Ingenieure braucht das Land!

In den letzten beiden Jahren ging trotz eines guten Arbeitsmarktes die Zahl der Studienanfänger im Ingenieurwesen zurück. Die Hochschule Anhalt steuert mit einem dualen Studienangebot für Elektro- und Informationstechnik, Verfahrenstechnik und Informatik dagegen. Drei Fragen an den Dekan des Fachbereichs Prof. Dr. Marc Enzmann.

An der Hochschule Anhalt kann man Elektround Informationstechnik jetzt auch dual studieren. Was gab dafür den Ausschlag?

Dr. Marc Enzmann: Es gab zwei Impulse. Der erste kam tatsächlich aus der Wirtschaft, und auch Studierende äußerten ihr Interesse nach mehr Praxis. Den zweiten Impuls lieferte der Akkreditierungsrat, er forderte für duale Studienangebote eine engere Vernetzung mit der Wirtschaft. Darüber hinaus können die Kooperationsunternehmen in unserem Industriebeirat Fortschritte, Probleme, aber auch Interessen und Wünsche für den Studiengang äußern. Das haben sie getan!

Wie können Unternehmen das Angebot dafür nutzen, um Fachkräfte zu binden?

Enzmann: Der Kooperationsvertrag zwischen Firmen und Hochschule sowie der Arbeitsvertrag zwischen Firmen und Studierenden
zwei angehende Ingenieure bekommen einen Schaltkreis gezeigt
Während ihres Studiums an der Hochschule Anhalt sind die künftigen Ingenieure bereits ganz nah am Unternehmensalltag. © Hochschule Anhalt
legen die genauen Bedingungen der Zusammenarbeit fest. In der veranstaltungsfreien Zeit lernen die Studierenden in der Praxis, immer begleitet von Mentoren beider Seiten. Dank dieser Kooperation entstehen nicht nur Kontakte zwischen der Hochschule Anhalt und der Industrie, sondern auch eine frühe Bindung der potentiellen Fachkräfte an die Unternehmen. Im sogenannten Praxistransfer befassen sich die Studierenden mit Themen aus dem unternehmerischen Arbeitsalltag. In Praxisgesprächen können die Betriebe ihren „Fachkräften in spe“ Perspektiven sowie Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten nach dem Abschluss aufzeigen.

Wie viel Praxis in den Unternehmen steckt in Ihrem Konzept – sprich: Was wird im Hörsaal und was im Betrieb vermittelt?

Enzmann: Die Hochschule Anhalt ist grundsätzlich sehr praxisorientiert. In unseren Studiengängen finden 20 bis 25 Prozent der Lehre im Labor bzw. in der Praxis statt. Im dualen Studienangebot sind die Studierenden zusätzlich während der lehrveranstaltungsfreien Zeit in den Firmen. Nach den ersten drei Semestern Grundstudium gehen die Studierenden ab dem vierten Semester in den sogenannten Praxistransfer. Hier behandeln sie Problemstellungen aus dem Arbeitsalltag in Hausarbeiten und erhalten dafür Leistungspunkte für das Studium. Das siebte Semester besteht aus dem Berufspraktikum und der Abschlussarbeit – sie sind dann ein halbes Jahr im Unternehmen. Und im besten Fall schließt sich dann ein Arbeitsvertrag an, gerne auch parallel zur Berufstätigkeit ein Masterstudium in einem unserer berufsbegleitenden Studiengänge.
Nach dem Studium
Mit komplexem Werkzeug für Theorie und Praxis ausgestattet, sind die Absolventen befähigt, Arbeitsaufgaben mit wissenschaftlichen Methoden fachübergreifend zu lösen. Neben dem Einsatz in Unternehmen der Elektro- und Informationstechnik eröffnen sich für sie viele weitere Karrieremöglichkeiten, etwa in der Automobilbranche, der Luft- und Raumfahrttechnik, der Medizin- oder auch in der Medientechnik.
Hochschule Anhalt/ Campus Köthen
Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen
Prof. Dr. Marc Enzmann
Bernburger Straße 55, 06366 Köthen
www.hs-anhalt.de