Noch keine Aufbruchstimmung in der Wirtschaft
IHK-Konjunkturumfrage regional: durchwachsene Stimmung in den Ostthüringer Landkreisen und kreisfreien Städten
Nach zwei Jahren Rezession zeichnet sich in der Ostthüringer Wirtschaft noch keine nachhaltige Erholung ab. Zwar zeigen sich im Frühjahr leichte Verbesserungen bei der Geschäftslage und den Erwartungen der hiesigen Unternehmen, doch die Stimmung in der Wirtschaft bleibt insgesamt angespannt. Die größten Risiken sind Arbeitskosten, nachteilige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, die Nachfrageentwicklung sowie die Energiepreise.
Dies ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera im Frühjahr 2025, für die 1.100 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen Ostthüringens befragt wurden.
Der Blick in die Landkreise und kreisfreien Städte Ostthüringens ergibt ein durchwachsenes Stimmungsbild. Der Konjunkturklimaindex bleibt indes in jeder Region unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten.
„Wir brauchen dringend konkrete Maßnahmen zur Senkung der Kosten für Unternehmen, zum Bürokratierückbau und zur Beschleunigung der Verfahren. Das "Sofortprogramm" der Bundesregierung ist ein erster wichtiger Schritt. Dem müssen nun schnell weitere Taten folgen. Nur mit einer starken Wirtschaft können wir den Herausforderungen der Zeit entgegentreten, betont Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen.
In der kreisfreien Stadt Gera hat die wirtschaftliche Erholung einen Rückschlag erlitten. Nachdem das Konjunkturklima zuletzt drei Mal in Folge Zuwächse verzeichnete, verschlechtert sich die Stimmung im Frühjahr wieder. Die Unternehmen sind weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften und auch die Erwartungen an die kommenden Monate gehen zurück. Jedes dritte Unternehmen rechnet mit einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung, während sich nur noch 14 Prozent der Befragten zuversichtlich zeigen. Die Investitionspläne der Unternehmen bleiben zurückhaltend: 63 Prozent der Geraer Unternehmen wollen ihre Investitionen kürzen oder zurückstellen. Auch im Personalbereich sind die Erwartungen verhaltener als noch zu Jahresbeginn. Jedes vierte Unternehmen rechnet mit weniger Beschäftigten, nur noch 12 Prozent mit zusätzlichen Stellen in den nächsten 12 Monaten.
In der kreisfreien Stadt Jena liegen die Stimmungswerte der Unternehmen weiterhin unter dem Vorjahresniveau. Die Firmen in der Lichtstadt sind überwiegend unzufrieden mit ihren laufenden Geschäften: 40 Prozent der Befragten (plus sechs zur Vorumfrage) stufen diese als schlecht ein, während ein Viertel (Vorumfrage: 21 Prozent) ein positives Lageurteil fällt. Der Hauptgrund ist die schleppende Nachfrage: 58 Prozent der Unternehmen melden rückläufige Auftragseingänge im Vorjahresvergleich. Die Entwicklung der Nachfrage ist auch neben den unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das größte Geschäftsrisiko aus Sicht der Jenaer Betriebe. Die Erwartungen bleiben trotz Verbesserung im Saldo negativ (-15,4 nach zuvor -22,2 Saldenpunkten). Die Investitions- und Personalpläne der Firmen sind daher nach wie vor restriktiv.
Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hält die konjunkturelle Schwächephase an. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen ist unzufrieden mit ihrer aktuellen Lage. Nur 11 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäfte in den ersten vier Monaten des Jahres mit „gut“. Auch die Erwartungen verharren im Tief. Jeder zweite Betrieb rechnet mit keiner Veränderung, weitere 38 Prozent mit einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung, während 13 Prozent der Betriebe eine positive Prognose machen. In diesem herausfordernden Umfeld sehen derzeit nur 16 Prozent der Firmen Spielraum für steigende Investitionen. Der Schwerpunkt liegt dann meist auf Ersatzinvestitionen. Kapazitätserweiterungen sind hingegen bei nur 19 Prozent der investierenden Unternehmen am Saalebogen geplant.
Der regionale Konjunkturklimaindikator für den Saale-Holzland-Kreis steigt im Frühjahr auf 87,5 Punkte. Damit ist die Stimmung in der Wirtschaft deutlich besser als zu Jahresbeginn (57,6 Punkte) und etwas besser als im Vorjahreszeitraum (83,7 Punkte). Vor allem die Bewertungen der Geschäftslage fallen günstiger aus, auch wenn der Anteil von Unternehmen, die ihre Situation als schlecht einschätzen, mit 33 Prozent (zuvor 46 Prozent) im langjährigen Vergleich hoch bleibt. Der Ausblick auf die kommenden Monate ist nicht mehr so negativ wie in der Vorumfrage. Doch eine wirkliche Aufbruchstimmung kommt nicht auf: Nur jedes zehnte Unternehmen erwartet eine günstigere Geschäftsentwicklung, die Mehrheit der Befragten (63 Prozent) rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Die Pläne für Investitionen und Personal sind wieder expansiver, aber noch weit von dem Niveau der vergangenen Jahre entfernt.
Im Saale-Orla-Kreis kommt die Konjunktur kaum voran. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen meldet im Frühjahr schlechte Geschäfte, nur 11 Prozent bewerten ihre Lage mit „gut“. Die Auftragseingänge liegen bei der Mehrheit der Befragten unter dem Vorjahresniveau und die gestiegenen Kosten drücken die Erträge. Eine baldige Trendwende ist aus Sicht der meisten Betriebe nicht zu erwarten. Für die kommenden 12 Monate rechnet jeder Zweite sogar mit sinkenden, weitere 30 Prozent der Befragten mit stagnierenden Umsätzen. Positive Impulse für den Arbeitsmarkt sind daher eher nicht zu erwarten. Vielmehr plant jeder fünfte Betrieb im Landkreis mit weniger Personal. Auch bei den Investitionen sind die Unternehmen weiter zögerlich. Nur vier Prozent der investierenden Unternehmen planen Kapazitätserweiterungen. Den Schwerpunkt bilden stattdessen Ersatzinvestitionen sowie Maßnahmen zur Kostensenkung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
Im Landkreis Greiz stockt die konjunkturelle Erholung. Nach drei Anstiegen in Folge ist der Konjunkturklimaindex im Frühjahr auf 81,9 Punkte (zuvor 87,1 Punkte) gefallen. Dies vor allem, weil die Unternehmen wieder unzufriedener mit ihren Geschäften sind. Eine gute Geschäftslage melden aktuell 21 Prozent der Unternehmen (minus sechs), 34 Prozent der Betriebe (plus drei) kommen hingegen zu einem negativen Urteil. Auch der Ausblick auf die nächsten Monate fällt verhalten aus. Eine günstigere Geschäftsentwicklung erwarten derzeit nur neun Prozent der Befragten (minus drei). Das hat Auswirkungen auf die Investitionspläne. Hier planen nur noch 13 Prozent der Betriebe mit höheren Ausgaben, 54 Prozent dagegen wollen weniger oder nicht investieren. Ähnlich zurückhaltend gestalten sich auch die Personalpläne.
Am stärksten fällt die Frühjahrbelebung im Altenburger Land aus. Hier nähert sich der Konjunkturklimaindex der Wachstumsschwelle von 100 Punkten (derzeit 96,6 Punkte). Die Unternehmen bewerten ihre Lage deutlich besser als noch zu Jahresbeginn. 30 Prozent der Betriebe (plus 12) melden gute Geschäfte, während sich nur noch jeder Fünfte (zuvor 43 Prozent) unzufrieden zeigt. Auch die Erwartungen an die kommenden Monate verbessern sich, wenngleich diese im Saldo negativ bleiben (-15,9 nach -24,3 Saldenpunkten). Aufbruchstimmung kommt also auch im Altenburger Land (noch) nicht auf. Zumal die Unternehmen bei ihren Investitions- und Personalplänen weiter überwiegend restriktiv sind.
Mehr dazu im ausführlichen Bericht zur Konjunkturumfrage Frühjahr 2025 online unter www.gera.ihk.de/konjunktur.
05.06.2025, ba