WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 11/2014
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AUFMACHER
bedeutend mit einem großflächigen Ausbruch
sein. Im August wurden einige Fälle der
Krankheit in der nigerianischen Millionenme-
tropole Lagos gemeldet, viele Experten rech-
neten mit einer schnellen Ausbreitung. Durch
die konsequente Isolation und Nachverfol-
gung von über 500 Kontakten gelang es Nige-
ria aber in der Folge, die Ausbreitung von
Ebola auf 20 Fälle zu beschränken. Die WHO
erklärte den Ausbruch innerhalb des Landes
am 20. Oktober offiziell als beendet.
Entscheidende Faktoren beim Auftreten
eines Ebola-Falls sind, wie das Beispiel Nige-
ria zeigt, die schnelle und angemessene Reak-
tion der staatlichen Autoritäten und eine aus-
reichende Ausstattung des Gesundheitssy-
stems, um die effektive Isolation von Kranken
zu gewährleisten. Die Ausgangssituation in
Ghana ist diesbezüglich ungleich besser als in
den Kernländern der Epidemie, bedingt einer-
seits durch den ohnehin besseren Zustand des
Gesundheitssystems, andererseits durch die
lange Vorbereitungszeit. So wird die gha-
naische Öffentlichkeit seit Monaten über
Kampagnen für die Gefahr sensibilisiert. Das
erste von drei neuen Isolationszentren wurde
im Oktober in Tema, nahe
der Hauptstadt Accra, fer-
tiggestellt und 9.000
Schutzanzüge wurden
bestellt und an Gesund-
heitseinrichtungen im
Land verteilt. Zudem
stimmte Ghana im Sep-
tember dem Vorschlag der
UN zu, in Accra das logi-
stische Zentrum im Kampf
gegen Ebola einzurichten.
Ein weiterer Beleg für die
Schnell und ange-
messen reagieren
Die Wirtschaft Ghanas in Zeiten von Ebola
VON CHRISTOPH KRENZER
d
er deutsche Blick auf Westafrika wird
seit der Meldung des Ausbruchs einer
Ebola-Epidemie in Guinea im März
2014
zunehmend von diesem Thema
bestimmt. Auch die Delegation der deutschen
Wirtschaft in Ghana (AHK Ghana) erreichen
in den letzten Wochen und Monaten fast täg-
lich Anfragen deutscher Geschäftsreisender,
die einen Aufenthalt in Ghana planen und
verständlicherweise besorgt um ihre persönli-
che Sicherheit sind. Generell gilt: In Ghana
gibt es bisher keinen Fall von Ebola. Knapp
hundert Verdachtsfälle wurden bislang
gemeldet und auf das Virus getestet, das
Ergebnis war in allen Fällen negativ. Für
Geschäftsreisende nach Ghana besteht des-
halb keinerlei Gefahr, sich zu infizieren.
Wie stellt sich die Situation perspektivisch
dar? Aufgrund seiner zentralen Lage und sei-
ner Rolle als wichtiger Handelsplatz in der
Region besteht auch in Ghana das Risiko
eines Auftretens des Virus. Aber wie das Bei-
spiel Nigeria zeigt, muss ein importierter Ein-
zelfall auch in Westafrika keineswegs gleich-
im regionalen Vergleich hervorragende Infra-
struktur Ghanas.
Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen
der Ebola-Epidemie sind in Ghana bisher
weitaus weniger dramatisch als in den
betroffenen westafrikanischen Ländern. In
Sierra Leone und Liberia halten die beiden
einzigen vor Ort tätigen deutschen Unter-
nehmen, Heidelberg Zement und DHL, wei-
terhin ihren normalen Betrieb aufrecht. Die
ausländischen Mitarbeiter wurden aber von
beiden Standorten abgezogen. Wirtschafts-
prüfungsgesellschaften wie die in Monrovia
und Freetown vertretenen Pricewaterhouse-
Coopers lassen ihre Mitarbeiter zurzeit im
Homeoffice arbeiten.
In Ghana ist im Vergleich dazu bisher nur
die Tourismusindustrie stärker von den Fol-
gen der Ebola-Epidemie getroffen. Von den
in Ghana tätigen deutschen Unternehmen
wurde entsprechend vor allem die Lufthansa
in Mitleidenschaft gezogen, da die Flugbu-
chungen dramatisch zurückgingen. Anfäng-
liche Befürchtungen der Agrarwirtschaft,
dass deutsche Firmen ihre Obstexporte aus
Ghana nach Deutschland nicht mehr durch-
führen könnten, blieben dagegen unbegrün-
det, da eine Übertragung von Ebola durch
verseuchte Lebensmittel ausgeschlossen
werden kann. Bisher hat auch kein einziges
der fast 30 in Ghana tätigen deutschen
Unternehmen seine Mitarbeiter abgezogen.
Als Präventionsmaßnahme gegen Ebola
verhängte die ghanaische Regierung Mitte
August einen dreimonatigen Bann auf alle
internationalen Konferenzen und Ausstel-
lungen. Neben den negativen Folgen für die
Hotelbranche war hiervon auch die Arbeit
der AHK Ghana direkt betroffen. So musste
Foto: www.oanda.com
Das Team der AHK Ghana
mit Patrick Martens,
Ebenezer Kofi Adu-Lartey, Richard Ekow Men-
sah, Frank Ofori Afonah, Victoria Agbai, Sophia
Norda, Christoph Krenzer und Paul N. K. M.
Okan-Adjetey (v.l.n.r.).
Foto: AHK Ghana
Kursverlauf des Cedi