Unverändert Stagnation – fest im Griff der Flaute

Halle (Saale), 7. Mai 2025. Zum Jahresbeginn 2025 bleibt die erhoffte Konjunkturerholung im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) erneut aus. Auch die Neuwahl des Bundestages im Februar 2025 hat nicht für eine Belebung bei den Aussichten gesorgt. Zu groß scheinen die Herausforderungen für die Unternehmen und zu gering der bisherige politische Reformwillen. Die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zum ersten Quartal des Jahres 2025 zeigen weiterhin eine Wirtschaft, die tief in der Wachstumsflaute steckt.
Das Geschäftsklima in der Region bleibt damit nun schon das neunte Quartal in Folge nahezu unverändert. Der Klimaindikator der IHK Halle-Dessau liegt weiterhin in der Nähe der Nulllinie und beträgt aktuell 2,0 Punkte. Der Index fasst zusammen, wie die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage einschätzen und welche Erwartungen sie für die kommenden Monate haben. Er ergibt sich aus der Differenz zwischen positiven und negativen Rückmeldungen – je höher der Wert, desto besser das Stimmungsbild.
„Die derzeitige Stimmung in den Unternehmen bleibt verhalten, Zeichen für steigenden Optimismus sehen wir leider noch nicht“, kommentiert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Ergebnisse. Diese Skepsis zeige sich auch in den Zukunftsplanungen: „Es wird weiterhin oft nur das Notwendigste investiert“, so Bieräugel.
Bei den Konjunkturrisiken, die die Unternehmen angeben, gibt es keine Veränderung: Weiterhin werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (z. B. hohe Bürokratiebelastung) am häufigsten genannt – gefolgt von den Kostenrisiken für Energie und Löhne. Mögliche Überraschungen sieht der IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier dabei eher auf der Negativseite:
„Die Eskalation des Zollkonfliktes mit den USA fand erst nach dem Umfragezeitraum statt und ist noch nicht in den Antworten enthalten – das belastet die Unternehmen zusätzlich“, erläutert er.
Gerade die Industrie hatte ihre Hoffnungen auf eine steigende Auslandsnachfrage gesetzt.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen

In der Industrie weist der Geschäftsklimaindikator mit 1,1 Punkten zu Jahresbeginn einen neutralen Wert auf – ähnlich wie im Vorjahresquartal und besser als im Vorquartal. Die Abwärtsdynamik ist somit leicht gedämpft. Allerdings dürften die zwischenzeitlichen Eskalationen im Zollstreit die Erwartungen in der Industrie weiter belasten. Die Investitionsneigung stagniert auf niedrigem Niveau, geplante Investitionen sind zum überwiegenden Teil notwendiger Ersatzbedarf.
Im Baugewerbe erhält die Stabilisierung der letzten Quartale einen herben Rückschlag. Das Geschäftsklima sinkt auf -5,0 Punkte ab. Die Bauunternehmen melden sinkende Auftragseingänge, Umsätze und Gewinne auch über das saisonal übliche Niveau hinaus. Insbesondere der Tiefbau trübt aktuell ein und kann somit die schlechte Lage im Hochbau und Ausbau nicht mehr kompensieren.
Nachdem im Dienstleistungsgewerbe im Vorquartal etwas Verunsicherung hinsichtlich der steigenden Arbeitskosten zu spüren war, zeigt es sich jetzt wieder robust. Die Schwäche scheint überwunden und die erfolgten Preisanpassungen haben bisher nicht zu Umsatzrückgängen geführt. Dennoch bleibt die Kostensituation angespannt und sorgt für sinkende Gewinne. Für die nächsten Monate wird mit Umsatzzuwächsen gerechnet und die Planungen für Investitionen und Beschäftigung sind per Saldo positiv. Das Geschäftsklima steigt auf 12,9 Punkte.
Der Handel erhält im aktuellen Quartal einen deutlichen Dämpfer in seiner Lageerholung der letzten Quartale. Die gute Stimmung zum Jahresende im Einzelhandel und Kfz-Handel setzt sich zu Jahresbeginn nicht fort. Auch die Geschäftserwartungen trüben wieder deutlich ein. Das Geschäftsklima fällt auf -17,4 Punkte zurück. Aktuelle Verbraucherumfragen zeigen eine Zurückhaltung der Konsumenten bei größeren Anschaffungen und eine steigende Sparneigung.
Die Stimmung im Verkehrsgewerbe wird aktuell von den negativen Entwicklungen im Baugewerbe und Handel belastet. Die Güterverkehrsunternehmen melden hier sinkende Auftragseingänge und Umsätze. Das Geschäftsklima ist mit -6,1 Punkten fast unverändert – eine Frühjahrsbelebung fällt aus. Die zusätzlichen Schwierigkeiten treffen dabei auf eine ohnehin stark unter Konsolidierungsdruck leidende Branche. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen bleiben per Saldo negativ.
Zur Methodik:

Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.

Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.

Lesebeispiel: Wenn 30 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 50 Prozent als neutral und 20 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -10 Punkte. Der Gesamtindex fasst Lagebewertung und Erwartungen zusammen.

Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.