Aufhellung sichtbar

Halle (Saale), 13. August 2025. Zur Jahresmitte 2025 zeigt sich bei der konjunkturellen Stimmung im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) eine leichte Aufhellung. Nach über zwei Jahren Stagnation verbessert sich aktuell das Geschäftsklima über alle Branchen hinweg. Zu diesem Ergebnis kommt die IHK in ihrem aktuellen Konjunkturbericht.
Der Klimaindikator der IHK Halle-Dessau steigt ausgehend von 2,1 im Vorquartal auf aktuell 8,0 Punkte. Das sei der beste Wert seit dem Jahr 2021.
„Es besteht die Hoffnung auf ein Ende der Flaute“, interpretiert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Ergebnisse.
Insbesondere der ausgeprägte Pessimismus der Unternehmen hinsichtlich der weiteren Entwicklung gehe zurück – in der Industrie gingen die Erwartungen sogar in den per Saldo positiven Bereich. Angesichts der langen Stagnation dürfte eine schnelle Trendwende aber nur schwer zu schaffen sein. Schließlich gäbe es gewichtige Gründe für die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft, so Bieräugel.
„Die Aufhellungen sorgen entsprechend noch nicht für mehr Investitionen oder Einstellungen. Dafür sind die aktuellen Herausforderungen noch zu groß.“
Zudem kämen angesichts der Zollkonflikte mit den Vereinigten Staaten neue Belastungen hinzu.
Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier warnt vor Euphorie. Die Stimmungsaufhellung sei noch schwach und eher von wachsender Hoffnung denn von realen Lageverbesserungen getrieben, erläutert er. Die Belastungen der regionalen Vorleistungsgüterindustrie durch die bisherige Energie- und Klimapolitik seien weiterhin gravierend und sorgten für sichtbare Schäden an der bisher erfolgreichen Wirtschaftsstruktur im Süden Sachsen-Anhalts, so Brockmeier.
„Die Stilllegung der Anlagen von Dow Chemical in Schkopau und Böhlen ist die sichtbare Folge der deutlich verschlechterten internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Da müssen bei jedem die Alarmglocken schrillen, der an einer wirtschaftlich erfolgreichen Entwicklung der Region interessiert ist“, mahnt Brockmeier.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen

In der Industrie wächst die Zuversicht und das Geschäftsklima zeigt sich mit 10,5 Punkten signifikant verbessert. Der Tiefpunkt scheint vorerst überwunden. Die Geschäftslage ist mit 17,9 Prozentpunkten deutlich über der Nulllinie. Der Auslastungsgrad steigt gegenüber dem Vorquartal an. Die Geschäftserwartungen setzen ihre Verbesserung aus dem Vorquartal fort. Der Saldo klettert hier auf 3,0 Prozentpunkte und liegt damit erstmals seit Anfang 2021 wieder über der Nulllinie. Es werden leichte Absatzsteigerungen und weitgehend stabile Preise erwartet. Beschäftigung und Investition reagieren aber aktuell noch nicht auf die besseren Aussichten und sind weitgehend unverändert zurückhaltend.
Im Baugewerbe zeigt sich eine leichte Erholung, der Einbruch aus dem Vorquartal wird weitgehend korrigiert. Das Geschäftsklima steigt im Vergleich zum Vorquartal auf 12,1 Punkte an und liegt auch über dem Vorjahresquartal. Die Geschäftslage steigt dabei deutlich. Die Bauunternehmen melden insgesamt stabile Umsätze und stabile Auftragseingänge aus dem Wirtschaftsbau. Die Bewertung der Geschäftserwartungen ist zwar verbessert, aber im Saldo noch immer negativ. Bei den Umsatzerwartungen überwiegt weiterhin die Skepsis.
Das Dienstleistungsgewerbe ist trotz Kostendruck weiter robust. Das Geschäftsklima liegt mit 13,2 Punkten auf dem Niveau des Vorquartals und auch des Vorjahresquartals. Die Geschäftslage hat sich auf hohem Niveau leicht gegenüber dem Vorquartal verbessert. Die Umsatzentwicklung wird als stabil angegeben. Allerdings bleibt die Bewertung der Gewinnlage weiter deutlich negativ. Das erklärt auch, warum rund ein Drittel der Dienstleister weiterhin plant, die Absatzpreise anzuheben. Hier dürften die gestiegenen Arbeitskosten den Druck verstärken. Die Geschäftserwartungen trüben gegenüber dem Vorquartal etwas ein. Für rund ein Drittel der Dienstleister ist der Auftragsbestand aktuell „zu klein“.
Der Handel bleibt dagegen weiter schwach. Er ist derzeit das Sorgenkind der regionalen Konjunkturentwicklung. Die im Jahr 2024 begonnene Erholung konnte 2025 nicht fortgesetzt werden. Das Geschäftsklima ist mit -15,7 Punkten nahezu unverändert schlecht.
Die Geschäftslage bleibt dabei auf dem negativen Saldo des Vorquartals. Noch immer klagen die Händler über deutlich sinkende Umsätze und Gewinne. Die Geschäftserwartungen sind entsprechend pessimistisch.
Das Verkehrsgewerbe nimmt aktuell etwas Fahrt auf. Das Geschäftsklima ist im Vergleich zum Vorquartal mit 11,2 Punkten wieder verbessert. Dabei steigt die Geschäftslage deutlich an. Die Auftragslage ist relativ gut. Insgesamt schätzen rund 82 Prozent der Verkehrsunternehmen ihren Auftragsbestand als mindestens ausreichend ein. Die Geschäftserwartungen bleiben gegenüber dem Vorquartal konstant, sind aber weiterhin leicht pessimistisch. Für die kommenden Monate wird mit weitgehend stabilen Umsätzen gerechnet.

Zur Methodik:

Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.
Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.
Lesebeispiel: Wenn 30 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 50 Prozent als neutral und 20 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -10 Punkte. Der Gesamtindex fasst Lagebewertung und Erwartungen zusammen.
Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.