WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 11/2014
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AUFMACHER
Krise in Nigeria in den letzten Wochen zuver-
sichtlich, dass sich das Land kurzfristig von der
Krise erholen wird.
Wie reagieren die deutschen Unterneh-
men vor Ort? Und wie deren afrikanische
Geschäftspartner?
Deutsche Unternehmen vor Ort reagieren ent-
sprechend ihrer Firmenpolicy und Erfahrung in
Nigeria. Ich kenne kaum jemanden, der das
Land verlassen hat, einige Leute haben ihren
Sommerurlaub allerdings nach Rücksprache mit
den Unternehmen verlängert. Dies betrifft in
erster Linie Angehörige. Dies wird von den ein-
heimischen Geschäftspartnern hoch geschätzt.
Man lässt sich nicht allein, sondern tauscht sich
aus und betreibt seine Firma weiterhin.
Was empfehlen Sie Geschäftsreisenden,
die aktuell nach Nigeria oder in andere
westafrikanische Länder reisen müssen?
Die Situation scheint in Sierra Leone, Guinea
und Liberia wirklich sehr schwierig zu sein. Län-
der wie Ghana, wo es ebenfalls eine Delegation
der deutschen Wirtschaft gibt, sind nicht
betroffen. Ich richte mich nach den Empfehlun-
gen des Auswärtigen Amtes und würde von Rei-
sen in die drei erstgenannten Länder abraten.
Nigeria ist derzeit sicherlich schwierig zu berei-
sen, dies gilt allerdings vor allem für den Nor-
den des Landes, der aufgrund der eingangs
genannten terroristischen Bedrohung gefähr-
lich ist. Lagos ist nach wie vor sicher. Ich emp-
fehle aber unbedingt, sich an den Sicherheits-
hinweisen des Auswärtigen Amtes zu Nigeria zu
orientieren und gegebenenfalls ein persönliche
Einschätzung von Geschäftspartnern in Nigeria
einzuholen.
Mit welchen mittel- und langfristigen
Folgen für die westafrikanischen Länder
und deren Gesellschaften rechnen Sie?
In Sierra Leone, Liberia und Guinea scheint das
gesamte öffentliche Leben der Ebola–Krise zum
Opfer zu fallen. Das ist nicht nur für die Wirt-
schaft dieser Länder, sondern vor allem für die
Menschen schlimm. Für Nigeria gilt, dass das
Wirtschaftswachstum kurzfristig einbricht, sich
mittel- bis langfristig aber sicher wieder erho-
len wird. Dies liegt am Rohstoffreichtum des
Landes sowie an der Größe und Stärke der ein-
heimischen Wirtschaft. Ich bin wie gesagt
zuversichtlich, dass sich Nigeria von der Krise
wieder erholen wird. Der Ausbruch des Ebola-
Virus in Westafrika hat aber sicher deutlich
gemacht, wie fragil und anfällig die einheimi-
schen Wirtschaften und Gesellschaften sind,
wenn Sektoren wie die nationale Gesundheits-
versorgung nicht ausreichend ausgebaut sind.
Ich hoffe, dass in diesen Sektor in Zukunft mehr
investiert wird. Hier können deutsche Unter-
nehmen aufgrund der hohen Qualitätsstan-
dards ihrer Produkte eine Vorreiterrolle spielen.
Das Interview führte Stephanie Palm von der
IHK Rhein-Neckar, Geschäftsbereich Interna-
tional.
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Elvin Yilmaz
Tel.: 0641/7954-3505
E-Mail: yilmaz@giessen-friedberg.ihk.de
KONTAKT
Neuer Service der IHK
Kriseninformationen in „Echtzeit“
O
b Entführungen, Bürgerkriege, Flug-
zeugabstürze oder Naturkatastrophen –
sobald sich in der Welt etwas ereignet,
wovon Deutsche betroffen sein könnten,
wird das Krisenreaktionszentrum des Aus-
wärtigen Amts in Berlin aktiv. Ab sofort
stellt der Krisenstab des Auswärtigen Amtes
den Industrie- und Handelskammern für
deren Unternehmen gezielt und in „Echt-
zeit“ Informationen über Krisensituationen
zur Verfügung.
Neben dem Umgang mit akuten Krisen-
fällen gehört auch die Vorsorge zu den Auf-
gaben des Krisenreaktionszentrums. Dazu
zählen die Reise- und Sicherheitshinweise,
die das Auswärtige Amt für nahezu alle
Länder der Welt herausgibt und ständig im
Internet aktualisiert.
Neben diesen Hinweisen verfügt das
Auswärtige Amt vereinzelt über Informatio-
nen, die weder in der Breite veröffentlicht,
noch ins Internet gestellt werden können.
Elvin Yilmaz
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Diese Informationen werden den Kammern
ab sofort zur Verfügung gestellt. Wenn Sie
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möchten, senden Sie uns bitte Ihre Interes-
senbekundung zu. Wir nehmen Sie dann in
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