„Mehr Vertrauen in beide Richtungen“ - Spitzentreffen südwestfälischer Wirtschaft mit heimischen Abgeordneten

„Das Vertrauen muss wachsen – in beide Richtungen!“ In dieser Botschaft waren sich die Teilnehmer des Parlamentarischen Abends der Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen einig.
Zu der traditionsreichen Veranstaltung hatten die Präsidenten der drei Kammern diesmal in die Viega World in Attendorn eingeladen. In einem lebhaften persönlichen Austausch zwischen den heimischen Abgeordneten in Berlin und Düsseldorf und der südwestfälischen Wirtschaft wurden die Belange der rund 100.000 gewerblichen Unternehmen der Region deutlich und geeignete politische Schritte diskutiert, wie diesen zu begegnen ist.
Walter Viegener, Präsident der IHK Siegen und „Hausherr“ der Viega World, führte mit dem Wunsch in den Abend ein, dass „in der Bildung durchgestartet“ wird. Die betriebliche Berufsausbildung sei das Rückgrat des Bildungssystems und ein Erfolgsfaktor für den Standort Südwestfalen. „Die Betriebe investieren mit Überzeugung in die Ausbildung und sichern so ihren Fachkräftebedarf“, betonte der Attendorner Unternehmer, um dann festzustellen, dass „das System wankt“.
Obwohl nur fünf Prozent der Fachkräftenachfrage auf akademische Berufe entfielen, werde die duale Ausbildung systematisch abgewertet. „Wenn wir hier nicht handeln, gefährden wir eine tragende Säule unseres wirtschaftlichen Erfolgs!“ Vor diesem Hintergrund forderte Walter Viegener mehr Investitionen in die Schule, das Einfordern von mehr Leistung, eine realistische Berufsorientierung, die gezielte Unterstützung von leistungsstarken Schülern und mehr Offenheit für Innovationen in der Ausbildung.
Christin-Marie Stamm MdL stellte in ihrem Beitrag die Aufstockung von Lehrpersonal in den Mittelpunkt. Mehr Attraktivität für den Ausbildungsberuf des Erziehers, gezielte Qualifizierung von Lehrpersonal mit Migrationshintergrund und ein vereinfachter Quereinstieg gehörten ebenso zu den Erfolg versprechenden Ansätzen wie mehr Digitalisierung in der Schule.
Benedikt Büdenbender MdB betonte, dass Bildung jedoch mehr als nur Schulpolitik sei. Die wirtschaftliche Stärke stehe und falle mit qualifizierten Fachkräften, die es zu binden, zu gewinnen und zu befähigen gelte. So gehöre die Ausbildungsqualifizierung verbindlich in den Schulalltag; Hürden bei der Zuwanderung müssten beseitigt werden und Unterrichtsinhalte seien auf die zunehmende Digitalisierung auszurichten.
Vertrauen und Handlungsfähigkeit zurückgewinnen
Ralf Stoffels, Präsident der SIHK zu Hagen, hob die Notwendigkeit hervor, Vertrauen und Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. „Die Wettbewerbsfähigkeit muss wieder in den Mittelpunkt gerückt werden!“ Auch wenn dies politisch in Aussicht gestellt sei: Die Betriebe könnten nicht auf bloße Ankündigungen vertrauen. Es müssten auch zügig Taten folgen. „Wir brauchen bezahlbare Energie, damit wir wettbewerbsfähig bleiben können.“ Längst hätten auch die IHKs Vorschläge zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und zum Abbau von Bürokratie gemacht, die endlich umgesetzt werden müssten. Wichtigster Schlüssel hierfür sei ein größeres Vertrauen in Unternehmer, die schließlich mit ihrem privaten Vermögen hafteten.
Angela Freimuth MdL unterstrich die Forderung nach mehr Vertrauen – auch gegenüber dem Staat und demokratischen Institutionen. Sie plädierte dafür, nicht nur die Höhe von Haushaltsansätzen zu diskutieren, sondern kritisch zu hinterfragen, ob Ziele erreicht werden, oder nicht. Dirk Wiese MdB kündigte an, dass die Bundesregierung noch vor der Sommerpause erste Erleichterungen für Unternehmen auf den Weg bringen und damit erste, bestehende Unsicherheiten beseitigen werde. Auch bei Netzentgelten und der Energiesteuer werde es zeitnah Entlastungen geben.
Andreas Knappstein, Präsident der IHK Arnsberg, warb dafür, konsequent auf Wachstum zu setzen. Südwestfalen sei eine industriestarke Region, für die angesichts ihrer Exportstärke die Außenwirtschaft eine hohe Bedeutung habe. Die heimische Wirtschaft dürfe nicht zwischen der Zollpolitik des US-Präsidenten und dem Drängen Chinas auf die Absatzmärkte „zermalmt“ werden. „Jetzt gilt es, Freihandelszonen auszubauen – wenn nicht mit den USA, dann erst recht mit anderen!“
Wichtig seien zudem klare politische Schwerpunkte, die eine neue Lust auf Investitionen im Land entfachten. Politik werde dann als verlässlich erlebt, wenn auf Ankündigungen zeitnah deren Umsetzung folge, etwa beim Ausbau der Infrastruktur („dazu gehören auch Lückenschlüsse!“), bei der 5G-Versorgung, einer hinreichenden Ausstattung mit Gewerbeflächen oder der Unternehmenssteuer.
Sarah Stein MdL schließlich sah die südwestfälische Wirtschaft in Sachen Klimafreundlichkeit durchaus auf einem guten Kurs. „Wir sind überzeugt, dass ein Mittelstand, der nicht nur auf fossilen Energien baut, in Südwestfalen eine Zukunft hat. Viele heimische Betriebe zeigen hier erfreulicherweise großes Engagement – im Interesse nachfolgender Generationen!“ Das Sondervermögen des Bundes werde hier weitere notwendige Freiräume für Investitionen ermöglichen.
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Gruppenbild vom Parlamentarischen Abend in Attendorn im Juni 2025
Bildzeile: Vertreter aus Politik und Verwaltung trafen beim Parlamentarischen Abend Südwestfalen zusammen.
24. Juni 2025