Lage und Stimmung in Ostthüringer Wirtschaft bleiben angespannt

IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2023: Dienstleister legen zu, Industrie, Bau, Verkehr, Gastronomie und Handel mit verhaltener Entwicklung

Die Stimmung in der Ostthüringer Wirtschaft hat sich gegenüber der Konjunkturbefragung zum Jahreswechsel 2023 aufgehellt. Obwohl die aktuelle Geschäftslage insgesamt etwas verhaltener eingeschätzt wird, haben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen verbessert.  Dadurch steigt der IHK-Geschäftsklimaindex um sieben auf 98,6 Prozentpunkte.
Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen, an der 352 Unternehmen mit zusammen 12.500 Beschäftigten teilnahmen.
„Trotz dieser positiven Entwicklung sind die Erwartungen der Ostthüringer Unternehmen weiterhin sehr verhalten. Die Rezessionsängste lassen zwar seit dem Tief im Herbst 2022 weiter nach, ein nachhaltiger konjunktureller Aufschwung ist daraus jedoch nicht abzuleiten. Die Konjunkturrisiken sind nach wie vor erheblich. Weiterhin belasten gestiegene Energie- und Materialpreise ebenso wie steigende Arbeitskosten sowie die hohe Inflation die Ostthüringer Unternehmen stark“, betont Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie. Sie sieht die Politik in der Pflicht, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingen unternehmensfreundlich auszugestalten.
Sowohl Investitions- wie auch Beschäftigungspläne bleiben zurückhaltend. 47 Prozent der befragten Unternehmen werden in den nächsten Monaten mehr oder gleich viel investieren. Jedoch liegen geplante Investitionen in Innovationen und Kapazitätserweiterungen hinter dem Niveau der Vorjahre.

Branchenkonjunktur:

In der Ostthüringer Industrie bleiben Geschäfts- und Ertragslage weiterhin stabil. Allerdings bewerten nur noch 30 Prozent der Unternehmen ihre Lage positiv. Zu Jahresbeginn waren es noch 44 Prozent. Knapp 40 Prozent der Industrieunternehmen sehen ihren Auftragsbestand als zu klein.
In der Ostthüringer Bauwirtschaft setzt sich der Abwärtstrend weiter fort. Insbesondere die Entwicklung der Auftragseingänge zeigt deutlich nach unten. Entsprechend skeptisch fallen die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate aus. Bei 43 Prozent der Unternehmen hat sich die Gewinnlage im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert.
Erheblich besser ist der Konjunkturverlauf im Ostthüringer Dienstleistungsgewerbe. 54 Prozent der Unternehmen melden stabile Auftragseingänge und 20 Prozent sogar eine Steigerung der Nachfrage. Auch die Geschäftsaussichten sind im Branchenvergleich am zuversichtlichsten und lassen ein weiteres Wachstum erwarten.
Leicht verbessert sind auch die Lageeinschätzungen im Ostthüringer Handel. 18 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut und 51 Prozent sind noch zufrieden. Jedoch melden 48 Prozent der Händler geringere Umsätze. Die hohe Inflation drückt die Kauflust der Verbraucher und so wird die Ausgabefreudigkeit von 77 Prozent der Händler als rückläufig eingeschätzt.
Das Ostthüringer Verkehrsgewerbe steht großen Herausforderungen gegenüber. So fällt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Hohe Kraftstoffpreise, Fahrermangel, sinkende Transportmengen - zwei Drittel der Unternehmen melden einen Rückgang des Fracht- und Umschlagvolumens - und die für das Verkehrsgewerbe herausfordernden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen belasten die Unternehmen stark. Konjunkturelle Impulse sind dagegen kaum zu erkennen. 70 Prozent der Befragten rechnen daher mit weiterhin sinkenden Transportmengen.
Die Aussichten im Ostthüringer Tourismus- und Gastgewerbe haben sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert, obwohl die negativen Erwartungen noch leicht überwiegen. Hohe Preise, Fachkräftemangel und auch weiter zunehmende bürokratische Auflagen (Beispiel Verpackungsgesetz) hemmen aber die Wachstumsperspektiven der Branche zunehmend. So hat sich die Gewinnlage bei 36 Prozent der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, 38 Prozent können aktuell nicht kostendeckend arbeiten.

Regionalkonjunktur:

Die Ergebnisse der IHK-Frühjahrskonjunkturumfrage fallen regional durchaus unterschiedlich aus. Die aktuelle Geschäftslage hat sich in allen Kreisen verschlechtert, außer im Saale-Holzland-Kreis und im Saale-Orla-Kreis.
Im Saale-Holzland-Kreis und in den beiden kreisfreien Städten Gera und Jena schätzen die Unternehmen ihre Lage noch am positivsten ein. Schlusslicht im Ostthüringer Vergleich bei der Einschätzung der Lage ist der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Die Aussichten für die kommenden zwölf Monate verbesserten sich dagegen in allen Landkreisen zum Teil deutlich. Lediglich im Altenburger Land blicken die Unternehmen sogar noch ein wenig skeptischer als noch zum Jahreswechsel in die Zukunft. Auch bei den Aussichten zeigen sich die Unternehmen in Gera und Jena optimistischer als in den Landkreisen.
Dieses Bild spiegelt sich auch bei den Beschäftigungsplänen wider. So überwiegen in Gera und Jena noch die Unternehmen, die weiterhin zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen. In den Landkreisen dagegen ist die Tendenz rückläufig, am stärksten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, wo 25,5 Prozent der Unternehmen mit sinkenden Beschäftigtenzahlen rechnen und nur 5,5 Prozent zusätzlich Mitarbeiter einstellen möchten. Die Investitionsabsichten bleiben weiterhin in allen Landkreisen sehr verhalten.
05.06.2023, ba