Seite 50 - Wirtschaftsmagazin

WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 11/2014
50
LEBENSART
Florstadt
Eine agile Stadt mit vielen Akzenten für Bürger und Unternehmen
VON GABRIELE REINARTZ
A
ls der Bad Vilbeler Generikaherstel-
ler STADA 2008 beschloss, das
Hochregallager in Nieder Mockstadt,
einem Stadtteil von Florstadt, zu errichten,
schlug diese Nachricht ein wie eine Bombe.
Entscheidend für diesen Beschluss war die
Bereitschaft der beschaulichen Stadt in der
Wetterau gewesen, dem Unternehmen weite-
re Optionsflächen offenzuhalten, obwohl das
Hochregallager mit über 30.000 Quadratme-
tern Fläche, das sind über fünf Fußballfelder,
gigantisch groß werden sollte. Die Förder-
bänder, die die Produkte von A nach B trans-
portieren, machen rund zwei Kilometer
Gesamtlänge aus. Ein weiterer Grund für den
Zuschlag war die unproblematische Lage des
Gewerbegebietes.
Nun schlug vor wenigen Wochen die
zweite Bombe ein: STADA plant, sein deut-
sches Logistikgeschäft in Bad Vilbel und
Florstadt an ein namhaftes deutsches Logis-
tikunternehmen – Gerüchten zufolge an die
DHL – auszulagern. Betroffen davon sind an
beiden Standorten rund 160 Mitarbeiter.
Laut STADA könnte durch den neuen
Arbeitgeber der Standort Florstadt nicht nur
gehalten, sondern langfristig sogar ausge-
baut werden. Herbert Unger, Bürgermeister
von Florstadt, sieht zunächst keinen Nach-
teil für seine Stadt. „Weil der STADA als ver-
bleibende Eigentümerin weiterhin optionale
Bauflächen zur Verfügung stehen, ändert
sich meines Erachtens nichts an ihrer Aus-
sage, dass der Standort langfristig erhalten
bleibt und sogar ausgebaut werden kann.
Doch letztlich wird es sich an den künftigen
Gewerbesteuerbescheiden maßgeblich able-
sen lassen“, sagt er.
Neben STADA sind im Gewerbegebiet in
Nieder-Mockstadt und darüber hinaus in
Florstadt, das direkt an der A 45 und der
B275 liegt, noch andere größere Firmen ver-
treten, darunter Stephan-Schaumstoffe,
Baumarkt-Rüppel, die Drahtfirma DMG oder
das alteingesessene Einrichtungshaus Möbel
Straube, das seit Jahrzehnten den großen
Konkurrenten im Umkreis erfolgreich trotzt.
Aber auch Marktführer in der Systemgastro-
nomie, ein großer EDEKA mit Getränke-
markt und Reitsport-Krämer sorgen für
zahlreiche Kunden und für eine Lebendig-
keit bis spät in die Nacht. Außerdem: „Eine
Diskothek und Spielhallen beleben unser
Nachtleben. Es ist doch nur positiv, wenn
rund um die Uhr Geld verdient wird“, sagt
der Bürgermeister.
Weitere Unternehmen sind willkommen.
Zurzeit stehen im Gewerbegebiet Nieder-
Mockstadt etwas mehr als sechs Hektar Flä-
chen zum Verkauf. Erweiterungen um bis zu
12,5
Hektar sind möglich. Beworben werden
die Freiflächen von der Wirt-
schaftsförderung Wetterau, der
Wirtschaftsförderung Region
Frankfurt RheinMain und der
Hessischen Landgesellschaft. „Der
Erfolg hat bekanntlich mehrere
Väter“, schmunzelt Unger. Aber
auch ein großes Schild in Blickrich-
tung Autobahn sowie Mundpropa-
ganda tragen zur Imagebildung bei.
Grundsätzlich bevorzugen wir emissi-
onsfreie Unternehmen aus allen Sektoren.
Lärm, eine hohe Fahrzeugfrequenz oder ein
Drei-Schichten-Betrieb sind kein Problem“,
betont er. Die Stadt setzt auf eine gute
Mischung aus Handel, Handwerk, Dienstleis-
tung und Industrie, um gegen konjunkturbe-
dingte Schwankungen robust zu sein.
Städtischer Charakter
und ländliches Flair
Florstadt blickt auf eine zweitausendjäh-
rige Geschichte zurück, und trotzdem besitzt
Foto: Makrodepecher/pixelio.de
Eingebettet in die grünen Hügel der Wetterau liegt Florstadt.