WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 1/2014
51
BGM-SEITE
Führungskultur gut – Arbeitsergebnisse gut
„
Mut zur Klarheit“
Wirtschaftspsychologin Sonja Wettlaufer referiert bei
Qualifizierungsoffensive Vogelsberg.
„
W
e r t s c h ä t z ung
kostet nichts,
bringt
aber
viel.“ Das war eine zentrale
These der Wirtschaftspsycholo-
gin Sonja Wettlaufer während
eines Impuls-Workshops der
Qualifizierungsoffensive Vogels-
berg - Projektträger ist die
Vogelsberg Consult GmbH – im
November 2013 in der „Schmie-
de“ in Alsfeld-Eudorf. Klarheit,
Kraft und Wertschätzung gepaart
mit der notwendigen Bereit-
schaft, auf seine eigene Gesund-
heit bewusst Acht zu geben,
nannte Frau Wettlaufer als
wesentliche Voraussetzungen,
die eigene Gesundheit und die
der Mitarbeiterinnen und Mitar-
beiter – und somit den Betriebser-
folg – zu sichern.
Vogelsberg-Consult-Ge-
schäftsführer Thomas Schaum-
berg, der knapp 30 Führungs-
kräfte und Mitarbeiter mit Perso-
nalverantwortung in Eudorf
begrüßen konnte, hob hervor:
„
Die Führung strahlt immer aufs
ganze Unternehmen aus.“
Erhöhte Anforderungen im
Arbeitsalltag, die häufige Forde-
rung nach mehr Flexibilität zei-
gen sich in der zunehmenden
psycho-sozialen Belastung von
Führungskräften und der Beleg-
schaft gleichermaßen. Das
Thema Burn-Out ist in aller
Munde. Diese Entwicklungen
hatte die Qualifizierungsoffensi-
ve Vogelsberg zum Anlass
genommen, sich im Rahmen des
„
UnternehmensNetz Vogelsberg“
mit dem Thema „Gesunde Füh-
rung“ intensiver auseinanderzu-
setzen.
Der Vortrag von Wettlaufer,
die für die Confidos Akademie
Hessen in Gießen arbeitet, sowie
eine zum Teil sehr angeregte Dis-
kussion brachten jede Menge
Impulse, die für das sehr komple-
xe Thema sensibilisierten. In etli-
chen Fällen wurden Möglichkei-
ten sichtbar, die eigenen Res-
sourcen und die der Mitarbeiter/-
innen weiter zu stärken und die
erlebte Beanspruchung zu redu-
zieren.
Wichtig dabei: Gesundheit ist
nicht bloß die Abwesenheit von
Krankheit. „Da gehört mehr
dazu“, beschrieb die Psychologin
den Anspruch der Weltgesund-
heitsorganisation WHO: Es gehe
um Wohlbefinden, und zwar
körperlich, geistig und sozial.
Eine Führungskraft habe auch in
Sachen Gesundheit Vorbild zu
sein. Es gelte, immer bei sich
selbst anzufangen, sein eigenes
Verhalten selbstkritisch zu hin-
terfragen. Es sei nicht nur legi-
tim, sondern unverzichtbar, gut
auf sich zu achten und für sich
zu sorgen. Ein ganzes Bündel
von Faktoren beeinflusse die
Gesundheit der Mitarbeiter-
schaft. Herausragend dabei: die
Art der Führung. Das sogenannte
„
Betriebsklima“ entstehe nicht
im luftleeren Raum.
Grenzen erkennen und Gren-
zen setzen, erreichbare Ziele
definieren, die Balance von Lei-
stung und Entspannung herstel-
len und ergonomisch korrekte
Arbeitsplätze bereitstellen, aus
möglichen Opferhaltungen her-
auskommen, seine eigenen Res-
sourcen kennen und nutzen
(„
Wo ist meine Tankstelle…?“),
wertschätzend kommunizieren –
dies alles seien wesentliche Fak-
toren fürs Wohlbefinden und
damit letztlich auch für den
Unternehmenserfolg selbst. Ganz
oben stehe auch die richtige Per-
sonalentwicklung und mithin
der Einsatz des Mitarbeiters auf
dem Platz, der am besten zu ihm
passt.
Der Blick aufs Positive ver-
ändere die Firmenkultur deut-
lich, bemerkte ein Teilnehmer.
Das „Rumbohren im Negativen,
in Fehlern“ vergifte das Klima
und schädige den Betriebserfolg,
schaffe keine Zukunftsperspekti-
ven. Über den „Chef“ hinaus
lenkte die Psychologin den Blick
auf die „Schlüsselrolle des direk-
ten Vorgesetzten“. Dessen Werte-
system, seine Einstellungen, Hal-
tungen, sein Menschenbild präg-
ten die Firmenkultur immens –
und seien damit im positiven
Falle auch ein Stück Gesund-
heitsprävention. Bei aller not-
wendigen Leistungsbereitschaft
rief die Wirtschaftspsychologin
zur Einhaltung ethischer Grund-
prinzipien auf: „Vertrauen Sie
Ihrer Intuition. Menschen mer-
ken sofort, ob es einer gut mit
ihnen meint.“
In jeder Weise Vorbild sein –
das könne niemand einer Füh-
rungskraft abnehmen. Eine gute
Führungskraft nehme „ihre
Leute“ ernst, könne hinschauen
und zudem mit Leidenschaft und
„
Spirit“ für echtes Wohlbefinden
und nachhaltig gute Arbeitser-
gebnisse sorgen. Emotionen
seien stets unterwegs – es nütze
nichts, sie zu ignorieren. Viel-
mehr sollten sie in angemessener
Weise als Energie gut genutzt
werden.
n
Die
Wirtschaftspsychologin
Sonja Wettlaufer
(
Confidos Aka-
demie) ermutigte die Führungs-
kräfte aus Unternehmen zu Klar-
heit, Kraft und Wertschätzung.
Foto: Vogelsberg Consult GmbH