Brexit: Weitere Übergangsregeln ausgelaufen

Das Vereinigte Königreich gehört nicht mehr zur Europäischen Union. Bislang galten trotz des Brexit viele Regeln des Binnenmarktes weiter. Das ändert sich Schritt für Schritt. Handelsbarrieren, Fachkräftemangel und Lieferkettenprobleme stellen Unternehmen vor Herausforderungen.
Nach dem EU-Austritt Großbritanniens galten während der Übergangszeit ab 1. Februar 2020 viele Regeln des Binnenmarkts erst einmal weiter. Weder im Waren- und Personenverkehr noch beim Erbringen von Dienstleistungen gab es deshalb im deutsch-britischen Handel spürbare Einschränkungen. Das änderte sich mit dem endgültigen Vollzug des Austritts am 31. Dezember 2020. Vieles ist seitdem aufwändiger. Die Bewohner von England, Schottland, Wales und Nordirland mussten deshalb 2021 unter zahlreichen Lieferengpässen leiden. Inzwischen sind die ersten Startschwierigkeiten zwar überwunden, dennoch ist das neue britische Zollregime noch immer nicht vollständig umgesetzt. Bisher gewähren die Briten zahlreiche einseitige Übergangsregelungen für Wareneinfuhren aus der EU. Einige sind zum Jahreswechsel ausgelaufen. Seit Januar 2022 betrifft das beispielsweise:

Lebensmittel:

Es gibt höhere Hürden bei der Einfuhr von Lebensmitteln in Großbritannien. Britische Importeure müssen ihre Waren vorab anmelden. Ab Juli 2022 werden Veterinärbescheinigungen für viele Waren verpflichtend. Allerdings gelten unterschiedliche Fristen für verschiedene Warentypen.

Produktkennzeichnung:

Statt dem CE-Kennzeichen gibt es „auf der Insel“ die neue UKCA-Kennzeichnung. Während einer Übergangsfrist kann die CE-Kennzeichnung nun zwar doch bis 31. Dezember 2022 weiterhin verwendet werden. Firmen sollten sich aber schon jetzt vorbereiten.

Geschäftsreisen:

Mit dem Wiederaufleben der Reisetätigkeit zeigt sich, dass seit dem Ende der Arbeitnehmerfreizügigkeit Dienstreisen nach Großbritannien aufwändig geworden sind. Das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen macht visumsfreie Geschäftsreisen zwar weiterhin möglich – allerdings nur für bestimmte Aktivitäten. Wer den britischen Dienstleistungsmarkt bedienen will, muss sich gut vorbereiten und lange Vorlaufzeiten einplanen.
Dennoch bleibt der britische Markt attraktiv, denn die fünftgrößte Volkswirtschaft befindet sich nach der Coronapandemie auf Erholungskurs. Während die Wirtschaftsleistung laut Prognose vieler Ökonomen schon im Frühjahr 2022 das Vor-Corona-Niveau überschreiten wird, bleiben die Brexit-Folgen aber länger sichtbar. Eine Sonderauswertung des AHK World Business Outlook 2021 belegt das an Zahlen. Von den deutschen Unternehmen in Großbritannien rechnen nur noch 29 Prozent mit einer besseren konjunkturellen Entwicklung vor Ort. In der Eurozone traf dies in der Gesamtumfrage dagegen für 43 Prozent der Unternehmen zu. Vor allem Handelsbarrieren, Fachkräftemangel und Probleme in den Lieferketten stellen die Unternehmen vor Herausforderungen.
Detaillierte Informationen gibt es hier:
Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer:
www.grossbritannien.ahk.de/brexit/faqs
GTAI: www.gtai.de/brexit

Außenhandel kann man lernen!

Eine Unmenge an Dokumenten und Dokumentationen, Bescheinigungen und Nachweisen – wer Außenhandel betreibt, kann ein Lied davon singen. Gut beraten ist, wer die Kompetenz dafür im eigenen Unternehmen hat.
Jedes Geschäft mit Kunden im Ausland läuft anders ab, Art und Umfang der erforderlichen Unterlagen stellen gerade kleine und mittelständische Unternehmen vor echte Herausforderungen. Dabei immer den Überblick zu behalten und die richtige Lieferdokumentation zusammenzustellen, entscheidet im Zweifelsfall über den wirtschaftlichen Erfolg eines Geschäftes. Nicht kalkulierte Mehraufwendungen für Verzögerungen etwa beim Verzollen können schnell das Zünglein an der Waage sein. Jede außenwirtschaftlich aktive Firma muss diese Prozesse auf ihre speziellen Bedürfnisse zuschneiden. Deshalb wird es immer attraktiver, Know-how dafür nicht auszulagern, sondern beim eigenem Personal aufzubauen. Das geht berufsbegleitend über Qualifizierung in Zertifikatslehrgängen und Seminaren oder gleich als Ausbildung etwa für Kaufleute für „Groß- und Außenhandelsmanagement“ und „Spedition und Logistikdienstleistung“. Hier werden Mitarbeitende befähigt, sowohl Lieferprozesse im In- und Ausland abwickeln zu können als auch das erforderliche Wissen praxisgerecht fortlaufend auszubauen und anzuwenden. Die IHK-Ausbildungsberater beraten gerne zu Qualifizierungsmöglichkeiten und Berufsbildern im Außenhandel. Für Berufserfahrene hält die IHK zudem ein breites Spektrum an außenwirtschaftlichen Seminaren bereit.
Ausbildungsberater der IHK Halle-Dessau:
www.ihk.de/halle, Dok.-Nr. 3676
Außenwirtschaftliche Seminare der IHK Halle-Dessau:
www.ihk.de/halle, Dok.-Nr. 4037652