WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 10/2014
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Auf dem Laufband durch den Zoo
Fachtagung für Medizin und Biotechnik an der Technischen Hochschule Mittelhessen
von AndreA BeTTe
E
s ist schwer, den Aufbau
einer dreidimensionalen
Struktur anhand eines
zweidimensionalen Fotos nach-
zuvollziehen, beispielsweise
sich den Aufbau eines Motors
vorzustellen oder den Verlauf
eines Nervs durch den Körper.
Virtuelle Realität (VR)-Tech-
niken ermöglichen den wirklich-
keitsnahen 3D-Eindruck von
Räumen oder Dingen, ohne diese
persönlich anzufassen, zu erfor-
schen oder gar auseinanderzu-
nehmen. Es liegt deshalb nahe,
VR-Techniken in der Medizin
oder Biologie einzusetzen, um
damit komplexe Strukturen
leichter begreifbar zu machen
und virtuelle Atlanten von Kör-
pern und Organen zu erstellen.
Dies hilft dem Experten, die
zunehmende Zahl an Details, die
durch Grundlagenforschung
gewonnen werden, zu kennen
und gleichzeitig im Kontext ein-
zuordnen. So lassen sich mit
Hilfe der Virtuellen Realität
durch diagnostische Maßnah-
men ermittelte Daten leichter
zuordnen und interpretieren.
Auch bei der Planung sowie bei
der Durchführung von Operatio-
nen helfen bereits heute VR-
Techniken, um einen praxisna-
hen Eindruck zu bekommen und
gewonnene Erkenntnisse mit
anderen zu teilen.
Dem erwarteten Mangel an
Ärzten könnte in Zukunft mit
Telemedizin begegnet werden,
die eine Diagnose aus der Ferne
ermöglicht und dadurch Arztbe-
suche auf das Minimum
beschränkt. Auch dabei können
VR-Techniken eine große Rolle
spielen. Mobile Diagnosegeräte
und Gesundheits-Apps werden
dem Patienten kontinuierlich
Feedback über seinen momenta-
nen Gesundheitszustand geben,
ihn warnen oder ihn beruhigen.
Der Arzt kann die Daten, auch
ohne dem Patienten gegenüber
zu sitzen, empfangen und aus-
werten und sich so jederzeit
über dessen Zustand informie-
ren. Individualisierte Trainings-
anleitungen in Kombination mit
VR-Techniken ermöglichen dem
Patienten dann in Zukunft, akti-
ve Rehabilitations- und Präven-
tionsmaßnahmen alleine durch-
zuführen. Aktuell werden derar-
tige VR-Techniken bereits in
Stuttgart bei der geriatrischen
Rehabilitation nach einem
Schlaganfall eingesetzt. Hierzu
hat die Firma Visenso eine ste-
reoskopische Drei-D-Projektion
eines virtuellen Zoos entwickelt,
die die Patienten beim Lauftrai-
ning erfolgreich motiviert und
nach ersten Erfahrungen zu
einer deutlichen Steigerung in
der Erfolgsrate der Therapie
führt.
Die Wachstumsbranchen
Medizin und Biotechnik ent-
wickeln sich rasant. Innovative
Techniken führen dabei zu
neuen Anwendungen und
Geschäftsmodellen. Experten
namhafter Unternehmen und Ins-
titute berichten am 21. November
an der Technischen Hochschule
Mittelhessen in Gießen über
Neuerungen und aktuelle
Trends in diesem Bereich. Im
Mittelpunkt stehen die The-
mengebiete Virtuelle Realität,
Sensorik, Telemedizin, Drei-D-
Druck und Züchtung von
künstlichem Gewebe. Dabei
bietet sich mittelhessischen
Anbietern und Forschern die
Gelegenheit zur gemeinsamen
Diskussion.
n
Patient des Robert-Bosch-Klinikums in Stuttgart
vor einer virtuellen
realität-Installation
Foto: visenso GmbH
Andrea Bette
Tel.: 06031/609-2520
e-Mail: bette@giessen-friedberg.ihk.de
Internet:
KontAKt
EinSatz nEuER tEchniKEn in MEdizin und BiotEchniK
termin:
21.
november 2014
uhrzeit:
14.00
bis 18.30 Uhr
anmeldeschluss:
14.
november 2014
ort:
Technische Hochschule Mittelhessen,
Geb. A21/raum A21.0.2, Wiesenstraße 14, Gießen
teilnahmegebühr:
95,-
euro