ungenutzt, wenn nicht jetzt die Weichen für eine schnelle wirtschaftliche Transformation gestellt werden.
Norddeutschland mit Hamburg als wirtschaftlichem Zentrum spielt eine Schlüsselrolle in der Energiewende. Die strukturellen Voraussetzungen im Norden bieten die Chance, nachhaltige Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen bereitzustellen.
Die Industrie folgt der Energie – daher liegt in der Energiewende eine große Chance, „grüne“ Industrie im Norden anzusiedeln und diese wirtschaftlich zu nutzen. Hierbei übernehmen die Seehäfen wiederum eine wesentliche Funktion: als Flächenstandorte für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, als Logistikpartner und als Anlandepunkte für künftige Energieimporte.
Im Rahmen der Standortstrategie „Hamburg2040“ hat sich die Hamburger Wirtschaft das ehrgeizige Ziel gesetzt, bereits 2040 klimaneutral zu werden und hierbei eine internationale Vorreiterrolle einzunehmen. Eine von der Handelskammer Hamburg initiierte Studie der OECD zeigt, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und Klimaschutz gegenseitig bedingen. Hamburg könnte als Modellregion für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Wirtschaften dienen. Um dies zu ermöglichen, müssen jetzt auf Bundesebene die Weichen für die wirtschaftliche Transformation gestellt und strukturelle Probleme – wie im Bereich der Infrastruktur – konsequent angegangen werden.
Hamburg als Tor zur Welt
Die Bundesregierung muss die besondere Bedeutung Hamburgs für den gesamtdeutschen Wirtschaftsstandort anerkennen, insbesondere die Rolle des Hafens als herausragende Drehscheibe des internationalen Handels.
Die Finanzierung der Hafeninfrastruktur durch den Bund – wie etwa der Hafenlastenausgleich – stagniert seit fast zwei Jahrzehnten bei etwa 38 Millionen Euro jährlich. Dem gegenüber stehen allein Zolleinnahmen des Bundes aus dem Hamburger Hafen von rund 30 Milliarden Euro pro Jahr. Die Bundespolitik muss die Seehäfen als kritische Infrastruktur anerkennen und gezielt fördern. Umfangreiche Investitionen in die Modernisierung der Hafeninfrastruktur sind dringend erforderlich. Zudem muss die Hafen-Hinterlandanbindung auch im Hinblick auf sicherheitspolitische Aspekte ausgebaut und die norddeutsche Infrastruktur gezielt gestärkt werden.
Die Handelskammer Hamburg als Partner für eine zukunftsfähige Wirtschaft
Gemeinsam mit unseren 79 Partnerkammern haben wir unsere „Wirtschaftspolitischen Positionen“ (WiPos) entwickelt. Sie machen unseren Standpunkt zu den wirtschaftspolitischen Themen für die gesamte deutsche Wirtschaft deutlich. Aufbauend auf diesen übergeordneten Positionen hat die Handelskammer Hamburg ergänzend Forderungen entwickelt, die sowohl Hamburg-spezifische Themen als auch bundespolitische Handlungsfelder hervorheben, die aus Sicht der Hamburger Wirtschaft von besonderer Relevanz sind.
Durch eine zeitliche Gliederung soll verdeutlicht werden, welche Maßnahmen die Politik kurzfristig (weniger als zwei Jahre), mittelfristig (etwa zwei bis fünf Jahre) und langfristig (fünf und mehr Jahre) umsetzen kann, um den Wirtschaftsstandort Hamburg zu sichern und zu stärken – und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt. Mittel- und langfristig bedeutet aber auch, heute anzufangen, damit die Wirkungen im Zeithorizont erreicht werden können.
Die Handelskammer Hamburg vertritt das Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft in Hamburg mit rund 180.000 Unternehmen und mehr als einer Million Beschäftigten und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zum Gemeinwohl der Stadt. Die Wahlen zum Deutschen Bundestag und die Bildung einer neuen Bundesregierung sind Anlass, der Öffentlichkeit, der Politik, der Verwaltung, den Parteien, den Kandidatinnen und Kandidaten und insbesondere den zu wählenden Hamburger Bundestagsabgeordneten und der künftigen Bundesregierung Forderungen der Hamburger Wirtschaft zu überreichen.
Die Handelskammer Hamburg steht den Verantwortlichen im Bundestag, in der Bundesregierung und in den Bundesbehörden mit Expertise und Unterstützung zur Seite, wenn es darum geht, Deutschlands Wirtschaft zukunftsfest zu machen.