Wirtschaft zwischen Hoffnung und Ernüchterung
Halle (Saale), 24. September 2025. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) hat sich in ihrer Sitzung am 24. September 2025 in Halle (Saale) intensiv mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven für die Unternehmen in Sachsen-Anhalt befasst. Zwar habe die neue Bundesregierung in den ersten hundert Tagen ihr Sofortprogramm weitgehend umgesetzt, doch ein nachhaltiger Impuls für die Unternehmen sei bislang ausgeblieben.
„Die konjunkturelle Lage bei unseren Unternehmen zeigt zwar eine leichte Aufhellung – das klingt gut. Doch die Kehrseite ist, dass dies weniger an einer Verbesserung realer Indikatoren liegt, sondern eher an der Hoffnung auf eine neue Politik, die sich aber auch langsam zerstreut“, betonte IHK-Präsident Sascha Gläßer.
Besonders kritisch sieht die IHK die Energiekosten: Trotz einzelner positiver Maßnahmen wie der Senkung der Stromsteuer oder der Abschaffung der Gasspeicherumlage bleibe die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich gefährdet.
„Das Energiewendebarometer zeigt deutlich: Unternehmen kürzen die Produktion, denken über Standortverlagerungen nach oder realisieren diese bereits – kurzum, ein besorgniserregender Trend der Deindustrialisierung“, so der Präsident weiter.
Junge Menschen für Ausbildung und Unternehmertum gewinnen
Ein zentrales Thema der Vollversammlung war auch die Fachkräftesicherung. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sei hoch, dennoch blieben viele Plätze unbesetzt. Um dem entgegenzuwirken, setzt die IHK auf direkte Begegnungen zwischen Jugendlichen und Betrieben. Mit der neuen Initiative „BlickPunkt Unternehmen“ laden Mitarbeiter Jugendliche ein, ihren Arbeitsalltag kennenzulernen. Ergänzend bringt das bewährte Format „Unternehmer machen Schule“ Unternehmerinnen und Unternehmer direkt ins Klassenzimmer. Bereits über 1.500 Schülerinnen und Schüler haben so wertvolle Einblicke in unternehmerisches Handeln erhalten.
„Wenn Unternehmerinnen und Unternehmer mit jungen Leuten ins Gespräch kommen, entstehen Begeisterung und Interesse fast von selbst. Das Gute daran: Hemmschwellen fallen und Neugier wächst“, sagte der IHK-Präsident.
Besonders stolz zeigte sich die IHK zudem über die wachsende Resonanz beim Wettbewerb „Top-Ausbildungsbetrieb“. Noch nie hätten sich so viele Unternehmen beworben – ein klares Zeichen für die Stärke der regionalen Ausbildungsbetriebe.
Abschließend betonte Präsident Gläßer: „Es gibt Fortschritte und Lichtblicke. Wir dürfen das Positive nicht kleinreden – aber wir müssen die Hindernisse auch klar benennen. Nur wenn wir beides sehen, können wir die richtigen Konsequenzen ziehen.“
Die IHK Halle-Dessau ist die gemeinsame Stimme von 52.000 Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt. Ihre Mitglieder sichern 400.000 Arbeitsplätze und tragen mit jährlich 30 Milliarden Euro maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung bei. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts vereint die IHK Gesamtinteressenvertretung, Dienstleistungen und hoheitliche Aufgaben.