Nur mit Engagement lässt sich etwas bewegen

Michael Schmidt ist seit über 30 Jahren Gastronom und Touristiker: Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Sachsen-Anhalt engagiert sich auch in der IHK, ist unter anderem Mitglied der Vollversammlung. Die Pandemie forderte ihn als Interessenvertreter.

Welche Bilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie für Tourismus und Gastronomie in Sachsen-Anhalt?

Michael Schmidt: Eine sehr gemischte. Während der Tourismus dank des „Deutschlandtrends“ in den letzten beiden Sommern Zuwächse verzeichnete, fällt die Bilanz in der Ausflugsgastronomie durchwachsen aus. Für Tagungs-, Messe- und Veranstaltungsgastronomie war die Pandemie eine richtige Zäsur. Bei all den damit verbundenen Schwierigkeiten haben wir aber trotzdem viel kreative Kraft freigesetzt. Die von der Branche entwickelten Hygienekonzepte zum Beispiel haben sogar im Ausland Nachnutzer gefunden.

Wie haben Sie in den oft wechselnden Lagen mit der Politik kommuniziert?

Schmidt: Sowohl im Land als auch im Bund sind wir durchweg sehr aktiv auf die Politik zugegangen. Mit den Überbrückungshilfen und der Kurzarbeiterregelung sind dabei gemeinsam Lösungen gefunden worden, die viele vor dem Aus bewahrt haben. Denken wir nur an die Zeit der Überbrückungshilfe III. Da stand unsere Branche defacto sechs Monate still. Vor Ort in Sachsen-Anhalt ging es immer um eine wirtschaftlich tragfähige Öffnungsperspektive. Staatskanzlei und Wirtschaftsministerium hatten dafür immer offene Ohren.

Sie sind nicht nur DEHOGA-Präsident im Land, sondern auch in der IHK-Vollversammlung und im -Tourismusausschuss aktiv, kümmern sich um Ausbildungsthemen. Warum engagieren Sie sich so breit?

Schmidt: Zum einen liegt mir das im Blut. Ich habe immer schon gern Verantwortung übernommen. Dann hat mir die Wende mit dem Ende meiner Ausbildung zum Koch Türen geöffnet, die davor undenkbar waren. Dafür gebe ich nun etwas zurück. Hinzu kommt die Überzeugung, dass wichtige Themen wie etwa eine qualitativ hochwertige und zeitgemäße Erstausbildung sich nicht von selbst regeln. Nur mit Engagement lässt sich etwas bewegen!

Wenn es um Interessenvertretung geht, was gehen Sie über den Fachverband an und was über die IHK-Gremien?

Schmidt: Auch wenn die Aufgaben hier teilweise unterschiedlich sind, will ich das nicht trennen. Wir pflegen die gleichen Grundsätze und haben gerade in der Pandemie auch viele Aktivitäten gebündelt. Daraus hat sich ein Miteinander entwickelt, von dem alle profitieren. Wir bringen fachliche Expertise mit in die Kammerarbeit, umgekehrt bekomme ich dort oft Rat, wenn es um rechtliche Bewertungen geht, um nur ein Beispiel zu nennen.
In der Pandemie haben wir in Sachsen-Anhalt immer nach Lösungen mit Augenmaß gesucht.

Michael Schmidt

Wie vereinbaren Sie dieses Engagement mit der unternehmerischen Aufgabe, täglich für 50 Mitarbeiter Verantwortung zu tragen?

Schmidt: Ganz einfach. Ich habe ein tolles Team. Und wir pflegen eine Kultur des Entscheidens, auch wenn der Chef nicht daneben steht.

Was sind die größten Herausforderungen für die Branche in den kommenden Jahren?

Schmidt: Zum einen wird es darauf ankommen, gutes Personal zu halten und wieder zu gewinnen. Daneben sind wir herausgefordert, angesichts steigender Nebenkosten rentabel und kreativ zu arbeiten und dafür die Akzeptanz und Anerkennung unserer Gäste zu erlangen. Dazu gehört, gute Dienstleistungen wieder als solche anzuerkennen.
Gasthaus und Hotel zur Henne
Michael Schmidt
Henne 1
06618 Naumburg
www.gasthaus-zur-henne.de