5. Bildung und Fachkräfte

Sie haben bis zum 30. Juni 2025 die Möglichkeit, Ihre Interessen in den Meinungsbildungsprozess einzubringen. Teilen Sie uns Ihre Anmerkungen zu den gewünschten Themenkomplexen mit unter: beteiligungen@gera.ihk.de.

5.1 Lernort Schule:
Strategie entwickeln und Qualität verbessern

Um die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft zu sichern, braucht Deutschland ein exzellentes und praxisnahes Bildungssystem. Dafür ist eine zentral koordinierte Bildungsstrategie notwendig, um den Bildungsföderalismus weiterzuentwickeln sowie die Qualität und Gerechtigkeit im System zu verbessern. Dabei müssen bundesweit einheitliche Bildungsstandards und Schulabschlüsse eingeführt werden. Dies würde nicht nur zur Mobilität und Vergleichbarkeit beitragen, sondern auch der Qualitätssicherung dienen und Unternehmen die realistische Einschätzung der formalen Qualifikationen erleichtern.
Die Qualifikation der Schulabgänger muss verbessert werden, insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist dies dringend erforderlich. Die Schulen müssen auf die heutigen Anforderungen des Arbeitslebens vorbereiten, wofür sie moderne Ausstattung und Konzepte benötigen. Das Thema Wirtschaft sollte fächerübergreifend stärker in die Lehrpläne aller Bildungsbereiche integriert werden, um bei jungen Menschen das Verständnis für Wirtschaftsabläufe und die Wertschätzung des Unternehmertums zu fördern.
Die Berufsorientierung muss fester Bestandteil des Lehrplans aller weiterführenden Schulen sein. Für die Schülerinnen und Schüler ergibt sich aus einer individuellen Orientierung und Förderung der Vorteil, dass sie sicherer beurteilen können, welcher Beruf ihren Fähigkeiten und ihren Neigungen entspricht. Der Übergang in den Beruf wird ihnen erleichtert, wenn sie dabei auch die Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten in ihrer Region im Blick haben.
Die Kompetenzen der EU sind in der Bildungspolitik auf eine unterstützende und ergänzende Funktion. EU-Initiativen in der Bildungspolitik sollen die Verantwortung der Mitgliedstaaten für die inhaltliche Gestaltung des Bildungssystems beachten und ausreichend Spielräume für flexible individuelle Wege auf nationaler Ebene lassen.

Folgende Leitlinien sollten das wirtschaftspolitische Handeln bestimmen

  • Bildung als gesamtgesellschaftliche Herausforderung trotz föderaler Verantwortung
  • Einheitliche Bildungsziele für vergleichbare Leistungsanforderungen und Abschlüsse
  • Ausbildungs- und Hochschulreife in den Schulen sichern und Übergänge begleiten
  • MINT-Bildung mit praxisorientiertem Unterricht von Grundschule bis Abitur stärken
  • Zukunftskompetenzen und digitales Verständnis fächerübergreifend vermitteln
  • Wirtschaftliche Themen frühzeitig lehren und Wertschätzung des Unternehmertums fördern
  • Systematische Berufs- und Studienorientierung an allen weiterführenden Schulen
  • Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung betonen
  • Moderne Ausstattung der Schulen einschließlich innovativer Konzepte sichern
  • Praxisorientierte Aus- und Weiterbildung der Lehrer fördern
  • Nationale Gestaltungshoheit in der Bildungspolitik erhalten

5.2 Berufliche Bildung:
Attraktivität erhöhen – Fachkräftepotenziale heben

Seit Jahrzehnten ist die berufliche Bildung in Deutschland Garant für qualifizierte Fachkräfte und eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit, zugleich ist sie Vorbild für viele andere Länder. Gleichzeitig steht das Erfolgsmodell vor Herausforderungen. Vor allem infolge des demografischen Wandels fehlen den Unternehmen zunehmend geeignete Bewerberinnen und Bewerber für eine Berufsausbildung. Diese Entwicklung stellt schon jetzt ein ernstzunehmendes Risiko für die Ostthüringer Wirtschaft dar.
Die Stärkung und Weiterentwicklung der Beruflichen Bildung gehören daher zu den wichtigsten Aufgaben der IHK-Organisation. Die berufliche Aus- und Weiterbildung soll weiter so organisiert sein, dass sie unter sich rapide ändernden Rahmenbedingungen den Bedarf der Unternehmen erfüllt und attraktiv für junge Menschen und angehende Fachkräfte ist. Eine erfolgreiche Fachkräftesicherung kann nur gelingen, wenn die gesamte Bildungskette in den Blick genommen wird – von einer guten frühkindlichen Bildung über Schule, Ausbildung oder Studium bis hin zur Höheren Berufsbildung (auch "Aufstiegsfortbildung").

Folgende Leitlinien sollten das wirtschaftspolitische Handeln bestimmen

  • Duale Ausbildung stärken und weiterentwickeln
  • Hochwertige Prüfungen sichern, Nachqualifizierung ausbauen
  • Europaweite und internationale Mobilität in der Beruflichen Bildung fördern
  • Regionale Berufsschulstandorte zu Kompetenzzentren weiterentwickeln
  • Wohn- und ausbildungsortnahe Beschulung sichern und finanzielle Unterstützung der Auszubildenden bei großer Entfernung zur Berufsschule
  • Unterstützung der ehrenamtlichen Prüfertätigkeit
  • Höhere Berufsbildung ganzheitlich stärken
  • Weiterbildungsvielfalt erhalten, Beratung intensivieren
  • Betriebliche Bedarfe und Anforderungen stärker berücksichtigen
  • Akademische Fachkräfte praxisnah qualifizieren, Beschäftigungsfähigkeit sichern

5.3 Fach- und Arbeitskräftesicherung:
Rahmenbedingungen verbessern

Der Fach- und zunehmend der Arbeitskräftemangel stellt die Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen. Er ist inzwischen eine Wachstumsbremse. Insbesondere infolge der demografischen Entwicklung – es verlassen in den kommenden Jahren deutlich mehr ältere Beschäftigte den Arbeitsmarkt als junge hinzukommen – werden sich Arbeits- und Fachkräfteengpässe in vielen Bereichen künftig noch verstärken.
Die nationale und europäische Politik sollte daher attraktive Rahmenbedingungen für die Betriebe setzen und auf Maßnahmen und Regulierungen verzichten, die die Fach- und Arbeitskräftesicherung erschweren. Die konkrete Ausgestaltung dieser Rahmenbedingungen auf EU-Ebene sollte in den Bereichen der Beschäftigungs- und Sozialpolitik vorrangig bei den Mitgliedsstaaten liegen. Diese sollten beschäftigungsfreundliche Regelungen schaffen und können dabei nationale Besonderheiten berücksichtigen.

Folgende Leitlinien sollten das wirtschaftspolitische Handeln bestimmen

  • Thüringen für Fachkräfte aus dem In- und Ausland attraktiv gestalten
  • Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften intensiv unterstützen
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken
  • Beschäftigung Älterer durch gezielte Maßnahmen ausweiten
  • Arbeits- und Fachkräftezuwanderung erleichtern
  • Bürokratieabbau im Arbeits- und Sozialrecht vorantreiben
  • Fachkräfteengpass durch Steigerung der Produktivität abschwächen
  • Betriebliche Gesundheitsförderung besser unterstützen
  • Soziale Sicherung nachhaltig ausgestalten
  • Flexibilisierung der Arbeitszeit durch Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an EU-Vorgaben (z.B. Höchstarbeits- und Ruhezeiten)