Ostdeutsche Wirtschaft im Gespräch mit Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder

Berlin, 3. April 2025. Die Präsidenten der ostdeutschen Industrie- und Handelskammern (IHKn) haben sich mit den Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder zu einem intensiven Austausch über die wirtschaftliche Zukunft Ostdeutschlands getroffen. Im Mittelpunkt des Dialogs stand die Frage, wie die Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Wirtschaft nachhaltig gestärkt werden kann.
Die Bandbreite der diskutierten Themen spiegelt die Vielfalt der ostdeutschen Wirtschaft wider: von Energiepreisen und Bürokratieabbau über Unternehmensnachfolge, Bildung und Verkehrsinfrastruktur bis hin zu Luftverkehr, maritimer Wirtschaft sowie Industrie- und Automobilstandorten. Ein besonderer Fokus des Präsidenten der IHK Halle-Dessau, Sascha Gläßer, lag auf der chemischen Industrie – einem zentralen Pfeiler der industriellen Wertschöpfung in Ostdeutschland. Die Branche stehe angesichts hoher Energiepreise, steigender Netzentgelte und zusätzlicher Umlagen massiv unter Druck. Produktionskapazitäten würden reduziert, Investitionen verschoben oder ganz gestrichen.
„Wer daraus ableitet, Deutschland müsse sich von der Grundstoffproduktion verabschieden, liegt falsch“, betonte Gläßer. „Eine Verlagerung ins Ausland bedeutet in vielen Fällen höhere CO₂-Emissionen, schlechtere Umweltstandards und eine zunehmende Abhängigkeit – etwa von russischen Düngemittelimporten.“
Deshalb seien dringend das Energieangebot auszuweiten – umfassend und technologieoffen – und kurzfristig auch die staatlichen Anteile an den Strom- und Gaskosten zu minimieren. Und mit dem Blick auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit müssten für die Transformation der Grundstoffindustrien in Ostdeutschland auch die Rahmenbedingungen für die Abscheidung, Speicherung und Weiternutzung von Kohlenstoffdioxid geschaffen werden (so. CCS- und CCU-Technologien).
Auch die Debatte um einen möglichen Ost-Beauftragten in der neuen Bundesregierung wurde angesprochen. Aus Sicht der IHK braucht es weniger Symbolpolitik, sondern vielmehr eine dauerhafte gesamtstaatliche Verantwortung für alle strukturschwachen Regionen – in Ost und West gleichermaßen. „Es geht nicht um punktuelle Aufmerksamkeit, sondern um ein langfristiges Engagement der Bundesregierung für wirtschaftliche Entwicklung und gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland“, so Gläßer.