Konjunktur tritt auf der Stelle – Unsicherheit bleibt

Halle (Saale), 23. August 2023. Die konjunkturelle Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau zeigt sich im Vergleich zum Vorquartal fast unverändert. Der Geschäftsklimaindex liegt mit 2,1 Punkten knapp oberhalb der Null-Linie. Angesichts der weiterhin bestehenden Herausforderungen ist kein neuer Schwung erkennbar, die Konjunktur tritt auf der Stelle. Zu dieser Einschätzung kommt der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) für das zweite Quartal 2023.
Der treibende Faktor hinter der gewissen Erholung der letzten beiden Quartale seien verbesserte Erwartungswerte ausgehend von einem dramatisch schlechten Niveau gewesen, erläutert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. „Die Geschäftserwartungen haben sich zwar durchaus aufgehellt, sind aber noch immer mehrheitlich pessimistisch.“ Eine wichtige Rolle spielten derzeit vor allem Kostenprobleme, die aus der Inflation resultierten. Zudem zeigten sich viele Unternehmen angesichts der unberechenbaren Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zutiefst verunsichert. Die zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit dringend notwendigen Investitionen blieben daher häufig aus.
Die konjunkturelle Schwäche träfe dabei auf ohnehin vorhandene strukturelle Probleme in der deutschen Wirtschaft, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier. „Hohe Energiekosten, spürbarer Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten sowie äußerst hohe Steuern und Abgaben ergeben insgesamt schlechte Rahmenbedingungen.“ Diese würden zu einer gefährlichen Gemengelage, da die Bundespolitik nicht für Erleichterungen, sondern eher noch für zusätzliche Erschwernisse sorge. „Wachstum braucht Wettbewerbsfähigkeit. Eine wirksame angebotsorientierte Reformagenda muss her, keine nachfrageseitige Symptombehandlung!“ so Brockmeier.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
In der Industrie sind es die regional bedeutsamen Produzenten von Vorleistungsgütern, die für Eintrübungen sorgen. Sie stehen durch die anhaltend hohen Energiekosten weiter unter Druck und bekommen den globalen Nachfragerückgang bereits deutlich zu spüren. Dadurch verzeichnet die Industrie sinkende Auftragseingänge und Absätze. Die Geschäftserwartungen gehen im Vergleich zum Vorquartal zurück und sind mehrheitlich pessimistisch. Das Geschäftsklima ist mit 3,8 Punkten auf Vorquartalsniveau.
Im Baugewerbe trübt sich das Geschäftsklima weiter ein. Auch die sonst übliche Frühjahrsbelebung bei der Geschäftslage fällt diesmal aus. Weiterhin belasten rückläufige Auftragseingänge die Unternehmen und angesichts der hohen Kreditzinsen ist eine Trendwende vorerst nicht in Sicht. Lediglich im Wirtschaftsbau löst sich die Zurückhaltung etwas auf. Das Geschäftsklima ist mit nur noch 0,7 Punkten ausgeglichen.
Die Dienstleistungswirtschaft dagegen hält ihr solides Niveau auch im aktuellen Quartal. Das Geschäftsklima ist mit 10,7 Punkten weiterhin das beste unter den betrachteten Branchengruppen. Sowohl Lage als auch Erwartungen bleiben zum Vorquartal konstant und sind besser als vor Jahresfrist. Erneut ist es die stabile Umsatzentwicklung, die die Geschäftslage stützt. Bei den Preiserwartungen geht der Saldo aus erwarteten bzw. geplanten Steigerungen und Senkungen weiter zurück.
Im Handel ist aktuell keine Aufhellung zu sehen – die Stimmung bleibt im Keller. Das Geschäftsklima ist mit -17,4 Punkten auf dem schlechten Niveau des Vorquartals und Vorjahresquartals. Angesichts der verschlechterten Gewinnlage fällt die Geschäftslage auf die Nulllinie ab. Das durch die Inflation steigende Preisniveau kann kaum noch an die Kunden weitergereicht werden, ohne Umsatzrückgänge zu riskieren. Die Händler geraten in eine Zwickmühle und sind für die nächsten Monate. entsprechend pessimistisch.
Das Verkehrsgewerbe legt gegenwärtig wieder den Rückwärtsgang ein. Erneut ist es vor allem der Güterverkehr, der Verschlechterungen meldet. Das Geschäftsklima sinkt auf -14,3 Punkte ab. Neben weniger neuen Aufträgen ist es auch die Gewinnlage, die anhaltend negativ bewertet wird. Die Kostensteigerungen lassen sich kaum noch weiterreichen. Die Geschäftserwartungen sind anhaltend pessimistisch, es wird mit weiteren Umsatzrückgängen gerechnet.
Quelle: IHK-Konjunkturumfrage im zweiten Quartal 2023
Zur Methodik:
Für den Konjunkturbericht befragt die IHK viermal im Jahr eine repräsentative Stichprobe ihrer Mitgliedsunternehmen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie zukünftig erwarten.
Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden um saisonale Effekte bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Indexwerte zeigen jeweils den Saldo zwischen dem Anteil positiver und negativer Einschätzungen.
Lesebeispiel: Wenn 60 Prozent der befragten Unternehmer die Geschäftslage als schlecht einschätzen, 25 Prozent als neutral und 15 Prozent als gut, dann beträgt der resultierende Wert -45 Punkte. Der Gesamtindex fasst Lagebewertung und Erwartungen zusammen.
Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Befragung teil.