Verteidigung braucht eine starke Wirtschaft - IHK-Organisation als zentrale Klammer

Rolle der IHK-Organisation

Die Wirtschaft spielt eine zentrale Rolle für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Angesichts der veränderten geopolitischen Sicherheitslage skizziert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in einer neuen Position die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit von Wirtschaft mit den Sicherheitsbehörden sowie die Aufgaben von Betrieben und IHK-Organisation in unterschiedlichen Sicherheitslagen.

Breite der Wirtschaft betroffen

Das Thema Gesamtverteidigung betrifft viele Wirtschaftsbereiche: den mittelständischen Zulieferbetrieb, der kritische Rohstoffe und Vorprodukte benötigt, ebenso wie die Logistiker, die den Einzel- und Großhandel mit Produkten des täglichen Lebens beliefern. Betroffen sind etwa auch Banken, die Finanzierungen und die Bargeldversorgung absichern, die Gesundheitswirtschaft, die zusätzlich zur Versorgung der Zivilbevölkerung im Ernstfall auch Verletzte und Verwundete behandeln müsste, Programmierer, die Cybersicherheits-Software entwickeln, Energieversorger, die die Wasser-, Strom- und Kraftstoffversorgung sicherstellen, und nicht zuletzt unmittelbar die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie mit ihren Zulieferbetrieben.
Die Umsetzung des von der Bundeswehr entwickelten "Operationsplan Deutschland" rückt dabei auch die operative zivil-militärische Zusammenarbeit in den Regionen in den Fokus. Hier fungieren die Industrie- und Handelskammern (IHKs) als wichtige Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Bundeswehr und Zivilschutzorganisationen.

Wirtschaft muss weiter funktionieren

Schließlich gilt im Ernstfall: Die Wirtschaft muss weiter funktionieren und sicherstellen, dass der Bedarf der Zivilbevölkerung und der Streitkräfte an Gütern und Leistungen gedeckt werden kann. Auch bei anderen Herausforderungen ist eine enge Abstimmung von Politik, Bundeswehr und Wirtschaft erforderlich, vor allem wenn es um die Instandhaltung und Modernisierung von Brücken, Straßen, Wasserwegen, Häfen und Flugplätzen geht.
Damit Unternehmen auch im Verteidigungsfall resilient sind und bleiben und sie ihre Aufgaben erfüllen können, sollten sie sich schon heute mit erforderlichen Vorbereitungen befassen. Dazu zählen innerbetrieblich etwa regelmäßige Schulungen im Bereich Cybersicherheit und die Entwicklung und Erprobung von Notfallplänen, um eventuelle Personal- oder Rohstoffengpässe besser abfedern zu können.

Rahmenbedingungen verbessern

Aus Sicht der IHKs ist für die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands ebenfalls von zentraler Bedeutung, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen hierzulande zu verbessern – nicht zuletzt eine deutliche Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren, insbesondere bei der verteidigungsrelevanten Infrastruktur.
Wesentliche Voraussetzung eines erfolgreichen Konzepts der Gesamtverteidigung ist die Sanierung der gesamten Infrastruktur. Im Konfliktfall wird Deutschland nur dann als Drehscheibe für militärische Transporte und Bewegungen funktionieren, wenn die zentrale Verkehrsinfrastruktur und resiliente Energienetze die erhöhten Anforderungen erfüllen. Ebenso müssen ein EU-weites Cybersicherheitsniveau und resilientere Lieferketten durch weitere Handels- und Rohstoffabkommen sichergestellt werden.

Fachkräftemangel angehen

Eine der großen Herausforderungen stellt für die Unternehmen – aber auch für die Bundeswehr – der Personalmangel dar. Besonders enger Abstimmungsbedarf besteht bei den Themen Wehrdienst, Fachkräfte und Berufliche Bildung: Dabei bleibt bislang unbeantwortet, wie der geplante Ausbau der Bundeswehr und die politische Diskussion um eine Rückkehr zu einem verpflichtenden Wehrdienst die angestrebte stärkere Verteidigungsfähigkeit mit dem ohnehin angespannten Arbeitsmarkt und dem in vielen Branchen offensichtlichen Fachkräftemangel vereinbart werden kann. .

Wichtige Rolle auch für die AHKs

Nicht zuletzt spielen auch die Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) für die Unternehmen eine wichtige Rolle, weil sie bedeutende Ansprechpartner bei der Erschließung neuer Märkte und bei der Bewertung geopolitischer Entwicklungen sind. Das gilt auch für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und deren Zulieferbetriebe. Die AHKs unterstützen den deutschen industriellen Mittelstand damit auch beim Ausbau seiner Geschäftsfelder an der Schnittstelle zwischen zivilem und militärischem Bereich.