Die demografische Falle

Vor manchen Problemen verschließen viele Menschen am liebsten die Augen, häufig leider ausgerechnet bei gravierenden Problemen. Zudem geht es auch ganzen Gesellschaften und deren politischen Entscheidern so.
Der demografische Wandel ist ein solch verdrängtes Problem. Es ist keineswegs so, dass dieser nicht seit Jahren bekannt wäre. Nur leider schien das Problem vielen offenbar so weit entfernt, dass sich niemand ernsthaft seiner Lösung annahm. Was es so schwierig macht: Im Kern ist die demografische Entwicklung bereits festgelegt. Für zwei Menschen, die altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden, rückt aktuell nur einer nach. Die Ursachen indes – sinkende Geburtenraten und massenhafte Abwanderung – liegen lange zurück. Genau da liegt die Crux: Für ein wirksames Gegensteuern oder gar Aufhalten ist es zu spät – es geht bestenfalls um Linderung und vor allem darum, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Mit Wenigeren mehr machen

Unserer Gesellschaft gehen die Menschen aus und somit auch die Arbeitskräfte, die „den Laden am Laufen halten“. Was ist also zu tun?
  • Wir können es uns nicht leisten, auch nur einen Menschen, der erwerbsfähig ist, nicht zu beschäftigen. Es braucht handfeste Anreize, Arbeit auch aufzunehmen. Und in gleicher Weise natürlich auch durchgreifende Sanktionsmöglichkeiten, falls sich jemand partout weigert.
  • Wir können es uns auch nicht leisten, dass sich die arbeitende Bevölkerung Stück für Stück in die Vier-Tage-Woche verabschiedet, um die sogenannte Work-Life-Balance zu optimieren. Frei nach Immanuel Kants kategorischem Imperativ: Wer für sich selbst dieses Recht reklamiert, möge sich bitte einmal vorstellen, was geschehen würde, wenn alle Menschen so handelten. Akzeptieren wir es, wenn der Bäcker am Freitagmorgen die Backstube geschlossen hält, wenn der Lokführer am Donnerstag einen „Balance-Tag“ einschiebt oder der Polizist nur noch in Teilzeit für Recht und Ordnung sorgt? Von den Auswirkungen, die dies zukünftig auf die sozialen Sicherungssysteme hat, mal ganz zu schweigen.
  • Wenn wir weniger werden, müssen wir als Gesellschaft schwierige Entscheidungen treffen: Wo sollen die Arbeitskräfte eingesetzt werden? Wir sagen: Selbstverständlich vor allem in wertschöpfenden Tätigkeiten! Zwar muss die Verwaltung so ausgestattet sein, dass sie ihren wesentlichen Aufgaben gut nachkommen kann. Wir dürfen aber nicht in eine Situation geraten, in der die öffentliche Hand der Wirtschaft die knappen Arbeitskräfte reihenweise abspenstig macht– zumal die Attraktivität der Löhne dort maßgeblich getragen wird durch die Steuern, die Unternehmen entrichten!
  • Auch muss unser Land attraktiver für zuwandernde qualifizierte Fachkräfte werden, die Bedarfslücken am Arbeitsmarkt schließen können. Sowohl einstellungsbereite Unternehmen als auch einwanderungswilliges Personal brauchen Unterstützung.
  • Zu guter Letzt: Wenn wir weniger werden, unseren Wohlstand aber halten wollen, dann müssen wir Verbliebenen umso produktiver arbeiten – einerseits, indem wir unser Wissen durch (Weiter-)Bildung a jour und mit dem technischen Wandel Schritt halten. Andererseits müssen wir produktiver werden durch mehr Automatisierung, durch mehr Digitalisierung, sprich durch „arbeitssparende“ Innovationen. Die Sorge vor Massenarbeitslosigkeit durch Technisierung ist unbegründet – im Gegenteil: dieser Fortschritt ist unsere Rettung!