Berufsschulstandort Hagen für gewerblich-technische Berufe massiv gefährdet
Die kurzfristige Teilschließung der Cuno-Berufskollegs I und II in Hagen wegen Brandschutzmängeln hat den Präsenzunterricht für 3.600 Schülerinnen und Schüler, darunter 1.200 Auszubildende aus 300 Betrieben, in weiten Teilen abrupt gestoppt. Die Wirtschafts- und Sozialpartner – MAV, DGB, IG Metall und die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) – sehen damit die Fachkräftesicherung in gewerblich-technischen Berufen ernsthaft gefährdet und fordern schnelle, koordinierte und transparente Lösungen zur Sicherung des Schulstandorts Hagen.
Industrie sieht Abwanderung – Stadt Hagen und Land NRW sind gefordert
Dr. Ralf Geruschkat, SIHK-Hauptgeschäftsführer warnt: „Die aktuelle Situation gefährdet unmittelbar die Funktion Hagens als Oberzentrum mit starken Berufsschulen. Es melden sich erste Ausbildungsbetriebe, die ihre Auszubildenden in Nachbarstädten anmelden.“
Prüfungen in Gefahr – Präsenzunterricht durch Räume
Viele Auszubildende stehen kurz vor ihren Abschlussprüfungen. Ohne intensiven Vorbereitungsunterricht drohen schlechtere Ergebnisse. Özgür Gökce, Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV): „Unter normalen Umständen hätten die Prüflinge noch zehn Unterrichtstage zur gezielten Vorbereitung. Distanzunterricht kann das nicht auffangen. Wir brauchen jetzt tragfähige Präsenzangebote – pragmatisch, flexibel und schnell.“
IG Metall fordert schnelle Wiedereröffnung
Aus Sicht der IG Metall erhöht eine Schwächung des Bildungsstandortes Hagen die Gefahr von Ausbildungsabbrüchen deutlich. Jens Mütze, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hagen: „Entscheidend ist jetzt die schnelle Inbetriebnahme des Hagener Schulstandortes. Nur so lässt sich verhindern, dass junge Menschen ihre Ausbildung abbrechen müssen.“
Langfristige Investitionen in Bildungsinfrastruktur
Auch die Gewerkschaften sehen akuten Handlungsbedarf und fordern nachhaltige Lösungen. Stefan Marx, Regionsgeschäftsführer des DGB Ruhr-Mark: „Wenn Schulgebäude bröckeln und Fenster undicht sind, wird sichtbar, wie dringend langfristige Investitionen in die Bildungsinfrastruktur notwendig sind. Gerade in vollzeitschulischen Bildungsgängen brauchen junge Menschen verlässliche Lernorte. Ohne sichere Räume und stabile Präsenzangebote drohen sie verloren zu gehen – mit gravierenden Folgen für ihre persönliche Zukunft und die Fachkräftesicherung in unserer Region.“
SIHK bietet Räume – Stadt in der Pflicht
Die SIHK Akademie gGmbH hat kurzfristig eigene Fach- und Seminarräume in den Lehrwerkstätten angeboten, um den Präsenzunterricht zu unterstützen. Parallel laufen Gespräche mit weiteren Partnern und den Schulleitungen über Ausweichräume. Nur gemeinsam kann sichergestellt werden, dass kein junger Mensch seine Ausbildung verliert und die heimische Wirtschaft auch künftig auf qualifizierte Fachkräfte bauen kann.
Eine aktuelle Standortumfrage der SIHK unterstreicht die Dringlichkeit: 80 Prozent der Unternehmen halten eine gute Bildungsinfrastruktur für einen zentralen Standortfaktor, aber nur 38 Prozent sind mit der aktuellen Situation zufrieden. Neben den bekannten Verkehrsproblemen droht nun auch die Bildungsinfrastruktur zum Nachteil für den Standort zu werden.
Fazit der Sozialpartner und der SIHK: Die Stadt Hagen und das Land NRW müssen jetzt handeln, um Präsenzunterricht schnellstmöglich sicherzustellen. Nur so lässt sich verhindern, dass junge Menschen ihre Ausbildung und die Region ihre Zukunftsfähigkeit verlieren. Dazu müssen auch die Mittel des Infrastruktursonderprogramms schnell in Hagen ankommen.