„Unternehmer machen Schule“ kommt nach Bitterfeld

Steuerberater Timo Richter war einst selbst Schüler hier, nun übernahm er die Rolle des Vortragenden und berichtete seinen jungen Zuhörern der zehnten und elften Klassen in drei Einheiten jeweils eine Doppelstunde lang von seinem beruflichen Werdegang bis zum erfolgreichen Unternehmer. Gemeinsames Ziel von IHK und Unternehmern ist es, bei Schülern das Unternehmerbild zu „entzerren“, Interesse an Unternehmen, Unternehmertum und -geist zu wecken, Einblicke in unternehmerisches Denken und Handeln zu verschaffen und unternehmerische Selbstständigkeit als möglichen Lebensweg aufzuzeigen.

„In den letzten Jahren hat die Zahl der Existenzgründer in Sachsen-Anhalt immer weiter abgenommen. In der gegenwärtigen Krisenzeit gehen viele Hochqualifizierte lieber den scheinbar sichereren Weg in ein Angestelltenverhältnis“, erläutert IHK-Geschäftsstellenleiterin Stefanie Schmidt-Pforte die zugespitzte Lage. Sie ist in Dessau Ansprechpartnerin für die 19.000 Unternehmen im nördlichen IHK-Bezirk. „Aber uns zeigt sich auch, dass das oftmals aus einem Mangel an Aufklärung passiert, weil die Selbstständigkeit eine große Unbekannte bleibt und das Schulsystem ganz allgemein kaum darauf vorbereitet, selbstbestimmt für sich und andere zu agieren. Wenn die Schulen unsere Kinder jedoch nicht auf die vielen verschiedenen Wege des Berufslebens vorbereiten, wer soll es dann tun?“, mahnt sie an.

Bereits im Jahr 2015 riefen daher die IHK Halle-Dessau und die Handwerkskammer Halle (Saale) die gemeinsame Initiative „Unternehmer machen Schule“ ins Leben, für die laufend weitere Unternehmer mit Vorbildwirkung gesucht werden. Diese können den jungen Leuten von ihrem eigenen Werdegang zum Unternehmer berichten, besonders praxisnahe Einblicke in ihren Arbeitsalltag und dessen Herausforderungen und Chancen geben und Fragen der Jugendlichen aus erster Hand beantworten. Je mehr Unternehmer aus den verschiedensten Branchen mitwirken, desto facettenreicher wird für die Schüler auch das Bild der sich bietenden unternehmerischen Möglichkeiten. Antje Bauer, IHK-Geschäftsführerin Starthilfe- und Unternehmensförderung und Initiatorin von „Unternehmer machen Schule“: „Fast zehn Jahre nach Projektstart können wir sagen: Es lohnt nachweislich, sich aktiv für das Unternehmerbild bei den Jugendlichen einzusetzen. Bei fast allen Teilnehmern hat sich das Bild vom Unternehmer verbessert. Beim überwiegenden Teil der Schüler hat sich auch die Bereitschaft erhöht, später einmal vielleicht selbst eine Firma zu gründen bzw. zu übernehmen. Der persönliche Kontakt zum Unternehmer, zu erfahren, was dessen tägliche Sorgen sind, aber auch die große Lust an der Selbstständigkeit ist und wie Existenzgründung und Unternehmensabläufe ‚funktionieren‘ – das alles erhöht die Chance, dass sich junge Menschen mehr für Unternehmertum interessieren, Vorurteile abbauen und später selbst Unternehmer werden wollen“, erklärt Antje Bauer.

Und Stefanie Schmidt-Pforte ergänzt: „Unternehmertum in Sachsen-Anhalt muss endlich wieder mit dem selbstverdienten Stolz, der Freude an einer selbstwirksamen Gestaltung der eigenen Zukunft, der Vielfalt an Möglichkeiten zur beruflichen Selbstbestimmung – und, besonders wichtig – auch mit der Übernahme eines regionalen Verantwortungsgefühls verbunden werden! Wenn wir das erreichen, können wir unsere Wirtschaft in Sachsen-Anhalt nachhaltig stärken und damit unseren zukünftigen Wohlstand besser absichern.“ Die nächste Unterrichtseinheit findet am 20. Februar im Heinrich-Heine-Gymnasium in Wolfen statt. Weitere Termine sind geplant. 

Mitwirkungswillige Unternehmer können sich an Kathleen Pielert unter 03493 3757-24 oder kpielert@halle.ihk.de wenden. Weitere Informationen zur Initiative Unternehmer machen Schule