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WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 10/2014
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AUFMACHER
Im Moment merke man auch hier sehr
deutlich: „Regionalität spielt eine Rolle“,
betont Lorenz. So läuft gerade in diesem
Jahr eine Neupositionierung der Marke:
Auf jeder Packung für Frischmilch ist jetzt
eine Karte mit dem Milcheinzugsgebiet von
Hochwald abgebildet und immer ist ein
Milchbauer genannt mit Name, Adresse und
einem Foto des Hofes in der Landschaft, für
Hessen ist es der Weil-Hof in Lich-Muschen-
heim. Natürlich lässt sich nicht – wie beim
Rindfleisch – eine Rückverfolgung von der
Kuh bis zur Milchtüte herstellen, aber die
Nennung der Lieferanten könne doch exem-
plarisch deutlich machen: „Diese Milch
kommt aus der Region.“ Wie kam es über-
haupt zu dieser Neubetonung? „Es kam von
den Kunden“, sagt Lorenz, „wir sind oft
angesprochen worden, wo wir unsere Milch
herbekommen.“ Auch ergab eine Umfrage,
die Hochwald zitiert: „73 Prozent der Ver-
braucher aus Hessen finden es wichtig, dass
Milchprodukte aus ihrer Heimat kommen.“
Das Werk in Hungen steht aktuell vor
einer zukunftsweisenden Investition: Bis
2015
entsteht hier eine Anlage für Mager-
milchkonzentrat, einem Grundstoff für
Baby- und Kindernahrung. Anders als her-
kömmliche Trocknung wird die Anlage mit
einer neuartigen „Kaltaufkonzentrierung“
arbeiten, die mit niedrigen Temperaturen
von zehn Grad auskommt. Der Vorteil: „Die
Milch bleibt dabei im nativen Zustand“,
erzählt Werksleiter Grießing. Die neue Mol-
kereitechnik werde die Position von Hoch-
wald im Markt stärken, ist Grießing sicher,
denn „die Kunden wissen schon, dass sie so
etwas nur bei uns bekommen.“ Die Erweite-
rung des Standortes Hungen um eine dritte,
innovative Produktlinie – neben Frischpro-
dukten und Trockenmilch – stärkt im Übri-
gen auch die Stellung des hessischen Stand-
ortes innerhalb des Konzerns.
Mit guter Story auch über
Grenzen hinweg
Nicht alle Unternehmen können so viele
Investitionen und Marketing in ihre Produk-
te stecken. Insbesondere dem Vogelsberg
fehle es laut der Analyse „Vulkan aktiv –
Das Regionale Entwicklungskonzept 2007-
2013
der Region Vogelsberg“ an großhan-
delsfähigen Unternehmen. Gleich darauf
nennt die Studie aber eine Stärke: dieses
könnten nämlich „das ökologische Image
der Region für Lebensmittel nutzen.“
Darauf setzt die Alsfelder Landbrauerei,
gegründet bereits Mitte des 19. Jahrhun-
derts. Seit Oktober 2013 wird sie als GmbH
geführt mit drei Gesellschaftern und aktuell
29
Mitarbeitern. „Unsere ganze Wertschöp-
fungskette ist regional“, sagt Geschäftsfüh-
rer Dieter Resch, „alles ist örtlich organi-
siert.“ Das Wasser wird aus dem 140 Meter
tiefen eigenen Brunnen gefördert, die Brau-
gerste wird zum großen Teil von örtlichen
Landwirten angebaut, beim Bezug koope-
riert die Brauerei mit der benachbarten Raiff-
eisen-Genossenschaft. „Regionales Bier geht
immer einher mit dem regionalen Bezug der
Rohstoffe“, berichtet Resch, „und die Kun-
den fragen danach – wieder.“ Nachdem dies
bei Verbrauchern lange Zeit kein Thema
war, setzte vor ungefähr vier Jahren der
Umschwung ein. Martin Steffes-Mies,
Gesellschafter der Alsfelder Landbrauerei,
sagt heute: „Viele Partner legen Wert darauf,
dass Regionalität gelebt wird“ (siehe dazu
das Editorial Seite 3). Einen überregionalen
Vertrieb aufzubauen, „diesen Anspruch
Fotos: Michael Schlag