Von der Theorie zur Praxis: Warum grüner Wasserstoff teurer ist als gedacht
Die tatsächlichen Herstellungskosten für Wasserstoff wurden bislang systematisch unterschätzt. Das FfE-Diskussionspapier „Von der Theorie zur Praxis“ zeigt, welche praxisnahen Annahmen zu deutlich höheren Gestehungskosten führen als bislang in vielen Studien angenommen und beleuchtet die verschiedenen Faktoren, die bei einer realistischen Betrachtung zu höheren Kosten führen.
Die Herstellungskosten für grünen Wasserstoff wurden in öffentlichen Berichten lange Zeit erheblich unterschätzt. Dahinter steckt eine Reihe von Faktoren. So wurden zum einen die Investitionskosten oft zu niedrig angesetzt. Dabei wurden die Ausgaben für Detailplanung, Beschaffung, Installation und Projektentwicklung häufig nicht vollständig berücksichtigt. Die vollständigen Kosten umfassen nicht nur die physischen Komponenten der Wasserstoffproduktion, sondern auch die Planung und Durchführung des Projekts, die oft komplex und teuer sind und deren Auswirkungen insbesondere bei Elektrolyseuren im niedrigen zweistelligen MW-Bereich zu deutlichen Erhöhungen führen können: Je kleiner das Projekt, desto größer fallen insbesondere die Kosten die Planung und Beschaffung in das Gewicht.
Hier steht das Discussion Paper aus dem Projekt Trans4Real der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE) zum Download bereit.
Darüber hinaus verlieren die Elektrolyse-Stacks – die zentralen Elemente, in denen die eigentliche Elektrolysereaktion stattfindet – durch intensive Nutzung an Effizienz. Wird die Effizienz zu niedrig, ist oft ein Austausch der Stacks sinnvoll. Die Kosten dafür müssen jedoch ebenfalls berücksichtigt werden.
Schließlich wurden die Strombezugskosten oft zu niedrig eingeschätzt. Ein entscheidender Faktor hierbei sind die Opportunitätskosten der Stromerzeuger, die ihren Strom auch am Markt oder über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vermarkten könnten. Diese Opportunitätskosten stellen den potenziellen Gewinn dar, den die Erzeuger durch den Verkauf des Stroms erzielen könnten, anstatt ihn für die Wasserstoffproduktion zu verwenden. Nur in Ausnahmefällen werden Strompreise unter Marktpreisen angeboten. Wird von einem Strombezug zu Stromgestehungskosten ausgegangen, die oftmals deutlich unter der Opportunität liegen, führt das zu einer deutlichen Unterschätzung der Stromkosten. Soll der produzierte Wasserstoff auf die Treibhausgasquote anrechenbar sein und auch im Sinne der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU als „grün“ gelten, müssen zudem die Kriterien der Zusätzlichkeit sowie der geographischen und temporalen Korrelation eingehalten werden, was die Kosten wiederum erhöht.
Diese Faktoren führen dazu, dass die Herstellungskosten von grünem Wasserstoff unter aktuellen Rahmenbedingungen deutlich über vielen bisherigen Annahmen liegen. Mit zunehmender Skalierung, technologischen Fortschritten und angepassten politischen Rahmenbedingungen könnten die Kosten nach Ansicht der Autoren jedoch perspektivisch sinken.
Quelle: FfE (2025): Von der Theorie zur Praxis: Warum grüner Wasserstoff teurer ist als gedacht