Der Staat verschärft die Fachkräfteproblematik

Halle (Saale), 14. November 2023. Zu viele (schlechte) Gesetze lassen die Bürokratie wuchern – und verstärken damit den Fachkräftemangel! Wie dies genau aussieht und was zu tun ist, um zwei der drängendsten aktuellen Herausforderungen für die regionale Wirtschaft zu lösen, das analysierten die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) und die Handwerkskammer Halle in einem gemeinsamen Pressegespräch im MMZ in Halle (Saale).

Der Kern des Problems

Die Bürokratie wächst und wuchert. Die damit einhergehenden steigenden bürokratischen Auflagen und Berichtspflichten schaden Unternehmern und der Wirtschaft immens. „Im Ergebnis erleben wir einen immer stärkeren Stellenaufwuchs in der Verwaltung – und ein absolutes Missverhältnis zwischen öffentlichem Dienst und der Privatwirtschaft, was die Verteilung der Arbeit in unserer Gesellschaft betrifft“, erklärt Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der IHK Halle-Dessau.
Die Bürokratie bindet aber nicht nur Arbeitskräfte in der Verwaltung, sondern führt auch in den Unternehmen zu hohem Aufwand. Und sie hält junge Menschen zunehmend davon ab, sich selbstständig zu machen. „Einer Umfrage im Handwerk nach haben vier von fünf Meisterschülern keine Lust auf eine Selbstständigkeit, weil sie die Bürokratie fürchten“, warnt Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale).
Die Bürokratie verschärfe deswegen den Fachkräftemangel, der Sachsen-Anhalt ohnehin bereits jetzt besonders hart treffe. „Für zwei Menschen die altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen, rückt nur ein junger Mensch nach. Und dieser junge Mensch landet aktuell eher in der Verwaltung als in der Privatwirtschaft. Dort wird aber die Wertschöpfung geschaffen und unser Wohlstand gesichert!“ so Keitel.
Doch wie lässt sich das Bürokratieproblem lösen? Die beiden Kammern haben vier Handlungsempfehlungen herausgearbeitet:

Was zu tun ist

1. Bessere Rechtsetzung
Zunächst braucht es eine bessere Rechtsetzung, die politische Ziele über Anreize umsetzt und die nicht auf zahlreiche kleinliche Ge- und Verbote setzt, die wiederum kontrolliert werden müssen. Positivbeispiel Klimaschutz: Beim Emissionshandel erhalten Unternehmer und Bürger Anreize zur Emissionsvermeidung und der Kontrollaufwand hält sich in Grenzen. Neue Regelungen müssen zudem befristet und regelmäßig evaluiert werden.
2. Konsequenter Bürokratieabbau
Das zweite Handlungsfeld setzt bei den vorhandenen Regelungen an. Es braucht also auch einen konsequenten Bürokratieabbau im Regelungsbestand.
3. Mehr Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung
„Es geht um einen grundsätzlichen Ansatz, Unternehmen nicht als Gegner zu betrachten, sondern gemeinsam ein Interesse an guten Wirtschaftsbedingungen zu haben“, so Keitel. „Politik und Verwaltung sollten sich nicht als Überwacher und Kontrolleur begreifen, sondern als Dienstleister, als Kümmerer und als Ermöglicher. Dazu gehört auch, dass Behördenchefs ihre Mitarbeiter ermutigen, Ermessensentscheidungen im Interesse des Antragstellers und damit letztlich der wirtschaftlichen Entwicklung zu treffen.“
4. Digitalisierung der Verwaltung
Bei der Digitalisierung der Verwaltung versagt Deutschland in jeder Hinsicht. Zu wenige Leistungen werden digital bearbeitet, dabei verspricht eine kluge und konsequente Digitalisierung doch enorme Effizienzvorteile und bindet vor allem weniger Arbeitskräfte in der Verwaltung. Insbesondere und zuerst ist es notwendig, Strukturen und Prozesse zu entschlacken, schlanker zu machen, radikal zu vereinfachen und erst danach zu digitalisieren! „Diese Prozesse und Aufgaben zu überprüfen, ist natürlich aufwendig und kostet viel Kraft. Aber das ist eine lohnenswerte Anstrengung, die Verwaltungsaufwand und Bürokratie verringert und vor allem: die hilft, den Fachkräftemangel nicht noch weiter zu verschärfen“, so Keitel abschließend.